Es weihnachtet an allen Ecken. Der Märchenwald ist aufgebaut und eröffnet, der Duft von Zimt und Glühwein zieht durch die Straßen, Lichterketten und weihnachtliche Dekoration sind eindeutige Zeichen dafür, dass das große Fest bevorsteht. Und so dachte sich Christine Wittenbauer, Stadtarchivarin in Lichtenfels: Warum nicht auch ein wenig weihnachtliche Stimmung in das Stadtschloss bringen? So rief sie Wolfgang Enzmann an, bei dem sie damit offene Türen einrannte.

Schon vor einigen Jahren hatte er im Stadtmuseum eine solche Ausstellung bestückt, und so packte er seine Kisten und drapierte die Ergebnisse seiner langjährigen Sammelleidenschaft im Stadtschloss.
Freude über die Gelegenheit
Der Lichtenfelser, gebürtig bei Chemnitz und schon mit drei Jahren nach Mittelfranken übergesiedelt, lächelte, als man ihn darauf ansprach. „Ich muss zugeben, diese Handwerkskunst schien mir hier im Fränkischen fast unbekannt zu sein. Aber ich bin damit aufgewachsen, meine Eltern und alle Verwandten hatten diese Schmuckstücke.“

Irgendwann wuchs auch sein eigener Bestand, sehr zum Leidwesen seiner Frau Martina. „Es ist schön, dass wir das hier ausstellen können, so hab ich endlich zu Weihnachten Platz im Wohnzimmer“, sachte sie und lachte. Auch Ehemann Wolfgang musste lachen. „Ja, in der Tat. Und es ist toll, das alles mal wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“
Wenn Pyramiden sich drehen
Sabine Rießner, die als Zweite Bürgermeisterin die Ausstellung eröffnet, erinnerte sich. „Ich weiß, als Kind haben wir daheim auch so etwas gehabt. Und da war immer die bange Frage, ob die Kerzen genug Wind erzeugen, um die Flügel zu drehen und ob wir nicht am Ende alles abfackeln.“
Und die Sammlung, die Wolfgang Enzmann zusammengetragen hat, ist beachtlich. Räuchermännchen, sich drehende Pyramiden mit Engeln und Szenen von Christi Geburt, Nussknacker und vieles mehr sind in der Ausstellung zu sehen.
Auf Adebars Rücken
Auch einige Kuriositäten, wie Enzmann gerne erläutert. „Da ist zum einen der Storchenreiter, der die Kinder bringt, oder das Pferd, das, wenn man es richtig macht, am Seil galoppiert und der Turner.“ Das durfte Sabine Rießner testen, und in der Tat schaffte sie es, das Pferd zum Galoppieren zu bringen. Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage, wie es auch bei allen anderen in diesem Jahr der Fall war, von der Heinrich-Faber-Musikschule. Eine Bläsergruppe unter der Leitung von Zdenek Fiala stimmte auf das Weihnachtsfest ein. Sabine Rießner und Christine Wittenbauer dankten ihnen von Herzen. „Es ist toll, dass die Musikschule uns so unterstützt“, meinten sie.
„Nur etwa 25 Prozent sind Sachen, die ich gekauft habe. Alles andere sind Erbstücke oder wurde mir geschenkt“, erläuterte Wolfgang Enzmann. „Und, ohne zu übertreiben, wenn ich sehe, was mittlerweile auf den Märkten als Handwerkskunst aus dem Erzgebirge angepriesen wird, schüttelt es mich.“ Er könne, so meinte er, sofort erkennen, was echt sei oder aus Fernost käme. „Gut, das Original ist teuer, das stimmt. Aber dafür hat man echte Handwerkskunst, die ein Leben lang hält.“

So kam man in der Ausstellung zusammen, bewunderte, staunte, diskutierte. Und Wolfgang Enzmann stand mit Rat und Tat zur Seite, konnte zu jedem Stück eine Geschichte erzählen und über Herkunft, Alter und Handwerk Auskunft geben. Er ist, der Gast spürte es, dieser Sammelleidenschaft verfallen. Und es werden mit Sicherheit noch weitere Stücke den Weg zu ihm finden.
Öffnungszeiten Die Ausstellung ist noch bis zum 6. Januar geöffnet. Immer donnerstags und sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr. Zusätzlich auch am 23. Dezember, ebenfalls von 14 bis 17 Uhr.