Was hat eine verkehrt herum angezogene Hose mit einem Einsatz der Feuerwehr zu tun? Die Lichtenfelser Wehr geht gerade ungewöhnliche Wege. Sven Bergmann berichtet auf der Facebook-Seite der Floriansjünger in einer fünfteiligen Serie über Herausforderungen im Ernstfall.
„Ziel ist es natürlich neue Aktive zu gewinnen“, sagt der 45-Jährige. Was der Dienst bei der Feuerwehr bedeutet, das sollen am besten persönliche Erfahrungen zeigen. Davon hat der altgediente Helfer einige gemacht. Seit 27 Jahren ist Sven Bergmann Feuerwehrmann.
Gemeinschaft zu erleben, sich Herausforderungen zu stellen, mit moderner Technik umzugehen. „Und dabei für andere Menschen da zu sein. Das hat mich zur Wehr gebracht“, erklärt er.
Verantwortung als Zugführer
Heute bildet er selber aus. Übernimmt Verantwortung als Zugführer. Und bereut nicht, so viel Zeit für sein Ehrenamt zu geben. Denn die Aufgaben wachsen. Der Klimawandel wird zunehmend zu einer Herausforderung für die Wehren am Obermain. Trockenheit, heftigste Regenfälle, Überschwemmungen sind die Folge.
Bergmann kann nur den Kopf schütteln über die Leugner des Klimawandels. „Der Klimawandel ist eine Tatsache. Seine Folgen bedeuten längst Einsätze für uns“, erklärt er. Dass Wetter wird immer extremer. So rücken die Lichtenfelser Feuerwehrleute nach Starkregen vermehrt zum Keller auspumpen aus, Stürme werfen Bäume auf Straßen, Flüsse treten über ihre Ufer, die Trockenheit führt zu Vegetationsbränden – all das wird mehr und mehr zum Feuerwehralltag: auch im Landkreis Lichtenfels.
„Mehr Aufgaben, da wäre es auch gut, mehr Ehrenamtler zu haben“, erklärt der 45-Jährige. Und dabei soll die besagte Facebook-Aktion helfen. „Ich berichte auf der Facebook-Seite der Feuerwehr Lichtenfels in dieser Serie ganz persönlich über einen Einsatz. Bringe so das Leben der Feuerwehrleute Interessenten näher“, so Bergmann. Denn: „Wir gewinnen durch unsere Kinder- und Jugendwehren Aktive, aber wir brauchen auch Quereinsteiger, um für die Zukunft gewappnet zu sein.“
Belastungen der Helfer
Doch die Einsätze der Helfer bringen auch Belastungen mit sich. Bergmann erinnert sich an einen Brand, bei dem ein kleines Kind um das Leben kam. „Das war eine extrem traurige Erfahrung“, sagt er heute. Bei Unfällen bekommen die Wehrleute oft Bilder zu sehen, die ihnen tief ins Herz greifen. „Gut, dass wir da auch Möglichkeiten der Nachbetreuung für Helferinnen und Helfer haben. Im Gespräch mit Kameradinnen und Kameraden Erlebtes besprechen können.“
Auf Verständnis stoßen die Einsatzkräfte nicht immer. Auch Bergmann wurde schon bei notwendigen Verkehrsabsperrungen angepöbelt. „Das macht mich schon wütend. Aber da muss man einfach darüber stehen“, meint er.
Dann gibt es etwas, das jedes Ärgernis für Bergmann wettmacht: „Unsere Kameradschaft in der Wehr ist unbezahlbar“, sagt er und beginnt vom Sommerfest zu schwärmen.
Dass in der Wehr längst Frauen ihren Mann stehen, für Bergmann ist das längst eine Selbstverständlichkeit. „Der Dienst als Feuerwehrmann gibt mir viel. Ich möchte ihn nicht missen“, so Bergmann.
Auch wenn es dabei richtig stressig werden kann. Und da wären wir wieder bei der Hose, die verkehrt herum angezogen ist. Die dazugehörige Geschichte ist als Auftakt der Serie auf der Facebook-Seite „Freiwillige Feuerwehr Lichtenfels“ nachzulesen. Wirklich sehr lesenswert.