Kurzweilig, wie es sich die evangelische Pfarrerin von Schney und Buch selbst gewünscht hatte, aber dafür umso emotionaler, nahm ein großes Publikum von Tanja Vincent am Wochenende Abschied. Viele Weggefährten dankten ihr für ihr vielfältiges Wirken, sie selbst nehme viele bereichernde Begegnungen mit auf ihren weiteren Weg. Dieser führt sie ab 1. Juli in die Deutschhauskirchengemeinde Würzburg.

„Ein schrecklich-schöner Abschied“, beschrieb Dekanin Stefanie Ott-Frühwald den Sonntagnachmittag, an dem sie Tanja Vincent gemeinsam mit vielen Kolleginnen und Kollegen, Amtsträgern und Mitgliedern der Kirchengemeinde verabschiedete. Nach einem stimmungsvollen Gottesdienst mit Abendmahl in der St.-Maria-Kirche in Schney, den die Band Glasklar und der Chor Taktvoll musikalisch bereicherten, strahlte Tanja Vincent: „Es war sehr schön. Es war niemand in der Kirche, den ich nicht gekannt habt.“
Diese Verbundenheit mit den Menschen war es auch, die beim anschließenden Empfang vor dem Gemeindehaus im Mittelpunkt der kurzen Grußworte vieler Weggefährten stand.

Zwölf Jahre hatte die Pfarrerin in der Kirchengemeinde Schney, ab 2020 auch in Buch, gewirkt. Diana Witzgall, Vertrauensfrau für den Kirchenvorstand Schney, und Beate Bauer, Vertrauensfrau für den Kirchenvorstand von Buch am Forst, blickten dabei vor allem auf das Engagement Tanja Vincents während der Generalsanierung der örtlichen Kindertagesstätte oder die Mitgründung der Kirchenband „Glasklar“ zurück.
Kinderabendmahl eingeführt
Auch die Einführung des Kinderabendmahls, die Verlegung der Kinderkirche an ungewöhnliche Orte und die Mitorganisation der Dekanatskirchentags in Schney 2022 gehöre zu ihren Verdiensten. Mit vielen guten Wünschen zum „Zauber des Neubeginns“ dankten ihr die beiden Frauen im Namen der Kirchengemeinde für ihr großes Engagement.
Dieses würdigte auch der katholische Stadtpfarrer Roland Neher im Hinblick auf die Ökumene. Diese beschrieb er als „Einheit in versöhnter Verschiedenheit“, was die gegenseitige Akzeptanz und Bereicherung beinhalte. Von Anfang an habe Tanja Vincent, die zudem als Ökumenebeauftragte für das Dekanat Michelau gewirkt hat, Offenheit und Kooperation „großgeschrieben. So haben wir gemeinsam am selben Ende des Strickes für die Kirche gezogen“.

Stellvertretend für weitere katholische Kolleginnen und Kollegen betonte auch Gemeindereferentin Claudia Russ, durch den Kontakt zur evangelischen Kollegin Einblicke in eine ökumenische Arbeit erhalten zu haben, die bis dahin nicht gekannt habe.
Neben Stadtrat Arndt-Uwe Schille, der den Dank und die Glückwunsche der Stadt Lichtenfels überbrachte, fand auch Henry Schimanski stellvertretend für die Schneyer und „Bucher“ Vereine ehrliche Worte: „Wir Schneyer müssen uns immer erst an ein neues Gesicht gewöhnen.“ Auch die Besetzung der Pfarrstelle mit einer Frau sei neu gewesen.
Doch es hat geklappt: Bis heute haben die Vereine gemeinsam mit Tanja Vincent unzählige Weihnachtsfeiern, Jubiläen, Konzerte, Trauerfälle und viele Veranstaltungen mehr miteinander gestaltet und geteilt. Herzlichen Dankesworten schlossen sich seine guten Wünsche an.
Ein greller Pfiff
Wenig später durchschnitt ein greller Pfiff den Empfang. Laura Göldner, Sprecherin des Bündnisses „Lichtenfels ist bunt“, erklärte: „Wir wollen dich nicht laut, sondern leise verabschieden. Denn es braucht Leute wie dich, die laut werden. Danke!“ Die Rede ist von ihrer langjährigen Rolle als stellvertretende Sprecherin, später als eine von drei Sprechenden.

Vielfältig interessiert und engagiert war Tanja Vincent auch als Beauftragte für den kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt: Sie förderte so den Kontakt zu denjenigen Stellen, der für viele Gemeindemitgliedern einen großen Teil ihres Alltags ausmachte. So nahm sie etwa regelmäßig auch am „Betriebsräte-Stammtisch“ teil, der von der Katholischen Betriebsseelsorge der Erzdiözese Bamberg organisiert wird.
Und dann ist da noch die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen im Pfarrkapitel selbst: Stellvertretend für diese übergab Pfarrerin Sabine Schmid-Hagen Tanja Vincent ein buntes Knäuel ihrer Lieblingswolle zum Stricken. „Das spiegelt wider, was du machst“, betonte sie. Auch im übertragenen Sinne nehme die scheidende Pfarrerin immer wieder verschiedene Fäden auf und verknüpfe sie zu Maschen: „Eine einzige Masche ist nichts, aber zusammen und verbunden bilden sie ein Ganzes. Du hast immer ein ganz besonderes Miteinander der Menschen und Kollegen gepflegt.“
An Stelle von Geschenken zum Abschied hatte Pfarrerin Tanja Vincent um Spenden für das neue Leguruki Health Center im Partnerdekanat der Meru-Diözese im Norden Tansanias gebeten.
Auch Stadträtin Elke Werner sowie Vertreterinnen und Vertreter des Erzbistums Bamberg, der Dekanatssynode, des Diakonischen Werks, der Franken-Akademie, des DGB Oberfranken, des KDA, der Grundschule Schney, des Horstes sowie der Kita Haus Löwenzahn fanden sich zum Empfang ein. Die Stamm-Brasser begleiteten diesen musikalisch. Am Gottesdienst nahm unter anderem auch der Stellvertreter des Landrats Helmut Fischer teil.
Gerührt wandte sich Tanja Vincent an ihre Gäste: „Mir fallen so viele Begegnungen ein mit euch. Es ist immer eine Bereicherung für mich, wenn Menschen mir Freude und Leid, also einen Teil ihres Lebens, mit mir teilen.“ Sie dankte zudem ihrer Familie als auch dem Kirchenvorstand und anderen Weggefährten für die Begleitung.
Ab 1. Juli wird sie in der Deutschhauskirchengemeinde Würzburg tätig sein. Die Kirchengemeinde Schney und Buch wird fortan Pfarrerin Bettina Beck mit einer halben Stelle begleiten.