Johann Kalb ist zufrieden. „Wir haben viele Gemeinden gefunden, die von sich aus Vorschläge gemacht haben“, sagt der Vorsitzende des Regionalen Planungsverbands Oberfranken-West bei dessen jüngster Sitzung im Bamberger Landratsamt. Er ist sich deshalb sicher: „Wir werden unser Ziel erreichen.“
Das Ziel, das sind neue Vorranggebiete für Windenergie in der Region. 2022 waren 0,7 Prozent der Gesamtfläche für Windenergie ausgewiesen. Das Windflächenbedarfsgesetz, das im Februar 2023 in Kraft getreten ist, schreibt aber für ganz Deutschland bis 2032 zwei Prozent vor, für Bayern 1,8.
Von den Gemeinden gewollt
Statt auf Vorgaben aus München zu warten, hat sich der Planungsverband Oberfranken-West vorgenommen, 1,8 Prozent seiner Fläche für Windenergie auszuweisen. Tatsächlich sind es nun, zwei Jahre später, sogar 2,1 Prozent, „alles Flächen, die die Gemeinden selbst wollen“, betont Kalb.
Allerdings seien Modifizierungen möglich und auch zu erwarten. Denn mit dem Beschluss des Planungsverbands geht die Fortschreibung des Regionalplan-Teilkapitels „Windenergie“ nun ins Beteiligungsverfahren. Im Februar sollen die Unterlagen so weit vorbereitet sein, dass es starten kann.
Die wenigsten am Obermain
35 neue Vorranggebiete und sechs Erweiterungen sollen ausgewiesen werden, insgesamt 4000 Hektar. Davon liegen mit 14 die meisten im Landkreis Bamberg, gefolgt von sieben im Landkreis Kronach, sechs im Landkreis Forchheim, fünf im Landkreis Coburg und vier im Landkreis Lichtenfels. Diese Pläne stellte Regionsbeauftragter Harald Frauenknecht bei der Sitzung vor.

Die vier Gebiete am Obermain sind insgesamt 431 Hektar groß. Konkret sind das eine Fläche im südöstlichen Zipfel des Altenkunstadter Gemeindegebiets, eine zwischen Rothmannsthal und Kümmersreuth, die sich die Städte Lichtenfels und Bad Staffelstein mit der Gemeinde Wattendorf teilen, und zwei nördlich von Buch am Forst im Wald beidseits der Autobahn. Zusammen mit den bereits ausgewiesenen Vorranggebieten werden damit 818,79 Hektar im Landkreis Lichtenfels für Windkraft zur Verfügung stehen. Das sind 1,57 Prozent der Landkreisfläche und 0,22 Prozent der Regionsfläche.
„Es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, dass es auch Klagen geben wird.“
Johann Kalb, Vorsitzender des Planungsverbands Oberfranken-West
Dass am Obermain am wenigsten Vorranggebiete ausgewiesen werden, liegt an der Besonderheit des Gottesgartens: Die Achse Bad Staffelstein – Lichtenfels ist wegen der Denkmäler Kloster Banz und Vierzehnheiligen freizuhalten, erklärte Frauenknecht.
Ab Februar können sich nun Interessierte und Verbände innerhalb von acht Wochen ein Bild von den Planungen machen und sich dazu äußern. Nach Abwägung der Stellungnahmen sollen die Flächen im dritten Quartal 2025 beschlossen werden.
Im Beteiligungsverfahren können laut Kalb noch Gebiete gestrichen werden oder Ergänzungen hinzukommen. Es könnten aber auch noch völlig neue Flächen aufgenommen werden: wenn private Investoren auf ihren Grundstücken Anlagen aufstellen wollen.
Der Verbandsvorsitzende hält es für „so sicher wie das Amen in der Kirche, dass es Klagen geben wird“. Nach Bürgerinitiativen könne sich der Verband aber nicht richten: „Wir haben unsere Vorschriften. Wenn Flächen geeignet sind, müssen wir sie aufnehmen.“
Die Planungshoheit behalten
Sollte es nicht gelingen, 1,8 Prozent der Fläche für Windenergie auszuweisen, gelten Windkraftanlagen in allen Außengebieten als privilegiert. Auch in Landschaftsschutzgebiete dürfte dann gebaut werden. Legt der Planungsverband also genug Vorranggebiete fest, behält er die Planungshoheit.
Bayernweit hat Oberfranken bei Windkraft die Nase vorn: Im Bezirk stehen rund 25 Prozent aller Anlagen des Freistaats. 67 sind es in der Region Oberfranken-West, 224 in der Region Oberfranken-Ost. Insgesamt drehen sich in Bayern 1149 Windräder.