Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Lichtenfels
Icon Pfeil nach unten

LICHTENFELS: Tierärztliche Klinik wird das „Kleintierzentrum am Obermain“

LICHTENFELS

Tierärztliche Klinik wird das „Kleintierzentrum am Obermain“

    • |
    • |
    Dr. med. vet. Jörg Florian Schille und Dr. med. vet. Susanne Schille mit einem ihrer tierischen Patienten.
    Dr. med. vet. Jörg Florian Schille und Dr. med. vet. Susanne Schille mit einem ihrer tierischen Patienten. Foto: Werner Diefenthal

    „Nein, wir schließen nicht, diese Gerüchte sind absolut falsch!“ Dr. med. vet. Jörg-Florian Schilles Augen blitzen kurz auf. „Ich habe keine Ahnung, wer so etwas in Umlauf bringt. Aber das ist definitiv nicht der Fall!“

    Auch auf der Facebook-Seite wurde dies bereits thematisiert, nachdem dort bekannt gegeben wurde, dass man die Zulassung zur „Tierärztlichen Klinik“ mit Wirkung zum 1. August 2020 zurückgeben wird. Doch was hat zu diesem Entschluss geführt? Und welche Auswirkungen hat dies?

    Tierklinik darf sich in Deutschland im Grunde genommen jede Tierarztpraxis nennen. „Tierärztliche Klinik“ hingegen ist ein geschützter Begriff. Und diesen Titel darf man nur führen, wenn man genau definierte Regularien erfüllt. Und diese werden regelmäßig durch die Tierärztekammer überprüft. Räumlichkeiten, Ausstattung, Öffnungszeiten, Personal. All diese Dinge sind bis ins Kleinste geregelt. Und gerade beim letzteren hakt es.

    „Die Regeln dafür sind eindeutig. Man muss 365 Tage im Jahr rund um die Uhr die Betreuung gewährleisten. Dazu benötigt man, um nicht in Konflikt mit dem Arbeitszeitgesetz zu kommen, die entsprechende Anzahl an angestellten Tierärzten und Helfern. Und gerade bei Tierärzten haben wir das Problem, dass wir in Deutschland nicht genug davon haben.“ Zurzeit sind bei Dr. Schille fünf Tierärzte und zwölf Helfer beschäftigt. Bisher konnte man die Dienstzeiten in der Lichtenfelser Tierärztlichen Klinik mit Arbeitszeitkonten und flexiblen Regelungen noch abfedern, aber die Grenze der Belastbarkeit ist überschritten und zwingt zu diesem Schritt.

    Besorgniserregende Entwicklung

    Dr. Schille weiß, wovon er spricht. Seit 1998 führt er die Tierärzliche Klinik, welche 1977 von Dr. Dieter-Jürgen Schille (Senior) als eine der ersten Kliniken in Oberfranken eröffnet wurde. Und er beobachtet eine besorgniserregende Entwicklung. Immer mehr dieser Kliniken geben ihre Zulassung zurück. Aus verschiedenen Gründen. Es gibt keine Nachfolger, dazu das bereits angesprochene Arbeitszeitproblem. Ferner kamen in den letzten Jahren immer mehr Patienten aus Landkreisen, in denen es keine Tierärztlichen Kliniken und den entsprechenden Notdienst nicht mehr gibt. Und die Bezahlung. Der Bruttoverdienst liegt als Einstiegsgehalt für einen promovierten Tierarzt bei unter 2500 Euro im Monat Brutto im Bereich Kleintiere.

    Viel Arbeit und eine miese Bezahlung

    „Und wer macht dafür gerne 24-Stunden Dienste?“, fragt Dr. Schille. „Dazu braucht man eine gehörige Portion Enthusiasmus. Und man darf nicht vergessen: Wenn ein Tierarzt Rufbereitschaft hat, sprich er zu Hause ist und nur im Notfall in die Klinik kommt, wird dies auf die Arbeitszeit angerechnet.“ Das bedeutet, dass er keinen regulären Dienst nach der Rufbereitschaft machen kann, auch wenn er keinen Notfall hatte, sondern die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten einhalten muss.

    Während es im Bereich Humanmedizin Sonderregelungen gibt, welche diese verkürzen, wurde dies im Bereich Veterinärmedizin bis dato versäumt. Erschwerend kommt hinzu, dass die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) bis auf eine wirtschaftlich notwendige Anpassung im Jahr 2017 seit 1999 beinahe unverändert gilt. Damit ist bei den Kliniken der finanzielle Spielraum sehr klein und die Finanzdecke dünn.

    „Für den Menschen, der mit seinem Liebling Samstagnacht bei uns klingelt, weil es ein akuter Notfall ist, wäre eine Anpassung mit Sicherheit schmerzhaft.“ Dr. Schille ist Realist. Und jemand, dem das Tierwohl am Herzen liegt. Darum hat er sich zu einer Regelung entschieden, um möglichst oft für seine Patienten da zu sein.

    „Neben den normalen Öffnungszeiten und der telefonischen Erreichbarkeit bieten wir eine Notfallerreichbarkeit am Wochenende an. Und wir haben noch nie jemanden mit einem Notfall wieder weggeschickt.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden