Zum Artikel „Standen noch nie so nah am Abgrund“ über den Philosophen Julian Nida-Rümelin, erschienen im Obermain-Tagblatt am 1. Februar, erhielt die Redaktion folgenden Leserbrief:
„Schade, dass Philosophen meistens kaum in der Politik zu finden sind, denn was Julian Nida-Rümelin im OT äußert, ist aller Achtung wert. Zum Beispiel seine Meinung zum Verhältnis EU und USA, zu Elon Musk oder zu Tesla-Besitzern. Oder wenn er den ,Unwillen zur inhaltlichen Auseinandersetzung‘ mit der rechtspopulistischen Bewegung in Deutschland beklagt und die Migrationspolitik für dysfunktional und deshalb für gescheitert hält.
In der Realpolitik haben wir am Freitag, 31. Januar, im Bundestag statt inhaltlicher Auseinandersetzung eine Hysterie durch Sahra Wagenknecht erlebt, die eines Parlaments unwürdig ist. Bei all der Aufregung über die Kooperation mit der AfD sollte eines nicht vergessen werden: Diese Partei wurde nicht durch einen Autokraten ins Parlament gesetzt sondern vom viel beschworenen Souverän, dem Wähler, hineingewählt. Daher muss man Frau Wagenknecht wieder mal zustimmen, wenn sie sagt: Das Dümmste, was man gegen die AfD unternehmen kann, ist ein Parteiverbot.
Hier ein paar Vorschläge, wie man den Erfolg der AfD etwas eindämmen könnte: Die Menschenrechte nicht nur dann beschwören, wenn es um Geflüchtete geht, sondern endlich die Sorgen und Ängste der einheimischen Bevölkerung und der gut integrierten Migranten ernst nehmen. Diese haben weniger Angst vor der AfD als vielmehr ein zunehmendes Gefühl der Unsicherheit im öffentlichen Raum oder haben zunehmend Angst um ihren Arbeitsplatz.
Dazu gehört, dass die 'demokratische Mitte' nicht ständig nur vor Islamophobie warnt, sondern sich endlich mal die 'Ungläubigenphobie' der Islamisten vorknöpft. Und, dass diese Mitte nicht vorwiegend die Interessen von Cannabis-Kiffern und des woken und identitären Lagers bedient, sondern sich um die echten Probleme in unserem Land kümmert: den Zustand unserer Kitas und Schulen oder um den Abbau des Bürokratiewusts, der unsere Wirtschaft lähmt.
Schließlich sollte endlich dieses Schubladendenken links/rechts aufgegeben werden zugunsten des gesunden Menschenverstands. Dann wäre z.B. ein Joachim Gauck mit seinem Satz 'Unser Herz ist weit, aber unsere Möglichkeiten sind begrenzt' kein 'Rechter', sondern er hätte recht.
Diese Liste könnte man noch fortsetzen, doch es steht zu befürchten, dass unsere demokratische Mitte weiter streitet statt endlich sinnvoll handelt. Dann aber wird der Souverän spätestens nach der Wahl 2029 die AfD so gestärkt haben, dass für das Kanzleramt nur noch wer in Frage kommt? - Richtig: Alice Weidel.“
Heinz Radl,
Lichtenfels
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