Die Einwohner von Trieb sind bekannt als die „Schubkarrenschieber“. Der Name hat, wie so oft in den Städten und Dörfern, einen historischen Hintergrund. So mussten die Postkutschengespanne in Trieb auf der Alten Reichstraße den sehr steilen Berg hinauf zur „Karolinenhöhe“ bewältigen. Um den Pferden das Hinaufziehen der schweren Kutsche zu erleichtern, wurde ein Teil der Last verteilt. Trieber Bürger boten sich an, das Gepäck der Reisenden mit einem Schubkarren auf die „Höh“, so wird der Berg in Trieb genannt, zu transportieren. Das brachte ihnen den Namen Schubkarrenschieber ein.
Reisen mit Kutsche eine Strapaze
Die Hilfe wurde vom Kutscher dankbar angenommen und mit einem Trinkgeld honoriert. Auch einige Fahrgäste, meist prominente oder reiche Bürger, stiegen aus der Kutsche aus und bewältigten den steilen Weg zu Fuß. In der ehemaligen Posthaltestelle „Karolinenhöhe“ wurde Rast gemacht und eingekehrt. Nachdem der Kutscher die Pferde ausgespannt und versorgt hatte, wurde zur Weiterfahrt ein frisches Gespann eingewechselt. Durch diesen Austausch konnten pro Tag ungefähr 70 Kilometer bewältigt werden.
Die Alte Reichstraße am Dorfrand von Trieb in Richtung Karolinenhöhe hat heute eine Steigung von 14 Prozent. Zur Zeit der Postkutschen war sie noch steiler. Durch Erdbewegung und Umleitung der Straße in diesem Bereich, wurde der Anstieg etwas abgemildert. Die Fuhrwerke hatten große Mühe den Berg hinauf zu kommen. Trieber Landwirte halfen auch gern mit Pferden aus, die vor schwere Fuhrwerke als Vorspann angebracht wurden. Damit verdienten sich die Bauern nebenbei noch etwas Geld. Aber nicht nur der steile Anstieg war ein Problem, sondern auch die Abwärtsfahrt. Dabei wurden Hemmschuhe an die Hinterräder montiert. Daran erinnert der Name eines Ackers unterhalb der „Karolinenhöhe“, der heute noch Hemmschuh genannte wird.

Das Reisen in den schweren eisenbereiften Postkutschen war eine sehr anstrengende Angelegenheit. Die Straßen glichen einfachen Feldwegen. Alleen, von denen Reste heute noch vorhanden sind, wiesen den richtigen Weg. Die eisenbereiften Räder der Fahrzeuge ruckelten über Stock und Stein. Somit wurden die Reisenden auf den holperigen Wegen ständig durchgeschüttelt und auf den Bänken oft hin her geschleudert.
Die Alte Reichstraße führte von Hochstadt kommend über Trieb hinauf über die Höhe nach Unterwallenstadt. Es war nicht möglich, wie heute durch das Maintal zu fahren. Eine Mainschleife und sumpfiges Gelände versperrten Fuhrwerken oder Postkutschen den Weg. So musste man den beschwerlichen Anstieg über die „Karolinenhöhe“ bewältigen.
Weg nach Unterwallenstadt
Erst durch den Bau der Eisenbahnstrecke in Richtung Kronach, die 1865 fertig wurde, war dies möglich. Dabei wurde durch das sumpfige Gebiet am Main ein Damm für die Eisenbahn aufgefüllt. Daneben entstand, ebenfalls durch Erhöhung des Geländes, die jetzige Staatsstraße. Der Main wurde in dem Bereich Oberwallenstadt und Bahnhof Michelau begradigt. Der Rest der ehemaligen Mainschleife ist jetzt das Naturschutzgebiet Gabsweiher. Hier wurde der Main durch den Eisenbahn- und Straßenbau abgeschnitten. Wohl kaum ein Autofahrer, der auf der B 173 fährt, macht sich heute noch über die frühere Situation Gedanken.
Die Trieber Bürger sind stolz auf ihren Namen Schubkarrenschieber. Als der Gartenbauverein im Mai 2002 eine Jugendgruppe gründete, bekam diese den alten Spitznamen des Dorfes. Die Kinder haben sogar T-Shirts, auf die der Namenszug und das Bild eines Schubkarrenschiebers aufgedruckt sind.
Den Namen „Karolinenhöhe“ hat die ehemalige Posthaltestelle und beliebte Gaststätte der Königin Karoline von Bayern, Gattin von Max I. Joseph, zu verdanken. Diese übernachtete bei einer Durchreise 1823 auf der „Höh“. Weil es der Königin nach ihren Aussagen hier so gut gefallen hat und sie vortrefflich bewirtet worden ist, stellte sie gern ihren Namen zu Verfügung. Dies ist sogar mit einer besiegelten Urkunde von Königin Karoline bestätigt worden.
Auch Goethe kam durch Trieb
Auch der Dichter Johann Wolfgang von Goethe kam bei einer seiner Reisen mit der Postkutsche auf der „Karolinenhöhe“ vorbei. Davon zeugen seine Tagebuchaufnahmen aus dem Jahre 1797, in denen er den Verlauf der Alten Reichstraße, die Landschaft und historische Gebäude in unserer Gegend beschreibt.