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LICHTENFELS: Sagen vom Obermain: Der goldene Pudel aus Schney

LICHTENFELS

Sagen vom Obermain: Der goldene Pudel aus Schney

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    Viele Familien im Lichtenfelser Land hatten früher zumindest einige Haustiere. Ein paar Hühner, eine Kuh oder ein Zicklein waren in vielen Gärten anzutreffen. Seitdem Eier und Milch günstig im Supermarkt erworben werden können, gehören solche Bilder aber häufig längst vergangenen Tagen an.
    Viele Familien im Lichtenfelser Land hatten früher zumindest einige Haustiere. Ein paar Hühner, eine Kuh oder ein Zicklein waren in vielen Gärten anzutreffen. Seitdem Eier und Milch günstig im Supermarkt erworben werden können, gehören solche Bilder aber häufig längst vergangenen Tagen an. Foto: Fabian Brand

    Immer wieder heißt es, dass Tiere zu bestimmten Festzeiten miteinander sprechen. Besonders in der Christnacht vom 24. auf den 25. Dezember soll dies der Fall sein: Wenn die Uhr zwölf Mal schlägt, reden die Haustiere in menschlicher Sprache über das Glück und Unglück, das dem Haus bevorsteht.

    Doch die Altvorderen wissen von einem Bauern zu berichten, der sich nachts heimlich in den Stall schlich, um dem Gespräch der Tiere zu lauschen. Was er zu hören bekam war nichts anderes als die Vorhersage seines eigenen Todes im kommenden Jahr.

    Osterwasser für die Tiere

    Die Tiere werden in der Weihnachtszeit deshalb auch besonders behandelt: Auch am Obermain durften sie an der Freude über die Geburt Jesu teilhaben, indem sie etwas vom Weihnachtsgebäck oder einen anderen Leckerbissen abbekamen. Am Karsamstag hingegen, als der Herr Jesus im Grab ruhte, durfte das Vieh nicht zur Arbeit eingespannt werden. Nach der Osternacht aber führte der erste Weg den Bauern in den Stall, wo er den Tieren etwas vom Osterwasser zu trinken gab.

    Eine gängige Sitte war es, den Tieren den Tod des Hausherrn anzusagen. Man glaubte, dass die Tiere den Tod wittern, weil sie auch Geister sehen können. Wenn der Tod bevorsteht, werden sie unruhig und beginnen zu schreien. Wer es unterlässt, die Tiere über das Ableben des Bauern zu unterrichten, hat mit Schäden zu rechnen: Es heißt, dass das Vieh dann stirbt, weil der Hausherr seinen ganzen Besitz mit ins Jenseits nehmen möchte. Bevor der Bauer zu Grab getragen wird, muss man es den Tieren ankündigen. Auch sie sollen dem Herrn die letzte Ehre erweisen.

    Steinkauz als Ansager

    In den Tierstimmen glaubten unsere Vorfahren menschliche Worte hören zu können. Ungewöhnliche Tierstimmen gelten als schlechtes Vorzeichen: So gilt der Steinkauz als Ansager des Todes. Wenn ein Steinkauz rief, so hieß das, dass bald ein Mensch sterben werde.

    „Jaja, in Stadt und Land / ist er gar wohlbekannt, / er frisst und säuft net schlecht: / der Graatzer Hecht“: Bis heute tragen die Marktgraitzer den Spitznamen die „Hechtn“. Der Brunnen im Ortskern von Graatz zeugt noch heute von diesem tierischen Beinamen.
    „Jaja, in Stadt und Land / ist er gar wohlbekannt, / er frisst und säuft net schlecht: / der Graatzer Hecht“: Bis heute tragen die Marktgraitzer den Spitznamen die „Hechtn“. Der Brunnen im Ortskern von Graatz zeugt noch heute von diesem tierischen Beinamen. Foto: Fabian Brand

    Vor allem Geister und Dämonen waren häufig in Tiergestalt unterwegs. Besonders die Kröte wurde als geisterhaftes Tier angesehen, das eine arme Seele verkörperte. Deswegen durfte man am Allerseelentag auch keine Kröte töten, man hätte sich sonst an einer armen Seele vergangen. Bei den Vögeln sind besonders Eule und Rabe, aber auch der Hahn, oft als dämonische Wesen angesehen. Meistens sind es die Seelen von Missetätern, die in Tiergestalt wiederkehren und unter den Menschen ihr Unwesen treiben müssen.

    Die sieben Spatzen

    Eine Legende aus dem Weismainer Land berichtet uns über die sieben Spatzen, die bis heute in der Burg Niesten wohnen. Man erzählt sich, dass einstmals eine verbitterte Alte in der Burg wohnte, die neidisch über ihren Besitz wachte. Sogar die Obstbäume blieben nicht vor ihrem Blick verschont. Als Spatzen herbeiflogen und von den köstlichen Früchten der Bäume naschten, verwünschte die Alte die Spatzen. Seitdem gibt es nur noch sieben Spatzen, die in der Burg Niesten ihre Heimat haben. Sehr oft ist die Vorstellung verbreitet, dass auch der Teufel als Tier auftaucht: Als Katze, Bock, schwarzer Hund oder Fledermaus ist er bei den Menschen zugegen. Hexen, so glaubte man, verwandeln sich am liebsten in Katzen und Kröten. Daher rührt übrigens auch der bis heute bekannte Aberglaube, dass derjenige vom Unglück verfolgt werde, welcher einer schwarzen Katze begegnet.

    Der Volksglaube ist auch auf die Benennung von Tieren nicht ohne Einfluss geblieben: Die Haselmaus wird auch bei uns im Lichtenfelser Land häufig als „Siebenschläfer“ bezeichnet, weil es heißt, dass sie einen Winterschlaf von sieben Monaten macht. Und der „Eisvogel“ heißt nach dem Volksglauben deshalb so, weil er Eis ausbrütet. Der Salamander wird manchmal auch als „Feuermolch“ bezeichnet, weil es heißt, er könne auch im Feuer leben. Und auf eine schädigende Wirkung eines Insekts im Ohrinneren weist dessen Name „Ohrhöller“ hin.

    Helfer der Menschen

    Tiere können auch Helfer für Menschen sein. Davon berichtet eine Sage vom Staffelberg, die einen Raben als Hauptfigur hat: Als man auf dem Staffelberg eine Kapelle errichten wollte, hat man große Schwierigkeiten. Alles Baumaterial musste erst auf den Berg hinaufgeschafft wurden. Aufmerksame Bauarbeiter beobachteten einen Raben, der immer etwas Sand aus seinem Schnabel rieseln ließ. Eines Tages verfolgten sie ihn und fanden im Querkelesloch ein Sandvorkommen. Dadurch ersparte man sich den schweren Transport vom Maintal auf den Berg.

    Manche Tiere tauchen als Sagengestalten immer wieder auf. Ein bekanntes Beispiel ist die Legende vom heiligen Georg, der einen Drachen getötet haben soll. Die Darstellung des Drachenkämpfers befindet sich in der Kapelle in Roth.
    Manche Tiere tauchen als Sagengestalten immer wieder auf. Ein bekanntes Beispiel ist die Legende vom heiligen Georg, der einen Drachen getötet haben soll. Die Darstellung des Drachenkämpfers befindet sich in der Kapelle in Roth. Foto: Fabian Brand

    Die Menschen früherer Zeiten waren noch bedacht darauf, die Tiere zu beobachten und daraus Vorhersagen für die Zukunft zu treffen. Als schlechtes Omen galt, wenn sich ein Tier von hinten anschlich. Kam einem hingegen ein Tier entgegengelaufen, konnte dies als schlechtes Zeichen gewertet werden.

    Einen Hinweis auf den Tod

    Auch die Zahl der Tiere und die Zeit ihres Erscheinens spielte eine große Rolle. Das Heulen eines Hundes in der Nacht bedeutet Unglück, ebenso, wenn man tagsüber einer Eule begegnet. Wenn in der Nacht die Hunde heulen, dann geht der Tod durch die Gassen, sagt man. Auch das Pferd sieht Gespenster und wittert den Tod; daher heißt es auch: An dem Haus, in dem es bald einen Toten gibt, wollen Pferde nicht vorbei. Erscheinen Tiere an ungewohnten Orten oder verlassen sie ihren bisherigen Wohnsitz, so hat das sicher auch etwas zu bedeuten.

    Aus der Schney ist die Erzählung vom goldenen Pudel überliefert. Sie findet sich in der Legendensammlung von Elisabeth und Konrad Radunz. Dort heißt es, dass sich ein Mädchen in einem dunklen Gang verirrt hatte. In ihrer Not erschien ihr ein goldener Pudel, der sie wieder ans Tageslicht führte.

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