Zu den bekannten Sagengestalten zählt zuerst das Holzfraala. Diese Waldgeister, die im hochdeutschen oft als „Moosweiblein“ bezeichnet werden, sind weiblich und häufig von kleiner Gestalt. Sie leben im Wald, verstehen sich auf die Heilung von Krankheiten und stehen den Menschen häufig mit Rat und Tat zur Seite. Auch die Querckela, die in einer Höhle am Staffelberg wohnen, sind solche hilfsbereiten Geister, die der Bevölkerung am Obermain viel Gutes getan haben.
Weniger erfreulich hingegen ist eine Begegnung mit der Wilden Jagd. Sie tobt in den stürmischen Herbst- und Winternächten; vor allem in den zwölf Nächten zwischen Weihnachten und Dreikönig ist die Wilde Jagd besonders aktiv. Hundegebell, Kettenklirren und Jagdgeschrei hat schon so manchen Wanderer erschreckt, der mit der Wilden Jagd zusammengetroffen ist.
„Hausotter“ unter der Türschwelle
Unter der Türschwelle eines jeden Hauses soll die „Hausotter“ wohnen. Es handelt sich dabei um eine Kreuzotter, die „schneeweis von Farbe und vom Kopfe bis zum Schwanze mit schwarzen Kreuzen bezeichnet seyn soll.“ Die Hausotter ist mit einem Fluch belastet: Wenn sie absichtlich getötet wird, stirbt innerhalb kurzer Zeit ein Hausbewohner. In früheren Zeiten hat man Abend für Abend der Hausotter etwas Milch oder Speise auf die Schwelle gestellt, um die Hausotter zu besänftigen.
Das Erscheinen einer Kreuzotter in der Nähe von Haus oder Hof wurde oft als unglückliches Omen gedeutet, dem ein Unglücks- oder Todesfall folgte.
Es gibt kein Dorf, wo nicht noch alte Leute zu berichten wissen, dass bei dem einen oder anderen Haus der Teufel persönlich beim Kamin hinausgefahren sein soll. Funkensprühen, Feuererscheinungen und Schwefelgeruch kündeten den ungebetenen Gast an. Es wird von einer alten Frau berichtet, die bei uns in Oberfranken noch in den 1930er Jahren im Ruf stand, magische Kräfte zu besitzen. Sie fütterte Ratten und führte allerlei magische Rituale aus. Andernorts hatte eine Bäuerin beim Ausbuttern mehrfach Besuch von einem Teufel, der ihr kleine Zauberkugeln hinterließ. Mit ihrer Hilfe konnte sie die Butter der anderen Leute schädigen.
Unschuldige auf dem Scheiterhaufen
Die Hexerei hat eine lange und bewegte Geschichte. Sie ist vor allem geprägt vom Unheil der Hexenverfolgungen, infolge derer viele unschuldige Menschen auf dem Scheiterhaufen gelandet waren. Dieser Massenhysterie fielen auch im Bistum Bamberg zahlreiche Menschen zum Opfer. Bis 1631 wurde das Drudenhaus in der heutigen Franz-Ludwig-Straße in Bamberg zur Inhaftierung von Beschuldigten genutzt.
In Bayreuth wurde 1569 der erste Fall von Wahrsagerei und Zauberei verhandelt. Die Delinquentin wurde als „blödes und einfältiges Weib“ wieder freigelassen. 1665 vollstreckte man an der Hexe Anna Viehmann aus Lipperts bei Hof das Todesurteil. Sie wurde nach vorheriger Enthauptung auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Man lastete ihr unter anderem die Schuld an einem Brandunglück an.
Heutzutage ist die Nacht vor dem 1. Mai mit einem Hexenglauben verbunden: Es ist die Walpurgisnacht, von der berichtet wird, dass sich in ihr die Hexen zu einer Zusammenkunft treffen. Bei Mitternacht tobt der fürchterliche Kampf der bösen Geister, Dämonen und Hexen. Diese strömen in Scharen an die bekannten Versammlungsorte; im Lichtenfelser Raum zählen dazu der Staffelberg und der Kordigast.
Auf Besen und Mistgabeln
Auf Besen und Mistgabeln reiten die Hexen im Flug zu ihrem Treffen, bei dem der Teufel den Vorsitz hat. Versteckt man jedoch beide Utensilien, so kann eine Hexe des Hauses nicht teilnehmen. Bei diesen Zusammenkünften besprechen die Hexen allerlei Unglück für Menschen, Vieh und Flur.
Um die Hexen von der eigenen Ortschaft fernzuhalten, wurde zum Beispiel im Döritzengrund das Hexenausblasen geübt. Dabei fertigte die Dorfjugend Hupen aus Saalweiden, um mit dieser ungewöhnlichen Musik die Hexen aus dem Dorf zu verjagen. Im Jura schrieb der Bauer an den Haus-, Zimmer- und Stalltüren ein Kreuz an, um den Einfluss der Hexen zu brechen.
Oft wurden auch die Häuser ausgeräuchert, um das Böse fernzuhalten. Als hexenbannende Kräuter hatten die Raute, das Johanniskraut und der Wacholder besondere Wirkung. Selten und deshalb sehr gefragt war damals schon die Alraune.