Lichtenfels Einen Hilferuf aus der Südsee hat die Besucherinnen und Besucher des Weltgebetstagsgottesdienstes in der Martin-Luther-Kirche in Lichtenfels erreicht. Die globale Klimakrise betrifft zwar alle Menschen, aber unterschiedlich stark. Viele Inseln Ozeaniens sind durch den steigenden Meeresspiegel in ihrer Existenz bedroht, insbesondere die Cookinseln, deren Bewohnerinnen in diesem Jahr die Liturgie des Weltgebetstags gestaltet hatten. Einige der kleinen und dünn besiedelten Atolle der 15 Inseln zählenden Gruppe drohen unterzugehen.
Schattenseiten
Das ökumenische Team der drei Lichtenfelser Kirchengemeinden hatte die Sorgen der Südseebewohnerinnen aufgegriffen und in den Mittelpunkt des Gottesdienstes gestellt. Trotz der ungünstigen Aussichten haben sich die Christinnen der pazifischen Cookinseln ein positives Lebensgefühl erhalten. Dies hat sich im Motto des Weltgebetstags ausgedrückt: „wunderbar geschaffen“, einem Zitat aus Psalm 139. Auch die Menschen in Deutschland sehen bei aller berechtigten Sorgen um die Welt oft nicht mehr, wie wunderbar sie geschaffen ist, betonten die Lichtenfelser Frauen. Auf den Cookinseln könnte man auf den ersten Blick meinen, es könne den Menschen in diesem Tropenparadies nur gut gehen: Ringsum blauer Himmel und ein blaues Meer, Kokospalmen wiegen sich am Strand und die Natur ist reich an exotischen Blumen und Früchten. So erleben jedenfalls Touristen die Inseln, deren wichtigste Aitutaki ist, auch bekannt als Honeymoon-Insel.
Doch bei näherem Hinsehen offenbaren sich auch Schattenseiten. Angefangen bei einer bis heute nachwirkenden Kolonialgeschichte durch die Engländer bis zur aktuellen Bedrohung durch den Klimawandeln mit Zyklonen und Überflutungen. Hinzu kommt das Drängen der Industrienationen, die reichen Bodenschätze auf dem Meeresgrund zum Abbau freizugeben.

Manche Bewohnerinnen sehen Tiefseebergbau positiv, da er ihnen hohe Einkommen verspricht, andere dagegen sind besorgt oder ablehnend, weil die Schäden für das Ökosystem unabsehbar sind.
Stolz auf die Maori-Kultur
Als brennendstes gesellschaftliches Problem bezeichnen Expertinnen die weit verbreitete häusliche und sexualisierte Gewalt. Sie wird meist tabuisiert und wurde auch im Gottesdienst in der Martin-Luther-Kirche nur vorsichtig angedeutet. Nur zwischen den Zeilen wurde ebenfalls angedeutet, dass das weltweit höchste Übergewicht der Bevölkerung auf den Cookinseln schwere gesundheitliche Folgen hat.
Insgesamt hat das Christentum auf den Cookinseln eine hohe Akzeptanz, der christliche Glaube ist weit verbreitet. Und das, obwohl die Missionare die Kultur der einheimischen Maori unterdrückten. So waren etwa Blumenkränze im Gottesdienst verboten. Aber bis heute sind sie nicht wegzudenken aus dem Alltag der Menschen als Schmuck und Ausdruck ihrer Identität. Auch die Maori-Sprache war in der britischen Kolonialzeit nicht erlaubt. Heute dagegen ist der Stolz auf die eigene Kultur überall erkennbar. Maori-Worte und Maori-Lieder durchzogen die Liturgie des Weltgebetstags und erzählten vom Selbstbewusstsein und dem Lebensgefühl auf den Cookinseln.
Für ein erfülltes Leben
„Kia orana!“ dieser Maori-Wunsch für ein gutes und erfülltes Leben durchzog den Lichtenfelser Gottesdienst, der auch eindrucksvoll von den Sängerinnen der „Frauenklänge“ unter der Leitung von Karin Dietz musikalisch umrahmt wurde. Namens des ökumenischen Vorbereitungsteams bedankte sich Martina Wegner für das Engagement ihrer Mitschwestern und zeigte sich erfreut über die Kollekte in Höhe von 361 Euro für Frauenprojekte in aller Welt.