Aus den ursprünglich geplanten sechs Gebäuden sind nun fünf geworden, die jeweils fünf Vollgeschosse haben sollen: Der vorhabensbezogene Bebauungsplan „Am Brückleinsgraben“ wurde modifiziert und bereits ein erstes Mal ausgelegt. In der jüngsten Stadtratssitzung galt es nun, die Eingaben und Bedenken zu sichten, zu bewerten und gegebenenfalls einzuarbeiten. Während es von den Trägern öffentlicher Belange nur wenige Einwände gab, waren es ungewöhnlich viele seitens der Bürger.
Es ist die „Wohnen am Storchennest GmbH“, die für die BayernHeim GmbH und damit eine 100-prozentige Tochter des Freistaates Bayern auf einer 1,47 Hektar großen Freifläche am Abzweig Kornweg/Mohnweg in der Nähe der Kirche „Heilige Familie“ fünf Mehrfamilienhäuser mit 97 Wohneinheiten errichten möchte. Diese sollen im Modell der einkommensorientierten Wohnraum-Förderung vermietet werden.
Auf Bitte der Stadtverwaltung (und aufgrund der Diskussionen im Vorfeld) hatten die Vorhabensträger zu einer Bürgerinformationsveranstaltung geladen (diese Redaktion berichtete), was Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD) ihnen hoch anrechnete: „Das ist nicht selbstverständlich.“ Es sei eine klare Wertschätzung den Anwohnern gegenüber gewesen. „Sie konnten sehen, dass wir im Interesse aller versuchen, eine gute Lösung, sprich einen guten Planentwurf, hinzubekommen“, so der Bürgermeister.
Die eingegangenen Anregungen und Kritikpunkte hatten dazu geführt, dass die Pläne für das Wohnquartier im Südosten der Kreisstadt modifiziert wurden. So waren beispielsweise aus den einstmals angedachten 112 Wohneinheiten nun 97 geworden. Simon Ries, Geschäftsführer der Weismainer „Wohnen am Storchennest GmbH“, Tochtergesellschaft der Baufirma Dechant, und Miriam Reichelt vom Planungsbüro Strunz stellten diese vor und standen den Stadträtinnen und Stadträten Reden und Antwort.
Wie Bauamtsleiter Gerhard Pülz ausführte, sei das bislang landwirtschaftlich genutzte Gelände nahe der B173 seit Jahrzehnten Bauerwartungsland. Für die Stadträtinnen und Stadträte galt es, sich durch ein umfangreiches Abwägungsprotokoll zu kämpfen: 85 Seiten an Einwendungen und Beschlussvorschlägen.
Woran sich die Geister schieden und so mancher Bürger störte, war die Höhe der Gebäude: 16 Meter, so erfuhren der Räte auf Nachfrage, sind maximal ab Geländeoberkante möglich. Da das Areal leicht ansteigt, ist das nicht unerheblich. „Sind dann die Gebäude höher als das Schiff der Heiligen Familie?“, wollte Sebastian Alsdorf (JB) wissen. „Ungefähr auf gleicher Höhe“, antwortete Miriam Reichelt vom Planungsbüro.
Monika Faber (SPD) erfuhr auf Nachfrage, dass die mehrstöckigen Gebäude in Mohnweg und Kornweg niedriger seien als die geplanten, weil das Gelände zur Bundesstraße hin ansteige. Auch wird mindestens ein Gebäude die Lärmschutzwand überragen. Apropos (Straßen-)Lärm: Vor allem die oberen Stockwerke werden davon betroffen sein, weshalb die Fenster zum (nächtlichen) Lüften nicht in Richtung B173 ausgerichtet sind. Architektonische Selbsthilfe nennt das der Fachmann. Eine Reduzierung der Geschosszahl wurde von den Planern ausgeschlossen.
Den Bürgern entgegengekommen
Die nunmehr fünf Gebäude und auch der Carport im Norden sollen dachbegrünt werden, Solaranlagen sind nicht vorgesehen, aber nachrüstbar. Über eine Heizzentrale wird das Quartier mit erneuerbaren Energien beheizt. Ein gemeinsames Wärmekonzept mit den Stadtwerken wird geprüft. „Um den Bürgern entgegenzukommen, haben wir auch größere Freiflächen geschaffen“, so Simon Ries und Miriam Reichelt. Gerade die Bebauungsdichte war, neben der Höhe, ein großer Kritikpunkt der Bürger, ebenso der zu erwartende Verkehr und die aus Sicht der dort Lebenden zu niedrige Zahl an Stellplätzen. Pro Wohneinheit ist nämlich lediglich ein Parkplatz vorgesehen – damit eigentlich aber mehr, als der Gesetzgeber es wünscht. Zusammen mit einer Erweiterungsfläche könnten es bis zu 115 Stellmöglichkeiten für Autos sein. Doch was, wenn die Anwohner in spe einfach in Mohn- und Kornweg parken? „Wir müssen das aus Lichtenfelser Sicht bewerten. Das Parken ist eine der größten Herausforderungen, die langfristig gesehen zu Riesenknatsch führen wird“, meinte Philipp Molendo (JB). „Es ist zu befürchten, dass der Kirchenparkplatz belegt wird, die umliegenden Straßen dort können das nicht auffangen.“ Da helfe es nur, so Simon Ries, dass die Stadt verkehrsordnend eingreife. Die Problematik in Mohnweg und Kornweg sei schon im Bestand vorhanden. Da die Parkplätze auf dem Gelände des Wohnquartiers nicht automatisch mit den Wohnungen vermietet und fest zugeordnet werden, befürchtet Monika Faber (SPD) gar „Verteilungskämpfe um die Stellplätze.“ Freuen dürfte sich Dr. Susann Freiburg (Bündnis 90/Die Grünen), dass laut Simon Ries „sehr viele Fahrradstellplätze“ geplant seien, in den Hauseingängen, aber auch „sehr üppig“ längs neben den Rollstuhlfahrerstellplätzen. E-Ladesäulen, wie von Drittem Bürgermeister Mathias Söllner (Grüne) thematisiert, seien nicht geplant, aber jederzeit nachrüstbar.
Was passiert bei Starkregen?
Die Bedenken, die Versiegelung der Fläche könnte dazu führen, dass die umliegenden Häuser verstärkt zu Wasserproblematiken führen könnte, versuchte Miriam Reichelt zu zerstreuen: Derzeit könne das Wasser aufgrund der Bodenbeschaffenheit dort kaum versickern, sondern bei Starkregen wasserfallartig über die Fläche fließen, nun werde es am tiefsten Punkt des Geländes ein großzügig dimensioniertes Regenrückhaltebecken gebaut, in dem das Wasser gesammelt werde. Gedrosselt gelange es dann über den Notüberlauf in den Kanal, ohne diesen zu überlasten. „Damit verbessert sich die Situation für die Anwohner“, betonte die Planerin. Und es werde, mit Blick auf die Klimaveränderungen, Vorsorge getroffen.

Groß ist die Sorge der umliegenden Anwohner, dass ein „ankerzentrumähnlicher Zustand“ entstehen könnte. „Diesen Begriff nicht in den Mund nehmen, doch war der erste Plan deutlich attraktiver, nun ist alles quadratisch, praktisch gut – und konventionell“, befand Philipp Molendo. „Wichtig, ist dass man wohlfühlt in dem Gebiet, mehr motivieren würde es, wenn es wieder etwas wohnlicher aussehen würde.“ Wie Reichelt betonte, handele es sich hier nicht um Sozialwohnungen, sondern um einkommensorientierte Wohnraumförderung: Es gebe eine Staffelung, wer hier einziehen dürfe.
Nach rund einer Stunde Meinungsaustausch würde es Robert Gack (CSU) zu bunt: „Ist das rechtlich notwendig? Wir hören uns jetzt Dinge an, die für meisten Kolleginnen und Kollegen uninteressant sind“, sagte er und verwies auf die klare 10:1-Zustimmung des Bauausschusses. Dennoch sollte noch einige Zeit verstreichen, bis dieser Tagesordnungspunkt abgearbeitet war.
Vier Stimmen gegen Beschluss
Für die zahlreichen Teilbeschlüsse gab es von den Stadträtinnen und Stadträte mal keine Gegenstimme, immer mal wieder ein Veto von Zweiter Bürgermeisterin Sabine Rießner (CSU), mal zusätzlich auch Dr. Christine Schmidt (Grüne). Den Gesamtbeschluss nicht mittragen wollen Dr. Susann Freiburg, Dr. Christine Schmitt, Mathias Söllner (alle Bündnis 90/Grüne) sowie Sabine Rießner.
Dennoch kommt es nun zur zweiten Auslegung, die abermals Gelegenheit bietet, Stellung zu nehmen. Die seit dem Vor-Ort-Termin eingegangenen Stellungnahmen der Bürger werden in die zweite Auslegung mit einfließen, auch wenn sie rechtlich gesehen eigentlich zu früh eingegangen sind.