Entspannung sieht anders aus: Zwar ist der Sprit an den Tankstellen in den vergangenen Tagen wieder etwas billiger geworden. Literpreise über zwei Euro belasten aber nach wie vor die Kunden. Etliche Unternehmen sind ohnehin schon durch Corona gebeutelt und arbeiten personell am Anschlag. Bei jenen, die Fahrzeuge einsetzen müssen, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein, verschärft das stark in Fahrt gekommene Spritpreiskarussell die Lage zusätzlich.
Diese Redaktion befragte einige heimische Firmen aus der Transportbranche, aus dem Taxigewerbe und Unternehmen, die mit ihren Fahrzeugen Personen befördern.
Speditionen
Die deutliche Verteuerung des Spritpreises hat bei der Geis-Group dazu geführt, dass der Anteil der Dieselkosten an den Geschäftsausgaben von 25 auf fast 40 Prozent gestiegen ist. Dies teilt der Leiter der Niederlassung in Schney, René Seipel, mit. Die Verteuerung schlägt für die gesamte Gruppe gewaltig ins Kontor: Insgesamt 415 eigene Lastwagen sind täglich unterwegs, dazu 2000 Laster der Transportpartner. Alle zusammengenommen bringen es im Jahr auf 70 Millionen Kilometer.
„Derartig enorme Kostensteigerungen können wir nicht alleine tragen und werden sie an die Kunden weitergeben müssen,“ sagt Seipel. Dies müsse geschehen, um das Unternehmen wirtschaftlich leistungsfähig zu halten.
Die Gruppe setze sowohl auf technische Verbesserungen, als auch auf die Schulung seiner Fahrerinnen und Fahrer, um möglichst „energieeffizient, emmissionsarm und sicher“ unterwegs zu sein. Die bereits eingesetzten gasbetrieben Fahrzeuge bringen allerdings kaum Entlastung, denn die Treibstoffkosten in diesem Bereich hätten sich in kurzer Zeit verdoppelt. Die Geis-Group setzt auf andere alternative Energien: An verschiedenen Standorten laufen, so Seipel weiter, „Pilotprojekte und Tests im Bereich Elektro- und Wasserstoff-Antrieb.“
Der Niederlassungsleiter geht davon aus, dass die gezwungenermaßen an die Kunden weiter gegebenen Mehrkosten wiederum deren Produktkalkulationen beeinflussen. Am Ende „wird jeder von uns als Endverbraucher diese Mehrkosten tragen müssen“, zusätzlich zu den übrigen gestiegenen Energiekosten.
Ein Drittel der Gesamtkosten machen derweil die Spritpreise beim Transportunternehmen „CS Trans“ in Lichtenfels aus, sagt Geschäftsführer Christian Schad. „Entsprechend steigen jetzt die Ausgaben für unser Unternehmen.“ Für das Unternehmen sind 31 Diesellaster täglich unterwegs. Dazu kommen drei gasbetriebe Fahrzeuge.
Die stark geförderte Anschaffung dieser Antriebsart bringt dem Unternehmen kostenmäßig derzeit nichts, denn der Preis an der Gastankstelle sei ebenfalls stark angestiegen.
Elektrisch angetriebene Fahrzeuge seien für sein Unternehmen noch unrealistisch, sagt Schad weiter. „Es fehlt die entsprechenden Ladeinfrastruktur an Autobahnen und Landstraßen.“
Derzeit sehe er keine Alternative, der Kostenfalle bei den Spritpreisen zu entgehen. „Ich habe Fracht. Ich muss sie von A nach B fahren. Und ich muss tanken,“ sagt er. Jeder Transport-Lastwagen von CS Trans legt pro Jahr rund 120.000 Kilometer zurück. Bei dieser Laufleistung fallen die hohen Spritpreise enorm ins Gewicht.
Er habe die Spritpreissteigerungen zum Teil schon an seine Kunden weitergeben müssen. Dies erfolge entsprechend des Frachtvolumens, den der jeweilige Kunde anfordert. Weitere Preiserhöhungen würden folgen, sagt Christian Schad weiter. Würde er das nicht machen, gefährde er die gesamte Existenz seines Unternehmens.
Auf sparsames Fahren müssten die Brummi-Fahrer von CS Trans achten. Dazu gebe es regelmäßige Schulungen. Darauf wiesen auch die Fahrzeughersteller hin.

Christian Schad spricht sich dafür aus, dass für Transport- und Logistikunternehmen wie CS Trans der Treibstoff verbilligt wird. Er verweist dabei auf die Landwirtschaft, die bereits mit einer Agrardieselvergütung unterstützt werde. Ähnliche Entlastungen in Form von günstigerem Gewerbestrom würden auch für energieintensive Unternehmen wie in der Glasindustrie im Frankenwald diskutiert.
Das Transportunternehmen Hermes indessen, das auch für die Baur Group in Burgkunstadt fährt, setzt auf E-Mobilität. Es seien bundesweit bereits mehrere hundert E-Transporter unterwegs, so Pressesprecher Sebastian Kaltofen.
Personenbeförderung
Um zehn Prozent haben die gestiegenen Spritpreise die Betriebskosten bei einem heimischen Unternehmen erhöht, das seine Fahrzeuge hauptsächlich im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und im Schülerverkehr einsetzt. Fast ein Drittel der Gesamtausgaben des Unternehmens gehen für den Sprit drauf. Auch hier wirken sich die hohen Treibstoffkosten enorm auf das Geschäft aus. Die rund 44 dieselbetriebenen Fahrzeuge legen pro Jahr zusammen rund 1,3 Millionen Kilometer zurück.
Das Unternehmen verzichtet bis jetzt auf die Anschaffung elektrobetriebener Fahrzeuge. „Für den Betrieb fehlt die nötige Infrastruktur“, heißt es aus der Firmenzentrale. Als Einzelunternehmen könne man ein Ladestationen-Netz nicht aufbauen. In diesem Geschäftsjahr seien allerdings fünf neue Linienbusse angeschafft worden, die einen „deutlich geringeren Kraftstoffverbrauch als ältere Fahrzeuge haben.“
„Ich versuche durchzuhalten, solange es geht.“
Michael Franke, Inhaber Taxi Franke Lichtenfels
Die Spritpreissteigerungen habe das Unternehmen inzwischen durch erfolgreiche Verhandlungen zu Preisanpassungen im Schüler- und Reiseverkehr abfedern können, die außerhalb der Vertragslaufzeit erreicht worden seien. Über weitere außervertragliche Preisanpassungen mit Auftraggebern werde verhandelt.
Das Unternehmen fordert zur Entlastung eine höhere Mineralölerstattung für den ÖPNV seitens des Staates. Die jetzige Steuerentlastung für Kraftfahrzeuge im Linienverkehr in Höhe von rund 54 Euro pro 1000 Liter Diesel sei angesichts der aktuellen Spritpreise zu gering.
Die Firmenzentrale zeichnet derzeit ein eher düsteres Zukunftsszenario: Mit den jetzigen Kraftstoffpreisen sei der ÖPNV „nicht mehr tragbar“. Der aktuelle Fahrermangel für Omnibusse verschärfe die Lage zusätzlich.
Taxi- und Kurierunternehmen
Drastisch sind die Mehrkosten, die das Taxiunternehmen Franke in Lichtenfels, in jüngster Zeit verkraften muss. Zusammen mit dem erhöhten Mindestlohn seien die Ausgaben um 50 Prozent gestiegen, sagt Inhaber Michael Franke. Sprit und Lohn würden in einem Taxi- und Kurierunternehmen rund 60 Prozent aller Kosten ausmachen.

Taxi Franke ist ausschließlich mit Diesel-Fahrzeugen unterwegs. Der Umstieg auf E-Autos sei noch nicht möglich, da dieses Betriebsmodell „noch nicht ausgereift ist“, sagt der Inhaber weiter. Bei einer guten Nachtschicht lege ein Fahrer 300 bis 600 Kilometer zurück. „Das würde ein E-Auto nicht aushalten.“
„Unsere Branche kann die Mehrkosten durch die eklatanten Spritpreiserhöhungen nicht so einfach weitergeben,“ sagt Michael Franke weiter. Tariferhöhungen müssen beim Landratsamt beantragt werden und die Bearbeitung nehme Zeit in Anspruch. „Aushalten muss also die erhöhten Kosten erst einmal der Unternehmer.“
Franke fordert vom Staat zur Abmilderung der spritpreisbedingten Kostenmehrung eine komplette Abschaffung der Mineralöl-Steuer. Der Staat müsse sich hier bewegen. Er sei derjenige, dessen Steuereinnahmen bei steigenden Treibstoffpreisen wachsen, während die Bevölkerung dazu zahlen müsse.
„Ich versuche, einfach durchzuhalten, solange es geht“, sagt Michael Franke. Seine Fahrzeuge müssten betankt werden. „Ohne Sprit ist leider kein Arbeiten möglich.“