Wer sich nach einem Zaunkönig im eigenen Garten sehnt, der sollte bereit sein, auch ein wenig Wildnis zuzulassen. Darauf weist der LBV Kreisgruppe Lichtenfels hin. In dieser Hinsicht würden oft schon ein größerer Reisighaufen neben dem Kompost und vielleicht noch ein paar dichte Sträucher in der Nachbarschaft genügen, und schon habe man gute Chancen, dass sich der kleine Sänger ansiedelt. In einer ausgeräumten Kulturlandschaft so wie nach dem Sauberkeitsprinzip leergefegten Gärten, fände dieser immer weniger Lebensraum, sagt Vorsitzende Marion Damm,
„Mit neun Zentimetern gehört der Zaunkönig nach den zwei Goldhähnchenarten zu den kleinsten Vögeln Europas. Er ist etwa ein Drittel so groß wie ein Sperling und wiegt nur zehn Gramm. Wenn dieser braune, gut getarnte Winzling in Bodennähe durch dichtes Gestrüpp schlüpft, hält man ihn oft im ersten Moment für eine Maus. Er hat eine runde Gestalt mit einem kurzen, meist hochgestellten Schwanz“, so die Vorsitzende. Der muntere Vogel sei immer in Bewegung. Selbst beim Sitzen knickse er ständig mit seinen Beinen auf und ab. Mit seinen kurzen Flügeln gelte der Zaunkönig als schlechter Flieger.
Lieber hüpfen als fliegen
Er bewege sich stattdessen vorwiegend hüpfend im Gebüsch. „Männchen und Weibchen sind beim Zaunkönig gleich gefärbt. Was an äußerer Pracht fehlt, macht der Vogelwinzling mit seinem laut schmetternden, unverwechselbaren Gesang wett. Das singende Männchen erreicht trotz seiner geringen Größe eine Lautstärke, die noch auf einer Distanz von bis zu 500 Metern zu hören ist“, berichtet Marion Damm. In der Brutzeit beginne der „königliche Gesang“ um kurz nach vier Uhr in der Früh und ende erst am späten Abend. „Er ist oft sogar mitten im Winter bei uns zu hören. Zu einer Gesangsstrophe setzt sich das Männchen gern für alle sichtbar auf einen Gartenzaun. Daher hat er auch den Namen Zaunkönig“, sagt die engagierte Naturschützerin.
Mit seinem pinzettenartigen Schnabel könne der Zaunkönig Nahrung, die hauptsächlich aus Insekten und Spinnen besteht, noch aus kleinsten Winkeln und Ritzen holen. Im Winter würde er bei Futtermangel auch Beeren von Sträuchern nicht verschmähen. „Der Zaunkönig baut sich ein warmes Kugelnest, in dem er sich oft auch im Wintern zum Aufwärmen und Übernachten aufhält. Er überwintert aber auch gern an Häusern oder in leerstehenden Schuppen. Auch werden Nistkästen zum Schutze gerne angenommen. Mit dem Nestbau beginnt das Männchen schon im ausgehenden Winter in Reisighaufen, unter Wurzel von umgefallenen Bäumen oder ausgewaschenen Wurzelstöcken an Bachufern“, berichtet Marion Damm.
Das Männchen baut gleich mehrer Nester
Dabei baue das Männchen gleich mehrere kunstvoll verwobene, kugelförmige Nester. Das Weibchen könne sich dann das beste Kunstwerk für ihre zukünftige Kinderstube aussuchen. „Es polstert das Nest dann mit Moos, Federn oder Haaren schön kuschelig aus. Einmal im Jahr zwischen Ende April und Anfang Mai legt die Zaunkönigin fünf bis acht winzige Eier, die nur rund 1,4 Gramm wiegen. Das Brutgeschäft, das zwischen 14 und 18 Tagen dauert, übernimmt allein das Weibchen. Nachdem die Jungen zehn bis zwölf Tage lang im Nest von beiden Eltern gefüttert wurden, verlassen sie gemeinsam das Nest und bleiben noch einige Zeit als Familienverband zusammen“, so die Vorsitzende.