„Man muss schon irgendwie die eierlegende Wollmilchsau sein!“: Der Bad Staffelsteiner Alexander Flohr, der in den vergangenen Jahren für die Brose Baskets im sportphysiologischen Bereich tätig war und aktuell die Handballer des HSC Coburg 2000 in der 2. Handball-Bundesliga betreut, gewährt Einblicke in die Besonderheiten und Komplexität seines spannenden Jobs, aber auch in die daraus erwachsende Verantwortung. Gerade im Profisport gewinnt die Qualität der sportphysiologischen Betreuung im Leistungsprozess immer mehr an Bedeutung.
„Ich muss jeden Athleten und Patienten in seiner Individualität betrachten und annehmen!“, sagt Flohr. Es ist schon eine andere Baustelle, ob es gilt einen „Normalbürger“ oder einen Profisportler zu behandeln, sind doch die physiologischen Gegebenheiten und die individuellen Dispositionen gänzlich andere, erklärt er weiter. Ein erfolgsorientierte Trainer dränge bisweilen während der Verletzung eines Spielers auf baldige Einsatzzeit, haben doch häufig sportlicher Erfolg oder Misserfolg für den Verein existenzielle Konsequenzen.
Der Physiotherapeut weiß aber, dass Heilungsprozesse meist ihre Zeit brauchen und ein überhasteter baldiger Einsatz mit Risiken und drohenden Spätschäden beim Athleten verbunden sein kann.
Ganz schön viel Verantwortung
Ganz schön viel Verantwortung, der sich der Physiotherapeut ausgesetzt sieht. Und in diesem Spannungsfeld bewegt sich Alexander Flohr. Dass ihm bei der Bewältigung dieser Aufgabe seine vielschichtige Ausbildung in den Bereichen manuelle Therapie, …. aber auch Kinesiologie (alternativmedizinisches und pseudowissenschaftliches Diagnose- und Behandlungskonzept aus dem Bereich der Körpertherapie und der Chiropraktik ) zu Gute kommt, ist augenfällig. Insofern kann er unterschiedliche Behandlungsmethoden in ein auf den jeweiligen Athleten abgestimmtes Therapiekonzept überführen.
Jan Gorr, der langjährige Trainer und aktuelle Geschäftsführer des HSC Coburg 2000 weiß diese Qualitäten Flors zu schätzen: „Ich habe in meiner Trainerkarriere mit vielen Physios zusammengearbeitet. Aber wie Alex Flor diese unterschiedlichen Einflussfaktoren in seinem Behandlungskonzept berücksichtigt und einbezieht, ist schon bemerkenswert:“
Dabei kann es schon einmal vorkommen, dass Alex Flohr einen über Hüftschmerzen klagenden Athleten am Knöchel behandelt. „Ich muss an die Ursache der Beschwerden gehen und häufig nicht dort ansetzen, wo es weh tut!“, weiß der 42-Jährige, der ausgehend von einem ganzheitlichen Menschenbild eine Mischung aus traditioneller Schulphysiotherapie und modernem Behandlungskonzept entwickelt hat, das sich auch an Naturheilverfahren orientiert.
Nicht alle Trends machen Sinn
Und der Erfolg gibt ihm recht, denn Spitzensportler unterschiedlicher Provenienz klopfen gehäuft an seine Praxistür in der Lichtenfelser Bahnhofsstraße. Gefragt nach den aktuellen Entwicklungen in der modernen Sportphysiologie gesteht Flohr ein, dass es viele vermeintlich neue Trends wie zum Beispiel das Faszientraining schon früher in reduzierter Form gegeben habe. Dennoch bezieht er Neuerungen ein, die zur Effektivitätssteigerung beitragen und mit denen er sich immer wieder auseinandersetzt und dadurch sein sporttherapeutisches Portfolio erweitert.
„Man muss schon Ahnung haben und Handauflegen allein reicht nicht aus, kann aber bisweilen helfen“, resümiert Alex Flohr augenzwinkernd.
Nicht die im Hochleistungssport omnipräsente Bertolt-Brecht-Formel: Erst kommt das Fressen und dann die Moral! ist für ihn handlungsleitend, sondern stets seine Verantwortung für das individuelle Wohl des Athleten.