Es ist Ende Januar, Oliver Fischer macht einen kleinen Spaziergang mit seiner Familie. Plötzlich entdeckt er einen verletzten Mäusebussard. Das Tierwohl liegt dem Jäger und Angler besonders am Herzen, weshalb er den Vogel unbedingt retten will. Doch dies gestaltet sich zunächst äußerst schwierig. „Er war flugunfähig und am Flügel so schwer verletzt, dass er weder fliegen noch flüchten konnte. Doch wohin damit?“, fragt er sich.
Vermutlich von einem Auto erfasst und in Graben geschleudert worden
Der Vogel liegt zwischen Trieb und Hochstadt auf einem Regenablauf parallel zur B289. „Vermutlich ist er von einem Auto erfasst und in den Graben geschleudert worden“, meint Fischer im Interview mit dieser Redaktion.
Als er den Bussard dort findet, wundert er sich zunächst, da dieser vor Scheu nicht sofort flüchtete. „Tiere, die nicht scheu sind oder keinen Fluchtversuch unternehmen, sind entweder verletzt oder krank, weshalb man sich im Sinne des Eigenschutzes davor vergewissern sollte, dass Letzteres ausgeschlossen ist“, erklärt der Jäger.
Eine Weile beobachtet Fischer den Vogel, der des Öfteren versucht habe zu fliegen. „Aufgrund seiner seine augenscheinlichen Verletzung am linken Flügel drehte er sich aber nur im Kreis.“ Da die Bundesstraße nur wenige Meter entfernt ist, sei er eventuell von einem Auto erfasst worden. „Dass der Autofahrer das nicht bemerkt hat, wundert mich doch sehr. Bei einem Blech- oder Personenschaden wäre das Fahrerflucht“, sagt er, wobei er betont, dass er niemandem etwas unterstellen wolle. „Manchmal fliegen einem die Vögel einfach vors Auto, ohne dass man etwas dazu kann. Aber man müsste sich bei einem so großen Tier eigentlich vergewissern, ob es tot oder noch lebendig ist.“
Tolle Sache: eine Auffangstation für heimische Vögel
Die Verletzung am Flügel stuft sofort Fischer als schwer ein, da sich der Vogel aus eigener Kraft nicht mehr fortbewegen kann. „Ich habe dann verschiedene Kontakte angerufen, ob sie mir helfen können. Da es jedoch bereits früher Abend gewesen ist, ist meist nur der Anrufbeantworter zu erreichen.

„Im Hinterkopf als letzte Lösung hatte ich aber immer den Wildpark in Tambach, wo ich auch die Jagdschule besucht habe.“ Zuletzt habe er im Tierheim Lichtenfels angerufen, das sehr freundlich und hilfsbereit reagiert habe, erinnert sich der Familienvater . Dort erhielt er die Telefonnummer von Georg Wicklein in Burkheim. Bei ihm ist die Auffangstation für heimische Vögel.
„Ich habe mich ihm ganz langsam und behutsam genähert, ihm gut zugesprochen und langsam meine Jacke über ihn gelegt, um es ihm so angenehm wie möglich zu machen. “
Den Bussard habe er daraufhin vorsichtig gefangen. „Ich habe mich ihm ganz langsam und behutsam genähert, ihm gut zugesprochen und langsam meine Jacke über ihn gelegt, um es ihm so angenehm wie möglich zu machen. Ähnlich wie bei der Ersten Hilfe beim Menschen, da versucht man ja auch erst einmal Ruhe zu bewahren und keine Panik oder Unruhe zu verbreiten“, schildert er.

Der Mäusebussard habe dies ohne Fluchtversuch oder Attacken über sich ergehen lassen. „Ich bin kein Falkner. Deswegen gebe ich auch offen und ehrlich zu, vielleicht nicht alles richtig gemacht zu haben. Aber was ich getan habe, habe ich nach bestem Wissen und Gewissen getan“, sagt Fischer.
Leider geht der Vogel wenige Tage später ein
Nach etwa einer Viertelstunde Fußweg nach Hause setzt Fischer den Bussard in einen Umzugskarton und erreicht kurz darauf urkheim. „Herr Wicklein untersuchte den Vogel mit gekonntem Griff und stellte eine Verletzung am Gelenk des linken Flügels fest.“ Hier seien auch dessen Federn abgewetzt gewesen. „Vielleicht kriege ich ihn wieder halbwegs hin“, meinte Wicklein zu diesem Zeitpunkt.
Jedoch sei der Vogel wenige Tage danach eingegangen. Vermutlich habe der Bussard zusätzlich noch innere Verletzungen gehabt. „Auch die Gelenkverletzung war wirklich schwer. Wenn ein Gelenk zerstört ist, ist eine Heilung eigentlich auszuschließen“, erklärt Fischer.
Familie und Freunde des Jägers wissen um sein Interesse an der Natur. Für ihn sei es nichts Ungewöhnliches gewesen, dass er dem verletzten Mäusebussard helfen wollte. „Ich denke, es ist eine gute Sache zu wissen, dass es so etwas Tolles, wie die Vogelauffangstation hier in der Nähe gibt, an die man sich im Falle des Falles wenden kann“, betont er.