Die ganze Familie sitzt freudestrahlend um den Weihnachtsbaum und die Kinderaugen leuchten vor Vorfreude auf das Christkind. So stellen sich viele Weihnachten vor. Doch gerade in Familien, in denen sich die Eltern getrennt haben und vielleicht in Scheidung leben, wird dieses Familienidyll zerstört.
Das weiß auch Sebastian Schlichting, Leiter der Kinder und Jugendhilfe des Caritasverbandes im Landkreis Lichtenfels: „Die Auswirkungen von Trennung und Scheidung betreffen Eltern wie Kinder. An Weihnachten macht sich das noch einmal besonders deutlich.“ Der Bereich Kinder und Jugendhilfe des Caritasverbandes ist dabei ein Ansprechpartner in dieser Zeit, der helfen kann.
Angebot zur Beratung
„Wir wissen, dass die Folgen einer Trennung und Scheidung sehr herausfordernd und belastend für Familien sein können“, erklärt Sebastian Schlichting. „Gerne beraten wir Familien und ihre Angehörige individuell zu dem Thema“. Im März wird es auch ein neues Angebot für Eltern in Scheidung geben. Es handelt sich dabei um ein Gruppenangebot für Eltern, die in Trennung und Scheidung leben mit dem Namen „Trennung meistern, Kinder stärken“.
Um jedoch auch Weihnachten bereits für (Scheidungs-)Familien zu entspannen, hat diese Redaktion Sebastian Schlichting drei Fragen gestellt.

Zum einen die Frage, vor welchen Herausforderungen Eltern stehen , die in Scheidung leben? „Die neue Lebenssituation stellt für alle Familienmitglieder eine tiefgreifende Veränderung dar, die eine Vielzahl von Gefühlen wie Trauer, aber auch Wut und Unsicherheit auslösen kann“, so Schlichting. Auf Erwachsenenebene sei eine Trennung und Scheidung häufig mit Konflikten verbunden. Die Herausforderung beider Elternteile sei es, einerseits ihre Kinder nicht in diesen Paarkonflikt mit reinzuziehen und andererseits auf der Elternebene gemeinsame Entscheidungen und Vereinbarungen zu treffen.
Neue Traditionen schaffen
In Bezug auf die Feiertage kann es ebenfalls zu Auseinandersetzungen kommen. Warum ist das Konfliktpotential gerade an Weihnachten so hoch? Schlichting erklärt, dass die Auswirkung der Trennung beziehungsweise Scheidung noch einmal besonders deutlich werde. Liebgewonnene Traditionen können vielleicht nicht mehr so gelebt werden, wie gewohnt. Kinder können emotional belastet sein, da gerade das erste Weihnachtsfist nach der Trennung schwer sein kann. Zusätzlich können eigene Erwartungen der Elternteile an das Weihnachtsfest, sowie wahrgenommene Erwartungen vom sozialen und familiären Umfeld den Druck und Somit den Stress erhöhen.
Bleibt die Frage, wie man (Scheidungs-)Kindern Weihnachten so schön wie möglich macht? „Das erste, dass Eltern machen können, ist eine frühzeitige Planung und Absprachen mit dem anderen Elternteil. Viele Eltern teilen die Weihnachtstage so auf, dass die Kinder den Heiligabend bei einem Elternteil und die zwei Weihnachtsfeiertage bei dem anderen Elternteil verbringen.“ Im darauffolgenden Jahr wechseln dann die Eltern die Tage. Für viele Familien ist das eine praktikable Lösung, die auch für die Kinder hilfreich ist, die Festtage zu genießen. Es gibt Orientierung und Sicherheit und so können häufige Wechsel und eine „Zerstückelung“ einzelner Feiertage für die Kinder vermieden werden.
Ein weiterer wichtiger Tipp ist es, denn Druck rauszunehmen und Spielräume zu erweitern. Hierfür sollten eigene Erwartungen und Ansprüche an das Fest hinterfragt und sinnvoll reduziert werden. Es muss nicht das Familienessen mit der gesamten Familie an einem Abend sein, nur weil es jahrelang Tradition war. Es kann hilfreich sein, mit den Kindern eben vielleicht bewusst neue Traditionen zu entwickeln. So können Familientreffen mit Verwandten auch außerhalb der Festtage auf die gesamten Weihnachtsferien verteilt werden, um die Tage für Kinder und sich selbst entspannter zu gestalten.
Der dritte Tipp ist, den Kindern Raum zu geben über ihre Gefühle zu sprechen. Die Bedürfnisse der Kinder im Blick zu haben. Wichtig ist dabei, dass Eltern die Gefühle nicht bewerten oder gar den anderen Elternteil schlecht machen. Kinder wollen vor allem gehört und gesehen werden. Es ist sehr wichtig, dass sie die Rückmeldung bekommen, dass es in Ordnung ist, dass sie sich z. B. traurig fühlen, weil Mama oder Papa gerade nicht da ist. Eltern sollten sich auch besonders nach den Übergängen Zeit nehmen, so dass die Kinder erzählen können, wie es bei dem anderen Elternteil war. Sie möchten auch ihre Geschenke zeigen. Auch hier ist es sehr hilfreich, wenn Eltern wertfrei Kindern Aufmerksamkeit schenken. Vielleicht ist das eines der größten Geschenke, was Eltern Kinder geben können.
Kontakt Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern – Erziehungsberatung Schlossberg 2, Lichtenfels Tel.: 09571/939-190 Email: erziehungsberatung@caritas-lif.de Kommendes Angebot: Elterntraining: „Trennung meistern, Kinder stärken. Hierbei handelt es sich um ein Gruppenangebot für Eltern, die in Trennung und Scheidung leben. Es bietet Elternteile die Möglichkeit, neue Handlungsmöglichkeiten und Lösungswege zur Erleichterung der Kommunikation zu entdecken und die Gefühle und Bedürfnisse ihrer Kinder wieder in den Blick zu nehmen. Elternpaare werden auf zwei Gruppen verteilt, d. h. die Elternteile nehmen nicht gemeinsam an einer Gruppe teil. Zeitraum: Sechs Termine ab 20. März 2025.