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KLOSTERLANGHEIM: Weihnachtslieder aus dem Kloster Langheim

KLOSTERLANGHEIM

Weihnachtslieder aus dem Kloster Langheim

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    Die Verehrung des Jesuskindes bildete einen Kern der Mystik der Zisterzienser. In Vierzehnheiligen steht das Jesuskind im Mittelpunkt des Gnadenaltars.
    Die Verehrung des Jesuskindes bildete einen Kern der Mystik der Zisterzienser. In Vierzehnheiligen steht das Jesuskind im Mittelpunkt des Gnadenaltars. Foto: Fabian Brand

    Advent und Weihnachten sind die Zeiten im Jahr, die mit besonderen Liedern und Melodien verbunden sind. So manches Konzert findet normalerweise in diesen Zeiten bei uns Obermain statt. Aufgrund der Corona-Einschränkungen wurde das meiste in diesem Jahr allerdings abgesagt.

    Die ersten Belege für Weihnachtslieder stammen schon aus dem Mittelalter. In lateinischen oder deutsch-lateinischen Texten abgefasst, erklangen sie zur Mitternachtsmesse als Teil der Liturgie und brachten damit die Freude über die Geburt des Erlösers zum Ausdruck. Advent und Weihnachten waren ursprünglich keine Familienfeste, sondern hatten ihren Ort in der Liturgie der Kirche. Deshalb sind die ältesten Lieder, die für diese Festzeiten geschrieben wurden, auch geistliche Gesänge.

    Entscheidende Änderung durch Martin Luther

    Mit Martin Luther änderte sich das: Er übertrug nicht nur die Bibel ins Deutsche, aus seiner Feder stammen auch bekannte Weihnachtslieder. „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ zum Beispiel. Allmählich drangen diese Weihnachtslieder in deutscher Sprache auch in den familiären Bereich ein. Dort wurden sie bei der häuslichen Andacht oder zur religiösen Einkehr gesungen.

    Einen erneuten Aufschwung erlebten diese Lieder im 19. Jahrhundert, als der Heiligabend immer mehr zum innigen Familienfest wurde. Das Bürgertum hatte in dieser Zeit die Führung übernommen. Das häusliche Leben wurde immer intimer. Fand die Weihnachtsfeier ursprünglich in der Kirche statt, rückte sie in dieser Zeit immer mehr in die Häuser und Familien.

    Lieder und Gesänge mit verkitschender Schlagseite

    In dieser Zeit wucherte die Fülle stimmungsgeladener Weihnachtslieder regelrecht: „Ihr Kinderlein kommet“, „Süßer die Glocken nie klingen“, „Oh Tannenbaum“ und weitere. Diese Gesänge besaßen alle eine relativ verkitschende Schlagseite. Anders gesagt: Im Mittelpunkt der Lieder stand nicht mehr die Geburt Christi und die Menschwerdung Gottes, sondern eine lieblich-süßliche Beschreibung all dessen, was zu einem gelungenen Weihnachtsfest dazugehört.

    Schon 1533 wurde in einem Gesangbuch das Weihnachtslied „In dulci jubilo“ abgedruckt. Der Liedtext ist eine Mischung aus lateinischen Phrasen und einer deutschen Übersetzung. Es handelt sich hierbei um einen Übergang vom lateinischen Kirchenlied zum Liedgut in deutscher Sprache.
    Schon 1533 wurde in einem Gesangbuch das Weihnachtslied „In dulci jubilo“ abgedruckt. Der Liedtext ist eine Mischung aus lateinischen Phrasen und einer deutschen Übersetzung. Es handelt sich hierbei um einen Übergang vom lateinischen Kirchenlied zum Liedgut in deutscher Sprache. Foto: Repro: Fabian Brand

    Doch zurück in unsere oberfränkische Heimat. Der Hofer Chronist Enoch Widmann berichtet uns über die Feier der Weihnacht im ausgehenden 16. Jahrhundert: „Am heiligen christag zur vesper, da man nach alter gewonheit das kindlein Jesus wiegete und der organist das resonet in laudibus in dulci jubilo, item Joseph, lieber Joseph mein! schluge (…)“.

    Weihnachtssingen ein beliebter Brauch in Franken

    Und aus dem Jahr 1792 hören wir folgendes: „Zur Weihnachtszeit nämlich geht der Schullehrer mit einigen Singknaben in dem Städtchen oder Dorfe von Haus zu Haus und singet einige Lieder, wofür er von den Leuten mit einer Gabe an Geld beschenket wird.“ Dieses so genannte „Weihnachtssingen“ gehörte in Franken wohl zu einem sehr beliebten Brauchtum. Allerdings schien auch diese Tradition bald so ausgeartet zu sein, dass sie von der politischen Obrigkeit verboten worden war.

    Auch aus dem Lichtenfelser Land gibt es eine Sammlung von Weihnachtsliedern, die mutmaßlich aus dem Umfeld des Klosters Langheim stammen. Bei familiengeschichtlichen Forschungen habe der Lehrer Hans Eisfelder im Nachlass seines Urgroßvaters Josef Fleischmann einige vergilbte Manuskripte gefunden. Fleischmann war im 19. Jahrhundert im Raum Lichtenfels als Lehrer tätig. 1871 ist er als Verweser in Marktzeuln bezeugt. Jedenfalls trugen die Manuskripte aus dem Nachlass Fleischmanns den Vermerk „uralt“. Offenbar handelte es sich um volkstümliches Liedgut, das im ehemaligen Zisterzienserkloster von Generation zu Generation vererbt wurde. Ursprünglich einstimmig gesungen, richteten die Mönche die Gesänge in der Zeit des aufblühenden vierstimmigen Männergesanges für diese neue Chorbesetzung ein.

    Das „Krippenlied“ aus Langheim besitzt diesen Text: „Das Jesulein in dem Krippelein liegt, es liegt, es liegt im kalten Stall, vom Himmel herab wird es geschickt zum Trost, zum Trost der Menschen all, zum Trost uns Menschen all.“ Und das Lied „Kommet her zur Krippe“ lautet: „Kommet her zur Krippen, schaut das liebe Jesulein. Lasset eure Lippen ihm zum Lob zu Diensten sein. Singet mit der Engelschar Alleluja, alleluja immerdar.“ Das „Neujahreslied“ verkündet: „Jubel und Freudenton erklinget heut, weil ein neues Jahr anbrach, erwünschte Zeit! Viel Glück zum neuen Jahr, dass Gott uns all bewahr vor all Gefahr.“

    Genaue Herkunft der Lieder ist nicht geklärt

    Dass es sich bei diesen Liedern um Gesänge handelt, die tatsächlich im Kloster Langheim entstanden sind, ist eher unwahrscheinlich. Dafür sprechen vor allem zwei Gründe: Erstens sind einige der Lieder auch mit anderen Entstehungsorten bezeugt und wurden auch in anderen Landstrichen Frankens gesungen. Zweitens legen die Liedtexte doch eher eine Entstehung im einfachen, frommen Volk nahe. Die Texte sprechen eine leicht verständliche Sprache. Eine hohe Theologie, wie sie von den Langheimer Mönchen sicher gepflegt wurde, fehlt hier.

    Allerdings dürfen wir wohl annehmen, dass in Langheim die Weihnachtszeit besonders festlich begangen wurde: Die Verehrung des Christuskindes prägte die Frömmigkeit des Zisterzienserordens. Und besonders in Vierzehnheiligen nahm das Jesuskind einen besonderen Platz ein, war es doch Mitte des 15. Jahrhunderts angeblich dem Langheimer Klosterschäfer erschienen.

    Advents- und Weihnachtslieder mit fränkischem Dialekt

    Viele Advents- und Weihnachtslieder sind im Volk entstanden und wurden dort auch von Generation zu Generation weitergegeben. Teilweise wurden sie sogar in der Sprache der jeweiligen Region verfasst. Ein fränkisches Adventslied trägt zum Beispiel diesen Text: „A jeder denkt etz im Advent, was er dem Herrn wohl bringa könnt. A jeder möcht nach Betlehem, dem Heiland dort a Gschenk zu geem. Lieber Gott, lass uns Zeit, mir senn nuch net so weit für die groß Freud, zu deim Sohn zu genn, an der Krippn zu stenn.“

    Die Menschen haben eben versucht, das Geheimnis der Weihnacht in die Sprache zu packen, die sie sprechen. Dabei sind viele Texte und Melodien entstanden, die heute allerdings meistens von populären Liedern verdrängt worden sind.

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