„Was macht dich glücklich?“ Vor drei Jahren wurde genau diese Frage Ute Peschel von ihrem Mann gestellt. „Nun ja, wenn ich Körbe flechten könnte, das würde mich bestimmt glücklich machen“, antwortete sie intuitiv. Am nächsten Tag hatte sie ihr Mann einfach zur Ausbildung angemeldet. „Und ich bereue es absolut nicht. Es ist tatsächlich so: Flechten macht glücklich“, stellt die Flechterin lachend fest.

In drei Jahren haben insgesamt elf Absolventinnen und Absolventen den Beruf des Flechtwerk-Gestalters an der europaweit einzigartigen Berufsfachschule für Flechtwerk-Gestaltung in Lichtenfels erlernt. Über ihre berufliche Zukunft haben sie unterschiedlichste Vorstellungen.
Facettenreiche Zukunftsplanung

„Mein Endziel ist die Selbstständigkeit. Dafür werde ich erst einmal ein Gewerbe anmelden und parallel einen Teilzeitjob annehmen“, kündigt Dirk Predöhl an. Am Anfang der Berufslaufbahn ist nämlich zumeist noch ein zweites Standbein nötig.
„Bei mir ist das Flechthandwerk schon seit Generationen in der Familie. Da habe ich einen großen Vorteil. Den Kundenstamm muss man sich als Korbmacher meistens erst mal aufbauen“, erklärt Valentin Rippstein.
Es gibt verschiedenste Betriebe, die Flechter anstellen. Beispielsweise in der Strandkorb-Flechterei oder sogar bei einer Heißluftballon-Firma. Auch die Zusammenarbeit mit Behindertenwerkstätten ist möglich. Eine heilpädagogische Weiterbildung könnte daran anschließen.

Sie will Kurse geben
Flechterin Arntraud Bläser plant ebenfalls die Selbstständigkeit: „Ich würde gerne Kurse geben und habe auch schon viele Anfragen. Und ich habe vor, einmal Mittelalter- und Handwerker-Märkte auszuprobieren. Als Besucher hat mir das immer sehr viel Spaß gemacht. Und ich habe große Lust, einmal Teil davon zu sein.“

Gearóid Breslin hat seine ersten Pläne bereits festgemacht: „Nächstes Jahr bleibe ich erst mal zuhause, um einfach nur zu flechten. Ich kenne nämlich ein paar Flechter, die Lust haben, etwas gemeinsam zu machen.“
Das Flechthandwerk hat Tradition. Vor vielen tausend Jahren wurden die ersten Körbe geflochten. Seitdem haben viele Generationen von Flechtern dieses Wissen zum heutigen Kunsthandwerk verfeinert.
„Ich finde vor allem die Vorstellung sehr schön, dass man keine große Werkstatt braucht...“Wovon Maikah Blümlein träumt
Milena Stuhr plant daher als nächstes ein Archäologie-Studium. „Flechten ist ein sehr altes Handwerk und wird nicht so oft nachgewiesen in der Archäologie. Das ist auch leicht zu erklären, denn Körbe sind nun mal organisch. Ich habe jetzt einfach erst mal Lust etwas zu lernen“, meint sie.

Auch Maikah Blümlein teilt diesen Wunsch: „Ich geh‘ jetzt auch erstmal studieren. So ein Probestudium, wo man ganz viel ausprobieren kann.“ Langfristig gesehen, wird er aber auf jeden Fall zum Flechten zurückkehren. „Ich hoffe, dass ich mich irgendwann im Sommer vor meiner Wohnung auf den Gehsteig setzen und flechten kann. … Ich finde vor allem die Vorstellung sehr schön, dass man keine große Werkstatt braucht und sich nicht so viel einrichten muss, sondern einfach loslegen kann. Im Zweifel direkt vor dem Haus“, sagt Blümlein.
Besonderer Traum
Bei Luise Zitt ist es noch nicht ganz sicher, was die Zukunft bringt. „Ich möchte gerne in die Design- und Kunstrichtung gehen und etwas Neues erschaffen, was optisch heraussticht. Es wäre schön, wenn ich daher in die Beleuchtungseinrichtung gehen könnte.“ Sie habe aber auch schon einen Unterstützer für Kindermöbel, zum Beispiel für eine Wiege, gefunden, berichtet sie.
Auf lange Sicht hat die Flechterin einen ganz besonderen Traum: „Was ich mir so immer mal wieder vorstelle, ist, dass ich in den Alpen bin und in irgendeinem verlassenen Haus wohne, das ich mir dann aufbaue. Da baue ich mir eine Werkstatt rein und flechte dann da.“
Meditative Handarbeit
Bei vielen Handwerksberufen findet sich heutzutage größtenteils Maschinenarbeit. „Bei der Korbmacherei macht man alles per Hand, denn es gibt keine Maschine, die Körbe flechten kann“, sagt Rippstein.

Die Handarbeit mit verschiedensten Materialien war für die Absolventen ein entscheidender Grund für ihre Berufswahl. „Man sieht, was man tut. Und für mich ist es auch so ein bisschen Meditation, weil man dabei zur Ruhe kommt“, meint Predöhl.
„Was mir auch so Spaß macht, ist, dass man sich einfach die Sachen selber herstellen kann, die man im Alltag braucht“, erklärt Blümlein. Von Wäschekorb bis Koffer, der Flechterei sind keine Grenzen gesetzt. Selbst wasserdichte Flecht-Gegenstände sind durch spezielle Techniken möglich.
Eine neue Welt
Man sehe erst in der Ausbildung, wie vielseitig der Beruf ist. „Zwar haben wir natürlich erst die Grundlagen gemacht, aber dann ist eine Welt eröffnet worden. Das hat so unser erstes Jahr ausgemacht. Im zweiten Jahr kam dann die Erweiterung mit Möbelbau. Wir durften uns auch selbst entscheiden, was und womit wir flechten wollten“, berichtet Rippstein.

Während der Ausbildung haben die Flechter ein großes Spektrum weltweiter Techniken kennenlernen dürfen. Die Klassen-Gemeinschaft mit einer Altersspanne zwischen 16 und 59 Jahren war während der Ausbildung ein eingeschworenes Team. Und echte Freundschaften sind entstanden.
„Es ist wirklich schön, dass ich sagen kann: An keinem Punkt meiner Ausbildung hätte ich ernsthaft gedacht, aufzuhören. Es war eine super spannende, schöne Zeit. Und wir waren eine wundervolle Klassen-Gemeinschaft“, fasst Flechterin Zitt die drei Jahre zusammen.