Beim Verdacht der Amtsanmaßung werden Behördenvertreter verständlicherweise hellhörig, geht es doch um das Gewaltmonopol des Staats. Doch gerade dieses Monopol erfordert besonderes Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Bürgern.
Es ist ein Skandal, wenn ein schwerkranker Rentner, der körperlich gar nicht in der Lage wäre, eine Straße zu bemalen, deswegen einer Hausdurchsuchung ausgesetzt wird. Zweimal haben ihn die Polizeibeamten zu der Sache befragt, und dabei hätten sie erkennen können, dass er weder dazu fähig, noch dem Stress einer Hausdurchsuchung gewachsen ist. Doch scheinbar wollten sie das nicht sehen, weil sonst die allzu offensichtliche Spur der Farbkleckse, die den Fall so einfach zu machen schien, im Sand verlaufen wäre. Sie können von Glück sagen, dass der herzkranke Mann den Schwächeanfall glimpflich überstanden hat.
Eine Lappalie wie eine bemalte Straße zu einer Amtsanmaßung hochzustilisieren, ist wie mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Und so ärgerlich es für den Autofahrer ist, wenn einige gelbe Kleckse sein heiliges Blech und die Reifen verunzieren, rechtfertigen sie keine Razzia bei Rentnern. Gerade angesichts der aktuellen Debatte um die Polizei und ihr Ansehen spielen die Staatsdiener mit einem derart brachialen Vorgehen ihren Kritikern geradezu in die Hände.