Das Interesse an Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung wird immer größer, was die Umweltstationen, andere Akteure und Freiberufler in diesem Berufsfeld grundsätzlich erfreut – schließlich geht es um den Erhalt der Lebensgrundlagen für alle. Umso härter wird dieser wichtige Bereich vom aktuellen Sparkurs getroffen, der Ende 2024 verkündet wurde. Dieser war auch Thema beim Runden Tisch Umweltbildung Oberfranken in Mitwitz.
Voraussichtlich gebe es in den kommenden Jahren insgesamt weniger Fördermittel zu verteilen, weil Möglichkeiten der Umschichtung wegfallen, teilte Sonja Keil vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz mit. „Ich hoffe, dass diese Informationen für Sie nicht ganz so hart sind“, meinte sie. Im Vergleich zur restlichen Naturschutzabteilung sei man recht glimpflich davongekommen. Es werde aber Einschränkungen geben. „Die allgemeine Haushaltslage wird in den nächsten Jahren eher schwieriger“, erklärte Keil.
Treuchtlingen wird geschlossen
Die erteilten Förderzusagen für dieses Jahr würden in jedem Fall eingehalten. Auch werde an der Grundförderung nicht gerüttelt. Nach dem Abschluss der laufenden Verfahren werde man aber keine Anträge für neue Umweltstationen mehr annehmen. Die Situation sei akut - einige Umweltstationen, wie in Treuchtlingen, würden heuer bereits geschlossen. Etliche andere Anwesende befürchten, im schlimmsten Fall könnte ihnen das in den nächsten Jahren auch bevorstehen.
Denn bei der Projektförderung werde es insgesamt einen Rückgang der Fördersumme geben. Bisher waren für die 65 Umweltstationen Bayerns 800.000 Euro jährlich vorhanden, weitere 700.000 Euro für andere Träger der Umweltbildung. Nach den neuen Planungen stünden für Umweltstationen noch 600.000 Euro zur Verfügung, für andere Träger 400.000 Euro. Im Raum stünden damit Reduzierungen um 25 oder fast 50 Prozent. Der Mitwitzer Bürgermeister Oliver Plewa riet den Betroffenen, gegenüber ihren jeweiligen regionalen Abgeordneten die Wichtigkeit der geleisteten Arbeit deutlich zu machen, gute Kontakte und Netzwerke zu pflegen sowie gemeinschaftlich und lösungsorientiert nach vorne zu blicken.
Beim Runden Tisch Umweltbildung Oberfranken tauschen sich Umweltstationen, Freiberufler und andere Organisationen zweimal im Jahr aus. Diesmal war wieder die Ökologische Bildungsstätte Oberfranken in Mitwitz Gastgeberin.
Generell werden die Fördermöglichkeiten im Naturschutzbereich weniger. Für die nächsten zwei oder drei Jahre ist die Prognose daher entsprechend angespannt. „Wir hoffen, möglichst alle Umweltstationen in Oberfranken relativ gut durch diese Zeit zu bringen“, betonte Dr. Andrè Maslo, Leiter der Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken, Mitwitz. „Was wir auf jeden Fall vermeiden wollen, ist, dass Umweltstationen in Oberfranken schließen müssen.“
Die Ökologische Bildungsstätte in Mitwitz sei stark genug aufgestellt, um einige schwierigere Jahre bei der Finanzierung meistern zu können. Aber auch sie müsse mit den Mittelkürzungen rechnen und ihre Angebote der nächsten Jahre neu kalkulieren.
Nachfrage steigt
Dabei steige die Nachfrage. Kindergärten, Schulen und Familien fragten immer mehr Angebote über nachhaltige Entwicklung, über Bildung, Klimaschutz, Müllvermeidung oder die neuen Mischwälder nach. „Es tut schon weh, dieses Portfolio an Veranstaltungen zu verkleinern, obwohl die Öffentlichkeit mehr dieser Angebote möchte.“ Viele Umweltbildungseinrichtungen arbeiteten bereits jetzt strukturell im prekären Bereich, und das nicht selten seit Jahrzehnten. Oft wisse man erst zum Ende eines Jahres, wie es nach Silvester weitergeht. „Seit letztem Herbst wackelt es überall“, betonte Moderatorin Ulrike Schaefer aus der Umweltstation Liasgrube im Landkreis Forchheim. „Viele stehen buchstäblich vor einem Abgrund.“ Schon jetzt könne für viele Arbeitsleistungen kein ausreichendes Honorar gezahlt werden.
Wertvolle Arbeit
Dabei seien alle dafür dankbar, dass es dieses Programm überhaupt gibt. „Es ist eine wahnsinnig wertvolle Arbeit, die von der Bevölkerung viel Wertschätzung erfährt.“ Das Interesse an den Umweltbildungsangeboten machte auch Jennifer Thiem von der Umweltstation Weismain deutlich.
Die Vorstellung der aktuellen Projekte der Einrichtungen machte deutlich, wie viele hochinteressante Ideen mit sehr viel Herzblut hier in Oberfranken und in ganz Bayern angeboten werden. Der Verlust dieser Arbeit, die in vielen Jahrzehnten aufgebaut wurde und jedes Jahr unzählige Menschen erreicht, wäre gesellschaftlich ein kaum zu beziffernder Rückschlag. Ein Rückschlag, den man mit der nötigen Unterstützung aus Bevölkerung und Politik gemeinsam abzuwenden hofft.