Die Dürre hält uns alle in Atem. Auch die wenigen Niederschläge des vergangenen Wochenendes fallen dabei kaum in´s Gewicht. Die Gewässerpegel an der Rodach und weiteren Flüssen sind aktuell jeweils unterschritten, am Pegel Main wurden sogar bis vor Kurzem die bis dahin jemals niedrigsten Wasserstände gemessen. Bäche wie etwa der Kellbach auf dem Gemeindegebiet von Ebensfeld oder der Wolfeckengraben, auch Landwehrgraben genannt, in Michelau sind bereits ausgetrocknet, teilt das Landratsamt Lichtenfels mit.

Doch nicht nur die Knappheit, auch die damit einhergehende Temperaturerhöhung des Wassers und das Fallen des Sauerstoffgehalts haben Auswirkungen auf die Tierwelt: Fischarten, die diesen Wandel nicht gut vertragen, sind etwa die Bachforelle und der Zander.
„Den Forellen geht es nicht gut“, so Horst Karrasch von der Mainfischereigemeinschaft Lichtenfels. Gerade sie seien aber bezeichnend für die Flussabschnitte in der Region, weiß Thomas Leimeister vom ASV Unterlangenstadt. Wirkungsvolle Hilfsmaßnahmen gibt es kaum. Sinnvoll sei sicher die Beschattung der Gewässer, um Verdunstung und Temperaturerhöhung vorzubeugen, nennt das Landratsamt Lichtenfels. „Wir können nur versuchen, den Bestand zu schützen, so wie wir das in den letzten 20 Jahren auch schon machen“, heißt es vom ASV Unterlangenstadt. Über die Fischereiverbände gibt es Artenschutzmaßnahmen, in denen auch die Bachforelle und beispielsweise der Aal berücksichtigt werden.

Bachforellen und ihr Nachwuchs
Doch auch der Nachwuchs hat es in diesen Zeiten schwer: Bachforellen legen ihre Eier in feines Substrat auf kiesigem Untergrund, der durch die Schneeschmelze und kurze Hochwasser im Frühjahr in der Regel umgeschichtet und locker gemacht wurden. „In den letzten Jahren hat es aber kein nenneswertes Hochwasser mehr bei uns gegeben, parallel dazu aber Starkregenereignisse mitten im Jahr“, erklärt Thomas Leimeister. Wenn die Fische zu diesem Zeitpunkt gerade gelaicht haben, werden die Eier zugedeckt und der Nachwuchs stirbt an Sauerstoffmangel.
Die hohen Temperaturen belasten etwa auch die Aale. „Da gibt es auch den ein oder anderen Verlust. Dabei kommen wegen der fehlenden Durchwanderbarkeit der Gewässer sowieso immer weniger an“, so der Experte mit Blick auf drehende Turbinen oder Abstürze an Wehren.

Noch mehr hegen und pflegen als sonst
Der Angelsportverein Unterlangenstadt sieht seine momentanen Aufgaben deshalb noch mehr im „hegen und pflegen“ als sonst. Auf Grund von Verschmutzung, insbesondere Schwefeleindrang, werden derzeit mehr Fisch-Gehege eingesetzt. „Aktuell kann man damit keinen Blumentopf gewinnen. Der ein oder andere Fisch wandert auch in die Pfanne, aber wie die Entwicklungen weitergehen, macht uns Sorgen“, so Thomas Leimeister.
Auch die Äsche aus der Gattung der Lachsfische hat Probleme: Durch den Bezirksfischereiverband Oberfranken wurden schon in der Vergangenheit an manchen Rodachabschnitten Exemplare dieser Tierart zur Bestandsstützung eingesetzt. Nun droht eine neue Gefahr: Der Kormoran, der sich ausschließlich von Fischen ernährt, wird in der Region wieder häufiger gesichtet. In manchen Gegenden Bayerns soll er teilweise schon zur Plage geworden sein. Viele, die mit Fischzucht zu tun haben, sehen das mit gemischten Gefühlen, denn: „Der Kormoran weiß eben nicht, dass die Äsche bestandsgefährdet ist. Er frisst einfach.“

Gefahr von Sauerstoffmangel durch „umkippende“ Gewässer
Doch noch eine weitere Gefahr lauert: Aufgrund des ausgedehnten Algenwachstums bei den Wassertemperaturen besteht die Gefahr, dass bei einem anhaltenden Wetterumschwung ein vermehrtes Algensterben in kurzer Zeit stattfindet. Bei der Verwesung der Algen wird der im Wasser befindliche Sauerstoff verbraucht. Aufgrund des dann fehlenden Sauerstoffs kann es zu einem Fischsterben kommen. Dass Seen „umgekippt sind“, wie man im Volksmund sagt, sei aber in diesen Tagen nicht vorgekommen, so das Landratsamt.
Horst Karrasch erklärt: „Die Gefahr ist bei stehenden Gewässern wie Baggerseen höher als bei Fließgewässern.“ Er habe kürzlich bei einem Besuch am Wiesener See viel Bewegung im Wasser ausmachen können: „Die Fische sind aktiv. Das hat mich auch ein wenig verwundert, aber man muss vorsichtig sein und das beobachten: Fischereiaufseher und Gewässerwarte beispielsweise.“ Er nennt auch die Verbreitung von Wasserlinsen bei flachen Gewässern als Problem. Die Angler seien deshalb verantwortungsvoll: Sie bringen weniger Futter ein, um das flüssige Gleichgewicht nicht weiter zu belasten.
Zur Untersuchung der aktuellen Entwicklungen hat das IBF Umwelt, das Ingenieurdienstleistungen im Bereich der Fischereibiologie und Gewässerökologie anbietet, kürzlich eine fischereiliche Bestandsaufnahmen mittels Elektrobefischung vorgenommen. Die Tiere werden dabei nur vorübergehend betäubt und anschließend untersucht. Geschäftsführer Thomas Lechner gibt dabei eine Prognose ab. Die Ergebnisse des IBF Umwelt dürften interessant sein. Diese Redaktion wird zu gegebener Zeit darüber berichten.

„Einmal mehr zeigte sich, dass die Klimakrise keine Ankündigung für eine ferne Zukunft ist, sondern dass sie längst stattfindet, auch gerade hier vor unserer Haustüre.“
Anton Reinhardt, BN-Kreisvorsitzender
Anton Reinhardt, Bund Naturschutz-Kreisvorsitzender, bereitet die beispielslose Hitzewelle ebenfalls Sorgen – und verweist auch auf andere Lebewesen: „Etliche Obstbäume kämpfen ums Überleben, werfen massenweise die notreifen Früchte ab oder ihr Laub.“ Im Hausgarten könne man eigentlich nur noch etwas Kartoffeln, Gemüse und Salat mit gutem Gewissen ernten, wenn man schon vor Monaten ausreichend viel Regenwasser in Zisternen oder Regenwasserbehältern gesammelt habe. Die Landwirte haben mit erheblichen Ernteeinbußen zu rechnen: kleineren Getreidekörner, kleinen oder gar keinen Maiskolben, wenig Grünfutter, wenig Heuvorräten und vieles mehr.
Er ordnet die aktuelle Dürreperiode ein: „Einmal mehr zeigte sich, dass die Klimakrise keine Ankündigung für eine ferne Zukunft ist, sondern dass sie längst stattfindet, auch gerade hier vor unserer Haustüre.“ Die Meteorologen seien sich einig, dass wir mit steigender Häufigkeit und Intensität mit weiteren Dürreperioden zu rechnen haben. Er fordert deshalb klimafreundliches Verhalten auf allen Ebenen: sparsamer und achtsamer Umgang mit lebensnotwendigen Ressourcen wie fruchtbarem Erdboden, reinem Trinkwasser und frischer Luft zum Atmen, geschlossenen Stoffkreisläufen, Energiesparen sowie eine ökologische Verkehrswende.