Bislang gibt es nur einen Beschluss der Gesellschafter im Regiomed-Klinikverbund: Bis Ende Oktober sollen nun die verschiedenen kommunalen Gremien der Gesellschafter entscheiden, ob die Kliniken inklusive ambulanter Einrichtungen ab 2024 wieder in die kommunale Trägerschaft überführt werden. Im Landkreis ist es der Kreistag, vorberatend der Kreisausschuss. In Lichtenfels stellt sich manchem daneben aber noch eine weitere Frage: Was wird aus der zentralen Produktions- und Verteilerküche?
Diese Redaktion stellte Fragen an den Vorsitzenden der Gesellschafterversammlung, Christian Meißner, sowie an die Leitung des Regiomed-Klinikverbunds. Beide antworten abgestimmt und gemeinsam, über Henrik Rutenbeck, den Bereichsleiter Unternehmenskommunikation des Regiomed-Verbunds.
„Den Gesellschaftern gehört die zentralen Produktions- und Verteilerküche paritätisch zu je 25 Prozent“, erläutert Rutenbeck. Spatenstich an der Krappenrother Straße war im Juli 2019, im März 2020 hatte die Zentralküche dann schrittweise ihren Betrieb aufgenommen. „Die Baukosten beliefen sich, inklusive Grundstück, auf 17,1 Millionen Euro.“

Am Betrieb der Küche soll sich nichts ändern. „Die Gesellschafter haben lediglich einen Beschluss zur Überführung der Kliniken inklusive MVZ in die kommunale Trägerschaft getroffen“, so der Pressesprecher. „Alles andere bleibt wie bisher bestehen und ändert sich nicht. An der Service GmbH bleiben die Gesellschafter weiterhin paritätisch mittelbar über die Regiomed-Kliniken GmbH zu je 25 Prozent beteiligt.“
Weiter als Dienstleister
Somit gebe es keinerlei Auswirkungen auf den Betrieb: Die Küche werde auch künftig die Versorgung sicherstellen: „Die Service-GmbH wird weiterhin als Dienstleister auftreten und auch externe Kunden bedienen – wie bisher.“

Bei der Leistungsfähigkeit der Verteil- und Produktionsküche spricht der Fachmann nicht von Essen pro Tag, sondern von so genannten Bekönstigungstagen. „Ein Beköstigungstag entspricht Frühstück, Mittag und Abendessen“, sagt Rutenbeck. „Die Zentralküche kann 3500 Beköstigungstage pro Tag produzieren.“ Also 3500 Menschen mit je drei Mahlzeiten am Tag versorgen. So weit die Theorie, denn die Zentralküche ist alles andere als voll ausgelastet – und nicht einmal zur Hälfte: „Derzeit produziert die Zentralküche 1500 Beköstigungstage pro Tag.“ Eine Auslastung von weniger als 43 Prozent.
Auslastung weit niedriger
Doch warum ist das so? „Hierbei ist zu berücksichtigen, dass durch die Schließung von diversen Heimen unter dem Dach der Regiomed-Kliniken GmbH auch die Beköstigungstage zurückgegangen sind“, argumentiert Rutenbeck. So wie beispielsweise das Coburger Altenheim „Bertelsdorfer Höhe“, dessen Betrieb Regiomed zum 30. Juni 2023 einstellte. „Diese Heime waren aber Bestandteil der Planung und Bau der Zentralküche.“ Die Service-GmbH, die die Zentralküche betreibt, sei ständig dabei, neue Abnahmequellen zu erschließen. „Die Zentralküche beliefert externe Einrichtungen im Landkreis Lichtenfels, Coburg und Sonneberg“, sagt der Bereichsleiter Unternehmenskommunikation. Namentlich wolle man die Kunden nicht namentlich nennen.

Zu den Preisen der Beköstigungstage möchte sich Rutenbeck im Gespräch mit dieser Redaktion nicht genauer äußern, aus Wettbewerbsgründen. „Die Kosten sind marktüblich. Dies wurde 2021/2022 von zwei voneinander unabhängigen, externen Unternehmensberatungen geprüft und bestätigt“, antwortet er.
Etwas mehr als 35 Kilometer sind es von der Krappenrother Straße 4 bis zur Regiomed-Klinik Sonneberg/Neuhaus, knapp 57 Kilometer gar bis zur Regiomed-Klinik Hildburghausen – und jeder Kilometer auf der Straße kostet Geld.
Doch wird in Thüringen ein höherer Satz in Rechnung gestellt als in Lichtenfels, dessen Klinikum gerade einmal 3,5 Kilometer von der Zentralküche entfernt ist? „Die Regiomed Service GmbH bietet die Patientenverpflegung zu einem einheitlichen Kostensatz für alle Regiomed-Kliniken an“, antwortet Rutenbeck.
Hintergrund seien die miteinander verbundenen Laster-Touren, die mehrere Kliniken mit einer Rundfahrt beliefern. „Da nicht alle Kliniken dreimal täglich beliefert werden und auch weitere Speditions-Dienstleistungen durch die Kliniken in Anspruch genommen werden, wird ein Mischsatz verrechnet.“
Bleiben Kosten für alle gleich?
Das könnte nach der Aufsplitterung des Regiomed-Klinikverbunds aber noch ein Punkt werden, der diskutiert wird – und vermutlich nicht einmütig. Sonst würde ja letztlich Lichtenfels den Essenspreis in den ehemaligen Thüringer Partnerkliniken mitfinanzieren. Wird es also notwendig sein, die Preise in 2024, wenn wieder die Landkreise die Kliniken tragen, entsprechend anzupassen? „Was die Kosten für Essen betrifft werden die Auswirkungen derzeit durch Fachleute durchleuchtet“, gibt sich Rutenbeck bedeckt.
„Die genaue Höhe des Preises ist naturgemäß aber auch stark von den Einkaufs- und Personalkosten abhängig. Wie bei jedem anderen Caterer oder Restaurant auch, kann keine genaue Aussage für die mittelfristige Zukunft gemacht werden.“ Insgesamt dürfte die Essenproduktion in 2023, im Vergleich zum Vorjahr, nicht unerheblich gesunken sein. Waren es in 2022 noch 644.000 dieser so genannten Beköstigungstage, so geht die Service-GmbH in diesem Jahr nach aktueller Schätzung von 529.000 aus: 82 Prozent des Vorjahres. Henrik Rutenbeck verweist auf die rückläufigen Belegungstage in den Regiomed-Kliniken und die bereits erwähnten Schließungen der Seniorenzentren.
Weniger Essen im Jahr 2023
Als die Zentralküche in Betrieb genommen wurde, waren 69 Vollkräfte geplant. „Durch interne Strukturanpassungen und Prozessoptimierungen werden heute 63 Vollkräfte beschäftigt“, sagt Rutenbeck. „Aktuell wird kein Personal benötigt.“
Nun aber verändert sich zum Jahreswechsel wohl einiges im Regiomed-Verbund. Auch wenn die Produktions- und Verteilerküche nur indirekt betroffen ist, so dürften sich wohl Beschäftigte so ihre Gedanken machen. „Natürlich nehmen die Beschäftigten die bundesweiten Entwicklungen im Gesundheitswesen und den damit verbundenen wirtschaftlichen Druck sowie die aktuellen Konzernentwicklungen mit Sorge zur Kenntnis“, antwortet der Pressesprecher.
Teils mehr als 20 Jahre dabei
Rutenbeck: „Viele Beschäftigte der Zentralküche stammen aus den ehemaligen Klinikküchen Sonneberg, Hildburghausen, Lichtenfels und Coburg und sind auf Grund ihrer teilweise mehr als 20-jährigen Betriebszugehörigkeit mit dem Regiomed-Verbund stark verwurzelt.
Gewiss erhofften sich die Mitarbeiter im Jahr 2020 mit der Zentralisierung der Speisenversorgung einen sicheren Arbeitsplatz am Standort Lichtenfels, und natürlich spielen aktuell Existenzängste durch die Presseschlagzeilen in der Belegschaft der Regiomed-Service-GmbH eine Rolle.“
Mehr als nur Essen: die Regiomed-Service GmbH Die Service-GmbH mit Hauptsitz in Sonneberg ist übrigens mehr als die Zentralküche in Lichtenfels: Sie erbringt Reinigungsdienstleistungen und Cateringdienstleistungen für alle Regiomed-Einrichtungen und externe Dritte. Die Bilanz der Gesellschaft passe, so Regiomed-Pressesprecher Henrik Rutenbeck: „Die Regiomed-Service-GmbH schließt das Jahr 2022 mit einem nahezu ausgeglichen Ergebnis ab.“ Als Dienstleistungsunternehmen ist sie übrigens prinzipiell verpflichtet, Gewinne zu erzielen. Überlegungen, die Service-GmbH nach Aufsplitterung des Regiomed-Verbunds aufzulösen, gebe es nicht, so Rutenbeck. Auf die Frage, ob es, im Nachhinein betrachtet, ein Fehler gewesen sein könnte, eine zentrale Produktions- und Verteilerküche wie diese zu errichten und sich nicht anderweitig zu versorgen, antwortet er: „Die Zentralküche wurde von den Gesellschaftern als Verpflegungsvariante für den Regiomed-Verbund gewählt, um dem Arbeitskräftemangel im Gastronomiebereich und dem hohen Investitionsbedarf der Altküchen entgegenzuwirken. Zudem sicherte man den in den Küchen beschäftigten Mitarbeitern einen sicheren Arbeitsplatz zu.“ Auf Grund der gegenseitigen Abhängigkeit im Regiomed-Verbund sei es in Sachen Kostensteuerung während der Sanierungsphase und auch in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie durchaus von Vorteil gewesen, nicht von externen Dritten abhängig zu sein.