Die Besucher durften jonglieren, Kinofilme erraten, wurden zu Schauspielern in einem Stummfilm und zu einem vielstimmigen Chor, der lautstark trällerte: „Und der Haifisch, der hat Zähne“. Was sich am Freitagabend im ausverkauften Ökonomiehof von Klosterlangheim abspielte, war Mitmachttheater vom Feinsten.
Aber auch ein Konkurrenzkampf zwischen zwei Künstlern, bei dem jeder dem anderen seine künstlerischen Zähne zeigte. Schließlich ging es um nichts weniger, als das heiß begehrte Ticket nach Las Vegas zu lösen. In dem Theaterstück „Der Traum von Las Vegas“ des Fränkischen Theatersommers lautete die Maxime, die das Management des Künstlerpaares ausgegeben hatte: „Einer kann auftreten. Wer zuerst kommt, malt zuerst.“
Auf dem Spuren von Elton John
Welcher Künstler träumt nicht davon in der Metropole der glitzernden Lichter und rollenden Kugeln einmal aufzutreten? Popstar Elton John und die Illusionisten Siegfried & Roy waren schon dort. Werden die Sängerin Sibylle Mantau und der Varietekünstler Siegfried Mai in ihre Fußstapfen treten? Wird Klosterlangheim zum Sprungbrett für die große Karriere? Über diese Frage entspannte sich an einem lauen Frühlingsabend ein künstlerischer Wettstreit, der die Zuschauer zwei Stunden lang zum Lachen und Staunen brachte und sie zum dritten Akteur auf der Bühne werden ließ.
„Perfekte Männer gibt es an jeder Ecke, sprach Gott und schuf die Erde rund.“
Sybille Mantau, Schauspielerin und Sängerin
Sybille Mantau gefiel sich in der Rolle des steilen Zahns. Wenn sich, zwischen allerhand laszivem Räkeln, Momente der Unbeholfenheit einschlichen, in denen ein Stuhl in seine Einzelteile zerlegt wurde, dann war das Futter für die Lachmuskeln. Als Mai ein Ei nach dem anderen aus seinem Mund zauberte, staunte der Zuschauer Bauklötze. „Was Du kannst, das kann ich auch“, dachte sich Sängerin Mantau und ließ ein Glas und eine Flasche Rotwein in zwei Röhren ihre Plätze tauschen. Sehr zum Missfallen Mais.
Konkurrenzgebaren in Zeitlupe
Beide waren Meister der Körpersprache. Herrlich, wie sie ihr Konkurrenzgebaren in Zeitlupe präsentierten, bei dem mit harten Bandagen gekämpft wurde. Beim Stummfilmdreh mit vier Besuchern, glänzte das Duo mit ausladender Mimik. Die Handlung: Ein Ehemann erwischt seine Frau in flagranti beim Techtelmechtel mit einem anderen Mann. Der Gehörnte erschießt seinen Nebenbuhler.
Der Varietekünstler Mai spielte in dem Stück „Der Traum von Las Vegas“ auch mit der Schwerkraft. Als er eine Zigarrenkiste nach der anderen zwischen seinen Händen aneinander reiht, scheint es, als wäre diese außer Kraft gesetzt. Als Pantomime lässt er einen Koffer scheinbar unverrückbar wie einen schweren Klotz in der Luft schweben.
Lebensweisheiten gibt es gratis dazu
Und seine Widersacherin? Sie gibt den 150 Besuchern eine Lebensweisheit an die Hand, die zum Schmunzeln anregt: „Perfekte Männer gibt es an jeder Ecke, sprach Gott und schuf die Erde rund.“
Immer wieder lässt sie ihre ausdrucksstarke Stimme erklingen. Ob ein zart dahingehauchtes „I Wanna Be Loved By You“ oder ein stimmgewaltiges, dunkles „Goldfinger“ – Mantau beherrscht die stimmliche Klaviatur in ihrer ganzen Bandbreite. Beim Finale tanzt das Duo wie dereinst Ginger Rogers und Fred Astaire ausgelassen über die Bühne.
Lieber Klosterlangheim statt Las Vegas
Mantau und Mai verabschieden sich von einem bezaubernden Publikum und freuen sich auf ein Wiedersehen. In Las Vegas wird es nicht stattfinden. „Ich habe grandiose Neuigkeiten. Wir dürfen beide in Las Vegas auftreten“, verkündet Mai freudestrahlend. Doch seine Partnerin will davon nichts wissen. Sie zerreißt den Vertrag. „Ich bleibe lieber hier im schönen Klosterlangheim.“ Mit diesen Worten, die einer Liebeserklärung an das Publikum, den Ort und die Organisatoren von den Heimatfreunden Klosterlangheim gleichkommen, endet ein kurzweiliger Theaterabend.
Die Veranstaltung bot nicht nur Theater-, sondern auch Gaumenfreuden. Die Damen aus Klosterlangheim servierten passend zum Stück selbstgemachtes amerikanisches Fingerfood aus fränkischen Zutaten.
Wer das Künstlerehepaar noch einmal erleben möchte, hat dazu am Donnerstag, den 4. August, im Kurpark von Bad Staffelstein, Gelegenheit.