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LICHTENFELS/MARKTRODACH: Christa Steiger ist 70 Jahre alt geworden

LICHTENFELS/MARKTRODACH

Christa Steiger ist 70 Jahre alt geworden

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    Christa Steiger zuhause. Am Mittwoch wurde die frühere langjährige Landtagsabgeordnete 70 Jahre alt.
    Christa Steiger zuhause. Am Mittwoch wurde die frühere langjährige Landtagsabgeordnete 70 Jahre alt. Foto: Frank Wunderatsch

    „Mich würde niemand aus der SPD herausbringen, es sei denn, die Partei wendet sich von ihren Grundsätzen ab. Ich bin geprägt von den Werten der SPD und das werde ich auch nie abschütteln“: Christa Steiger trägt ihr ausgeprägtes soziales Gewissen nicht nur in sich, sie lebt es auch. Es ist noch nicht allzu lange her, da war sie als Landtagsabgeordnete in ihrer oberfränkischen Heimat und in München im Einsatz. Damals nutzte sie ihr Mandat ganz besonders gerne, um sich für Menschen und Institutionen einzusetzen, die auf Unterstützung. „Das Soziale stand und steht bei mir im Mittelpunkt“, sagt sie. Am gestrigen Mittwoch feierte die Marktrodacherin ihren 70. Geburtstag.

    „Ich hatte noch nie Probleme damit, wenn eine neue Zahl am Anfang meines Alters stand“, sagt die frisch gebackene 70-Jährige, die in Unterrodach geboren ist. Sie lasse das Ganze auf sich zukommen. Ihr wichtigster privater Wunsch: „Ich hoffe, dass es mir weiterhin gut geht und ich gesundheitlich über die Runden komme.“

    Ihren Geburtstag feiert Christa Steiger mit ihren beiden Töchtern und weiteren Gästen in „ganz kleinem Kreis“, natürlich nach den Vorgaben, die die Pandemie derzeit abverlangt, auch mit Tests. In normalen Zeiten wäre die Feier zum „70.“ sicher angemessen größer ausgefallen. Die Gesundheit und die Verantwortung gehen vor, betont Steiger. Die Marktrodacherin steht kurz vor ihrer Auffrischungsimpfung. „Die Impfverweigerer und Impfskeptiker regen mich wahnsinnig auf“, sagt sie in diesem Zusammenhang. In der jetzigen Situation sei die Impfung eine Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft.

    Der Gesellschaft und ihren Mitmenschen gegenüber hat sich Christa Steiger Zeit ihres Lebens verpflichtet gefühlt und ihre Einstellung auch in die Tat umgesetzt. „Ich war noch nie jemand, die die Augen vor gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten oder sozialen Problemen verschlossen hat. Ich wollte immer mithelfen, Freude zu bereiten oder Not zu lindern, “ sagt sie.

    Sämtliche Ausschüsse des Landtages, denen sie während ihrer 21-jährigen Abgeordnetenzeit angehörte, hatten in irgendeiner Form einen sozialen Bezug. Viele Jahre war die Marktrodacherin Behindertenbeauftragte ihrer Fraktion, sie war stellvertretende Vorsitzende des Gefängnisbeirates der JVA Bamberg und sie gehörte dem Ausschuss für Sozial-, Gesundheits- und Familienpolitik an.

    Auch kleine Gesten helfen weiter

    Außerhalb des Parlaments investiert Christa Steiger schon lange ehrenamtlich Zeit und persönliches Potenzial für Sozialorganisationen wie den Paritätischen Wohlfahrtverband und den Arbeiter-Samariterbund (ASB). Der Einsatz für Letzteren erfüllt sie heute noch mit Genugtuung. Sie hat den Verband mit aus der Taufe gehoben und ist bis heute dessen Kreisvorsitzende. Ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen, Fahrdienst oder Ambulanz: Das habe sie mit dem ASB und dem dortigen „Team“, das sie in höchsten Tönen lobt, in ihrer Heimat auf den Weg bringen können.

    Menschen helfen zu wollen oder ihnen eine Perspektive zu bieten, gehört zum Wesen der Marktrodacherin. In dieser von Corona geprägten Zeit helfen auch Gesten, sagt sie, und die könnten im Kleinen ebenso geschehen. Deshalb helfe sie gerne in der örtlichen evangelischen Kirchengemeinde mit, bastele und verteile zum Beispiel an Ostern oder Weihnachten kleine Blumengrüße.

    „Ich war noch nie jemand, die die Augen vor gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten oder sozialen Problemen verschlossen hat“.

    Christa Steiger

    Während Christa Steiger im sozialen Bereich vor Ort weiter im Einsatz ist, hat sie mit der aktiven Politik nichts mehr „am Hut“. „Ausstieg ist Ausstieg. Wenn ich aufhöre, höre ich komplett auf“, habe sie für sich entschieden, nachdem sie sich im Oktober 2013 aus dem Landtag verabschiedet hatte. Dies galt auch für die Kommunalpolitik. Steiger war etliche Jahre Gemeinde- und Kreisrätin. Sie kann sich in diesem Zusammenhang einen Seitenhieb auf die Herren der Schöpfung nicht verkneifen: „Manche älteren Männer können nicht aufhören“, sagt sie. Natürlich gebe es auch unter den Frauen einige. Dennoch sei es eine gute Gabe, loslassen zu können.

    Auf ihre Zeit als Parlamentarierin schaut Steiger heute mit gemischten Gefühlen zurück. „Wenn man 21 Jahre in der Opposition ist, dann ist das mit den zählbaren Erfolgen im Parlament etwas schwierig“, sagt sie. Dafür hätten ihr die vielen Lösungen „im Kleinen“, die sie Menschen in ihrem Wahlkreis vor Ort bescheren habe können, Erfolgserlebnisse bereitet. „Hier konnte ich Politik nachvollziehbar machen. Und darüber habe ich mich immer gefreut.“

    Im Landtag zu München hingegen, in den sie 1992 für Helmut Rothemund nachgerückt war und wo sie lange Sprecherin der oberfränkischen SPD-Abgebordneten sein durfte, habe sie hin und wieder Frust geschoben. Besonders dann, wenn sich Andere absichtlich mit Federn der SPD geschmückt hätten. So habe sie jahrelang mit ihrer Fraktion darum gekämpft, dass es endlich einen Bayerischen Sozialbericht gibt. Etliche Zeit habe die CSU-Mehrheitsfraktion dies abgelehnt.

    „Kaum vergehen dann zehn Jahre, dann haben das die Anderen erfunden“, sagt Steiger. Ähnlich sei es ihr und ihren Kollegen beim – damals noch sehr fortschrittlichen - Einsatz für Kindertagesstätten, Horte oder Ganztagesschulen ergangen. Die heutige Kinderkrippe MiniMaxi im Bayerischen Landtag, die 2009 eingerichtet wurde, hat Steiger angeregt.

    Eigene Initiativen wurden leider erst auf Umwegen belohnt

    Und auch bei dem von ihr geforderten Gleichstellunggesetz für Menschen mit Behinderung, für den sie sogar den Entwurf der Landtagsfraktion formuliere, habe sie die traurige Erfahrung machen müssen: Zunächst wurde die Vorlage ihrer SPD abgelehnt und später von der CSU-Mehrheitsfraktion und von der Staatsregierung als eigener Erfolg verkauft. Immer wieder habe sie sich mit ihren oberfränkischen Fraktionskollegen auch für ein Sonderprogramm zur strukturellen Stärkung unseres Raumes eingesetzt. Ohne Erfolg. Mittlerweile habe die Staatsregierung diese frühere SPD-Initiative übernommen und umgesetzt. „Da sind viele Jahre versäumt worden.“

    Solche Winkelzüge des politischen Gegners, die sie früher im Landtag erlebt habe, wurmen die Ex-MdL noch heute. „Die guten Vorschläge kamen von den Falschen und konnten nicht befürwortet werden.“ Sie habe erfahren, was die „Macht der Mehrheit“ bedeutet und, dass in Bayern diesbezüglich die Uhren anders ticken.

    Um Nackenschläge im politischen Alltag gut zu verdauen, hat Christa Steiger damals zu einer ungewöhnlichen Methode gegriffen. Sie hob mit ihren Genossinnen und Genossen ein Fraktions-Kabarett aus der Taufe. Die Aufführungen seien ein Ventil gewesen, um manches zu verdauen und Abstand zu gewinnen. „Das hilft auch gegen Magengeschwüre“, sagt Steiger. Mit Ironie komme man leichter durchs Leben.

    Schon vor Ihrer Landtagslaufbahn hatte die Marktrodacherin „Kronacher Kabarett“ gemacht. Hier wurde die Kommunalpolitik auf die Schippe genommen. Mitstreiter seien damals Vroni Hammer, Reinhard Autolny, die jetzige Kronacher Kulturreferentin Gisel Lang und Walter Schinzel-Lang gewesen.

    Politikbetrieb fördert auch Menschenkenntnis

    Sie habe in ihrem Leben und ganz besonders in der Politik viele Menschen kennenlernen dürfen, sagt Steiger weiter. Dabei habe sie auch gelernt zu erkennen, wer einen unterstützen und mitnehmen will und wer ein Hemmschuh ist oder gar das Gegenteil im Sinn hat. Leider Gottes seien ihr Menschen der letzteren Sorte auch in ihrer Partei begegnet. Ihr sei aber immer auch klar gewesen, dass es ohne „Haken und Ösen“ nicht geht und dass man gerade in der Politik eine „breite Schulter“ braucht, um zu bestehen.

    Christa Steiger ist für ihr politisches Wirken mehrfach hoch ausgezeichnet worden. Sie erhielt die Bayerische Verfassungsmedaille in Silber und Gold sowie den Bayerischen Verdienstorden. Dass seit ihrem Ausscheiden kein heimischer Vertreter der SPD mehr den Sprung in den Bayerischen Landtag geschafft hat, schmerze sie. Es tue jeder Region gut, nicht nur vom Repräsentanten einer Partei im Landtag vertreten zu sein. Dass die hiesige SPD keinen Abgeordneten im Landtag habe, mache sich vor Ort bemerkbar, auch wenn der Betreuungsabgeordnete Klaus Adelt fleißig sei und sein Möglichstes versuche.

    21 Jahre vertrat Christa Steiger (SPD) unsere Heimat im Landtag. Jetzt feierte sie ihren 70. Geburtstag.
    21 Jahre vertrat Christa Steiger (SPD) unsere Heimat im Landtag. Jetzt feierte sie ihren 70. Geburtstag. Foto: Frank Wunderatsch

    Wie etliche Sozialdemokraten fühlte sich auch Christa Steiger vom früheren Bundeskanzler Willy in den Bann gezogen. Er sei für sie ein entscheidender Grund gewesen, in die SPD einzutreten. Schon in ihrem Elternhaus habe es politisch „nichts anderes als die SPD“ gegeben. Ihr Vater sei gewerkschaftlich engagiert gewesen. „Das hat mich geprägt“, sagt sie über ihre Kindheit. Sie sei für soziale Themen „sensibilisiert“ worden. Auch vor Ort hätten sie Menschen geprägt. Der frühere SPD-Kreisvorsitzende Egon Stoy aus Marktrodach zum Beispiel. Er habe sie auch gefördert. Ein ganz wichtiger Wegbegleiter sei zudem ihr langjähriger Wahlkreis-Mitarbeiter und ehemalige SPD-Kronacher Ortsvereinsvorsitzende Walter Schinzel-Lang gewesen.

    Dass mit Olaf Scholz der nächste Bundeskanzler nach vielen Jahren „endlich“ wieder von der SPD kommt, freut sie natürlich. „Lange habe ich mehr gehofft, als damit gerechnet.“ Allerdings seien die Herausforderungen an den designierten Regierungschef innerhalb einer Drei-Parteien-Koalition und zudem in dieser schweren Pandemie-Zeit besonders hoch.

    Die Pandemie ist auch daran schuld, dass Christa Steiger eines ihrer Hobbys derzeit nicht pflegen kann. Sie hat bis 2019 im Freibad in Marktrodach Aqua-Fitnesskurse für ältere Teilnehmer angeboten. „Das war lustig und wir sind ein tolles Team“, sagt die 69-Jährige. Heuer habe sie ihren Übungsleiterschein Sport erneuert, wegen Corona auf digitalem Weg.

    Der Sport hat die Marktrodacherin ohnehin von Kindheit an begleitet. Sie sei sozusagen in der Turnhalle „aufgewachsen“, sagt sie. Schon die Großeltern seien fest im Turnen verankert gewesen. Sie habe diese Tradition fortgesetzt und sich im Unterrodacher Turnverein engagiert, unter anderem fürs Kinder- und Mädchenturnen. Einige Jahre, von 1985 bis 1992, unterrichtete Steiger in der Berufsschule in Kronach nebenberuflich Sport und engagierte sich lange Jahre in der Führung des oberfränkischen Turnbezirks.

    „Richtig entspannend ist es, wenn meine Katzen schnurren.“

    Christa Steiger

    Christa Steiger lebt zuhause alleine. Ihr Mann sei „viel zu früh“ gestorben. Sie verbringe mit großem Spaß viel Zeit in ihrem Garten, der „naturbelassen“ sei, wie sie betont. Hier könne sie so richtig ausspannen. „Ich koche auch sehr gerne“, sagt sie weiter. Am liebsten „mediterran mit fränkischem Einschlag.“ Die Mittelmeerküche und auch nordafrikanische Speisen haben es ihr angetan. Braten und Klöße gibt es zwischendurch. Das Wandern sei ein weiteres Hobby. Entspannung finde sie auch beim Lesen. Und dann verrät Steiger eine für sie ganz besondere Methode, um abschalten zu können. „Richtig entspannend ist es, wenn meine Katzen schnurren“, sagt sie. Zwei Sofatiger leben bei ihr zuhause.

    Mit ihrem Mann hat Christa Steiger viele Reisen unternommen, um Neues zu sehen und zu erfahren. Wenn, dann ging es nach Frankreich und häufig in nördliche Gefilde. Einmal war sie im Winter mit dem Kreuzfahrtschiff zu den Küsten nordischer Länder unterwegs. Das hat offenbar sehr großen Eindruck auf sie gemacht. Sie will diese Tour möglichst bald wiederholen, wenn die Nordlichter aktiv sind.

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