Die Krise in der Automobilindustrie hatte „Hofmann – Ihr Impulsgeber“, die Firma Werkzeugbau Siegfried Hofmann, bereits hart getroffen. Dann kam die Corona-Pandemie und mit ihr weitere Auftragseinbrüche. So sah sich die Firmenleitung nach eigenen Angaben jüngst gezwungen, rund 20 Mitarbeitern die Betriebsbedingte Kündigung auszusprechen – etwa fünf Prozent des Personalstamms.

„Seit rund einem Jahr befindet sich ,Hofmann – Ihr Impulsgeber' in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage“, antwortet die Unternehmensleitung auf Anfrage dieser Redaktion. Wichtige Branchen wie die Automobilindustrie oder der Maschinenbau seien in der Krise und stehen vor tief greifenden Umbrüchen. Die Corona-Pandemie habe die gesamtwirtschaftliche Lage noch weiter verschlechtert. „Im Jahr 2019 lag der Umsatz mit 59 Millionen Euro bereits deutlich unter dem Wert von 2018.“ Da hatte er noch 76 Millionen Euro betragen. Das entspricht einem Umsatzeinbruch von knapp 23 Prozent. Die Prognosen für das laufende Jahr sind düster: „2020 wird der Umsatz noch einmal unter dem Wert von 2019 liegen.“
Der Umsatz von 2018 auf 2019 ist um 23 Prozent eingebrochen

Um den Pfad der wirtschaftlichen Erholung einschlagen zu können, seien laut Unternehmensführung betriebsbedingte Kündigungen notwendig gewesen. Genannte 20 Mitarbeiter aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen. Für die Betroffenen sei ein Sozialplan ausgearbeitet sowie Abfindungszahlungen vereinbart worden. Die Kündigungen wurden den betreffenden Mitarbeitern in persönlichen Gesprächen mitgeteilt. Diese Gespräche wurden von Ende August bis Anfang September geführt. Im Anschluss wurde die Belegschaft von der Geschäftsführung über die Maßnahmen informiert.
Gerüchten, dass die Mitarbeiter nach Aussprechen der Kündigung nur wenige Minuten Zeit hatten, ihre Habseligkeiten zu packen, widerspricht das Unternehmen energisch. „Wie es bei betriebsbedingten Kündigungen üblich ist, wurden die nach dem Gespräch von der Arbeit freigestellt. Alle Betroffenen hatten danach die Möglichkeit, sich von ihren Kollegen zu verabschieden. Den suggerierten Druck, sofort das Werksgelände zu verlassen, gab es nicht.“

Heinz Gärtner, der Kreisvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds, ist tief besorgt. „Ja, wer hat denn den genannten Sozialplan ausgehandelt? In dieser Firma gibt es keinen Betriebsrat!“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. „Somit hat ihn wohl die Geschäftsführung selbst aufgestellt.“
Normalerweise sei es vorher üblich, einen Interessensausgleich vorzunehmen, dann verhandele die Gewerkschaft und regele die Höhe der Abfindungen für die Mitarbeiter. „Wie gesagt: Das gilt in Betrieben, die einen Betriebsrat haben.“
DGB: „Angst bei den Mitarbeitern der Branche geht um“
Bei den Gewerkschaften schrillen die Alarmglocken. „Leider bauen viele Automobilzulieferer Stellen ab in diesen Zeiten. In der Branche geht die Angst um unter den Mitarbeitern“, macht Gärtner unmissverständlich klar. Er mahnt: „Die Arbeitgeber muss Verantwortung übernehmen gegenüber seiner Mitarbeiter, muss sozial denken!“ Leider ist es so, dass der ,Impulsgeber' auch nur Handwerkstarife zahlt, also sechs Euro weniger Lohn im Schnitt, als ihn Facharbeiter mit gleichen Tätigkeit als in der Industrie bekommen.“ Als Beispiel nennt er Coburger Firmen.

„Ich bedauere es zutiefst, dass wir uns von Mitarbeitern trennen mussten“, sagt Stefan Hofmann, Geschäftsführer von „Hofmann – Ihr Impulsgeber“. „Unser Ziel war immer, die Krise ohne betriebsbedingte Kündigungen zu überstehen. Dass dies hart werden würde, wussten wir schon vor Corona. Doch durch die Pandemie hat sich unser wirtschaftliches Umfeld noch einmal deutlich verschlechtert. Um eine Zukunft als Unternehmen zu haben, mussten wir diesen Schritt leider gehen.“
Mit der Reduzierung der Mitarbeiterzahl und den damit verbundenen Kosteneinsparungen, gepaart mit weiteren Anstrengungen für mehr Effizienz und Wirtschaftlichkeit, stelle „Hofmann – Ihr Impulsgeber“ die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft nach der Krise, heißt es aus der Firmenverwaltung.
Neubau ist im Zeitplan und für Firma ein zukunftsweisendes Projekt
In diesem Zusammenhang betont Geschäftsführer Stefan Hofmann gegenüber dieser Redaktion, dass dem Neubauprojekt hier eine wichtige Rolle zukomme. „Unser Neubau wird uns die Möglichkeit geben, zukunftsweisende Projekte zu realisieren, wie etwa verschiedene Eigenentwicklungen. Damit wollen wir mittelfristig unabhängiger von einzelnen Branchen werden und besser auf konjunkturelle Schwankungen vorbereitet sein.“ Die Planungen zum Neubau haben hat das Unternehmen bereits vor rund drei Jahren gestartet. „Es ist ein Projekt, das langfristig für die Zukunft unseres Unternehmens unerlässlich ist. Die Finanzierung des neuen Werks ist abgesichert und losgelöst von den laufenden Kosten des Unternehmens.“ Der Neubau „An der Zeil II“, das sei am Rande erwähnt, ist im Zeitplan.
Überstundenabbau, Kurzarbeit und Sparmaßnahmen reichten nicht aus

Die aktuelle Situation stelle „Hofmann – Ihr Impulsgeber“ vor große Herausforderungen. „Um die Krise zu überstehen, wurden bereits seit dem vergangenen Jahr viele Maßnahmen getroffen“, so die Unternehmensleitung. „Überstunden wurden abgebaut, Sparmaßnahmen in allen Bereichen des Unternehmens eingeführt und effizientere Strukturen geschaffen.“ Seit Anfang 2020 wird zudem das Instrument der Kurzarbeit genutzt. „Leider hat sich gezeigt, dass all diese Maßnahmen nicht ausreichen, um die Kosten soweit zu reduzieren, damit das Unternehmen auf absehbarer Zeit wieder wirtschaftlich arbeiten kann.“
Dennoch: Heinz Gärtner hebt stellvertretend für den DGB weiter mahnend den Zeigefinger. „In Zeiten wie diesen sollten Mitarbeiter einem Unternehmen besonders wichtig sein. Nach der Krise wird die Wirtschaft wieder anlaufen, da braucht man motivierte Mitarbeiter. Firmen tun gut daran, das Mittel der Kurzarbeit zu nutzen und gegebenenfalls Mitarbeiter auf null Prozent zu setzen. Dann springt der Staat ein, zahlt für die Beschäftigten sogar die Sozialangaben, so dass dem Betrieb keinerlei Kosten entstehen. Ich finde das eine gute Sache.“ Auf Nachfrage antwortet Pressesprecher Bastian Wild: Mit Kurzarbeit alleine sei es leider nicht mehr getan gewesen.
Unternehmen hat jetzt noch knapp 400 Mitarbeiter

Gärtner bedauert, dass seinen Informationen nach viele junge Leute unter den Entlassenen gewesen seien sowie auch Familienväter mit Kindern – „und damit Härtefälle“. Aktuell zählt die Werkzeugbau Siegfried Hofmann GmbH rund 400 Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr lag der Personalstand konstant zwischen 420 und 430 Mitarbeitern.