Trotz umfassender Hygienekonzepte, einigen Umbauten und verringerter Platzbelegung scheint Camping ein neuer Trend für Urlaube während der Pandemie zu sein. Vor allem die „Selbstversorger“ stehen in den Startlöchern für eine Freigabe durch die Politik. Dennoch bleibt das Gruppencamping in weiter Ferne.
Sie stehen wohl noch mehr in den Startlöchern als es in diesen Tagen Gastronomen mit Außenbewirtung oder Freizeitsportanlagen tun: die Campingplätze im Landkreis Lichtenfels. Denn noch immer ist das Campen für Urlauber weder auf Campingplätzen noch auf Wohnmobilstellplätzen in Deutschland möglich. Daher herrschte am Campingplatz Bad Staffelstein in der vergangenen Woche Stille statt Stimmengewirr in der Nachmittagssonne, beinahe leere Wiesen statt sauber angeordnete Wohnwägen und -mobile. Lediglich ein paar Dauercamper mit Erstwohnsitz und triftigem Grund für einen Aufenthalt deuten auf einen Campingplatz hin. „Die letzte Entscheidung beim Bund-Länder-Gipfel war absehbar“, erzählt Martin Lüders, Geschäftsführer der Freizeit GmbH Bad Staffelstein, die das Unternehmen betreibt.
Saisonstart ist normalerweise an Ostern
Normalerweise bilden die Osterferien den Saisonstart für den Campingplatz Bad Staffelstein, dieser sei in diesen Tagen oft voll ausgelastet. Ein „Magnet“ für die Camper sei zudem die nahe Obermain Therme: Wenn diese geöffnet habe, liege die Belegung des Campingplatzes durchschnittlich bei 75 Prozent, andernfalls bei 50 Prozent. „Kommt noch die Sonne dazu, sind sogar die 100 Prozent an Ostern in Sicht.“ Doch nun sind nur wenige Dauercamper vor Ort. Das bedeute Umsatzeinbußen, für das Jahr 2020 liegen diese durch die corona-bedingten Schließungen beinahe bei 100 000 Euro.
Dabei habe sich das Campen auch schon vor der Krise zu einem Trend entwickelt Martin Lüders konnten in den vergangenen Jahren rund zehn bis 15 Prozent mehr Gäste verzeichnen. „Aber viel mehr sind nicht möglich!“ Schon im letzten Sommer, als der Betrieb nach dem ersten Lockdown wieder geöffnet hatte, habe er verschiedene Hygienekonzepte erstellt, die unter anderem die Abstandsregeln, die Begrenzung von Personenzahl an Sanitäranlagen, das Tragen von Masken und die regelmäßige Desinfektion von Flächen beinhaltet hatte. Zwei getrennte Sanitärräume haben zudem die Reinigungszeiten versetzt zugelassen und größere Wartezeiten verhindert.
Trotz Pandemie gibt es viel zu tun
„Die Gäste haben sich sehr gut and die Regeln gehalten“, resümiert er. „Jeder ist bereit, was für den Schutz zu tun!“ Seit kurzem lässt der Geschäftsführer zudem die Duschen auf dem Areal in Einzelparzellen umbauen: Sie erhalten eine Belüftungsanlage, werden größer und beispielsweise für Eltern mit Kindern geräumiger. Ein zugehöriges Waschbecken steht ebenfalls auf dem Plan. Finanziert wird dieses Projekt von der Freizeit GmbH als Pächter und der Stadt Bad Staffelstein als Eigentümer gemeinsam.

Da ist viel zu tun: Die rund 25 Stamm-Mitarbeitenden packen mit an. Im vergangenen Lockdown befanden sich die meisten von ihnen in Kurzarbeit, derzeit trifft es die Kräfte im Service wiederum, das technische Team kümmert sich derzeit um die Anlage – in der Hoffnung auf Pfingsten und die Freigabe zur Öffnung der Campingplätze. In Bad Staffelstein habe man schon viele Buchungen für die warmen Tage und den Sommer erhalten.
Campen kommt wieder in Mode
Auch für die Anlage „Maincamping Lichtenfels“ hat Inhaberin Nannette Fuß in diesem Jahr mehr Nachfrage als im Jahr 2020 erhalten. In den Osterferien waren 40 Stellplätze des Campingplatzes gebucht – bei 45 Saisonplätzen für Dauercamper, 91 Stellplätzen für Durchgangscamper und normalerweise 60 Zeltplätzen sowie einem großen Gruppenzeltplatz. Stornogebühren für die Nicht-Belegung durch die Corona-Krise erhebt sie nicht. Außerdem gibt es ein Hygienekonzept und Auskunftsformulare über den Gesundheitszustand der Gäste, Flächendesinfektionsspender sowie Händedesinfektionsmittel.
Einige Waschbecken musste sie zudem wegen des Abstandsgebots absperren. Dreimal zusätzlich sie eine Putzkraft für die tägliche Flächendesinfektion eingeteilt. Keine der Mitarbeitenden musste in der Vergangenheit in Kurzarbeit gehen. Auch sie beobachtet: Campen kommt wieder mehr in Mode: „Ich denke, weil keiner ins Ausland reisen darf. Aber die meisten Gäste sagen auch, es ist ein wunderschöner Platz mit dem See dazu. Und die schönen Mainfahrrad Routen auch.“ Die Gegend um den Obermain ist sicher attraktiv für Urlauber verschiedenen Alters und unterschiedlichen Hintergründen.
Kontaktlose Übergabe von Wohnmobilen
Das bemerkt auch die Campercrew in Kleinziegenfeld: Das junge Unternehmen, das Wohnmobile und Camper vermietet, kann viele Buchungen für die Sommermonate verzeichnen. „Wir sind durchaus zufrieden, jedoch merkt man stark, dass die Menschen verunsichert sind was den Sommerurlaub und eine verbindliche Buchung angeht. Die vermehrten Anfragen werden vermutlich erst dann kommen, wenn absehbar ist, wann und ob die Campingplätze in Deutschland und/oder der EU wieder öffnen dürfen“, so Familie Will. Aus dieser Unsicherheit für die Reisenden heraus bieten die Inhaber ihren Kunden verschiedene Zusatzversicherungen zum Reiserücktritt sowie einen Covid 19 Ergänzungs-Schutz an, der sowohl Reiserücktritt- und abbruch, als auch den Quarantänefall oder Reisewarnungen berücksichtige.

Dennoch ist die Familie der Meinung, dass man durch Camping bestens einen Urlaub verbringen könne, ohne sich oder auch andere dadurch in Gefahr zu bringen. Mit vielen Mobilen könne man problemlos autark leben, ohne Sanitäreinrichtungen nutzen und damit vielen anderen Menschen begegnen zu müssen – wie etwa im Drängeln an einem Buffet oder Ähnlichem. Des Weiteren verbringe man seine Zeit fast ausschließlich an der frischen Luft beim Wandern in den Bergen, Radfahren oder auch mal an einem See oder Strand. „Wir haben viele Buchungen von Paaren oder Familien, die das Camping zum ersten Mal ausprobieren, daher denken wir, dass es durchaus ein neuer positiver Trend ist.“ Dennoch kann das junge Unternehmen, das als kleines Familienunternehmen geführt wird, nicht 100-prozentig positiv in die Zukunft blicken, da niemand weiß, wie sich die Pandemie entwickeln wird. Durch geeignete Hygienekonzepte, kontaktlose Übergabe der Fahrzeuge und die nötige desinfizierende Reinigung ihrer Fahrzeuge ist die Familie jedoch davon überzeugt, dass die Camper-Vermietung eine gute Möglichkeit ist, dem Alltag einmal zu entfliehen.“
Dauercamper unter sich?
Einen Vorteil haben da in gewisser Weise die Dauercamper, die sich zum Beispiel gerade am Annelore Bergmann Camping in Ebensfeld befinden: Die ausnahmslose Dauercamper dürfen zwar nicht auf dem Areal übernachten, aber die Tage dort genießen. Die Inhaberin verzeichnet keine Einbußen, dagegen viele Interessierte auf ihrer Warteliste für einen Stellplatz, der für ein ganzes Jahr bezahlt wird. Doch auch bei ihr ist es nicht ganz so, wie es in einem „normalen“ Frühling sein sollte: Desinfektionsmittelspender stehen vor den Sanitäranlagen, jede zweite Toilette und Waschbecken seien wegen des Abstandsgebots gesperrt, die Gäste tragen auf den öffentlichen Wegen Masken. Die Parzellen seien ohnehin groß angelegt. „Alle hier machen aber sehr gut mit und achten aufeinander“, verrät Annelore Bergmann.
Doch wie es nun weitergeht, weiß keiner - auch nicht die Gemeinde Michelau, die Feuerstellen an bestimmten Plätzen am Rudufersee Michelau zum Zelten vermietet. Viele Nachfragen von Stammgästen treffen derzeit in der Gemeinde ein, da eigentlich von Mai bis September „Saison“ wäre.
Martin Lüders prognostiziert, dass das Freizeitcamping wohl zunächst für die autarken Urlauber erlaubt würde, das heißt für diejenigen, die keine zusätzliche Wasch- und Toilettengelegenheit, Wärme und Strom an ihrem Stellplatz benötigen. „Gruppenreisen werden, denke ich, erstmal nicht möglich sein.“