Die gute Nachricht vorneweg: Die Anzahl der Scheidungen ist rückläufig. Schon über viele Jahre. Erreichte sie 2003 mit 29.992 Scheidungen in Bayern ihren Höchsttand ist sie bis 2023 um 34 Prozent gesunken. Die schlechte Nachricht jedoch: Deswegen gibt es nicht weniger Trennungen.
Denn der sinkenden Scheidungszahl gegenüber steht auch eine sinkende Anzahl von Eheschließungen, was nur einen Schluss zulässt: Paare sind immer öfter nicht verheiratet. Ob man es nun Scheidung oder Trennung nennt: Für Kinder ist diese Situation äußerst belastend und sie löst bei Ihnen ein hohes Maß an Verunsicherung aus. Kinder bemerken häufig schon vor einem Gespräch mit den Eltern, dass es zuhause Probleme gibt. Nicht selten erleben Sie Konflikte und Streitereien der Eltern mit.
Geschützten Raum schaffen
Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, für die Kinder einen geschützten Raum zu schaffen und dafür zu sorgen, dass sie gut durch die schwierige Zeit kommen.

Helfen kann hierbei die Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern des Caritasverbandes für den Landkreis Lichtenfels. Sie bietet neben Einzelberatung auch ein Gruppentraining „Trennung meistern – Kinder stärken“ für Eltern in Scheidung und Trennung an, dass am Donnerstag, 20. März, beginnt und für das es noch wenige Restplätze gibt.
Raus aus der Achterbahn
In dem Training lernen Teilnehmende in sechs Modulen, aus der Achterbahn der Gefühle und den Konflikten auszusteigen und wieder gut für sich zu sorgen. Es werden Handlungsmöglichkeiten und Lösungswege zur Erleichterung der Kommunikation aufgezeigt und die Gefühle und Bedürfnisse der Kinder in den Blick genommen.
Für das Training verantwortlich sind Anke Scott, Diplom-Sozialpädagogin (FH) und Systemische Familientherapeutin (DGSF), und Sebastian Schlichting, der Leiter der Beratungsstelle der Caritas. Zum Thema „Scheidung und Trennung“ hat diese Redaktion Anke Scott drei Fragen gestellt.
Obermain-Tagblatt: Wenn Eltern sich scheiden lassen, welche Tipps können Sie geben, um es den Kindern mitzuteilen?
Scott: Kinder brauchen Erklärungen für die Trennung und die Veränderung zuhause, da sich sonst die Verunsicherung bei den Kindern verstärkt und sie die Erklärung bei sich suchen. Gerade wenn es viele Streitigkeiten gibt, geben sich Kinder oft die Schuld an der Trennung. Ein Gespräch der Eltern mit den Kindern sollte daher gut vorbereitet sein.
Wichtig ist, dass sich Eltern vorab über wichtige Fragen nach der Trennung Gedanken gemacht und auch schon erste Vereinbarungen beispielsweise zur Betreuungsregelung getroffen haben. Umso mehr Eltern bereits vorab klären und strukturieren können, umso mehr Sicherheit können sie ihren Kindern vermitteln. Eltern sollten die Trennung offen ansprechen und konkret erklären, was sich für die Kinder im Alltag verändert.
Wichtig ist, dass Eltern Verständnis für die Reaktionen und Emotionen ihrer Kinder zeigen, sie trösten und vor allem da sind. Wir raten Eltern, vor allem beim Kind so zu bleiben und die Kinder mit eigenen negativen Konflikten und Gefühlen nicht zusätzlich zu belasten.
Besonders wichtig: Eltern sollten in diesem Gespräch nicht wieder das Streiten beginnen. Das braucht vorherige Absprachen, wer welchen Gesprächsanteil hat und vereinbarte Gesprächsregeln können helfen. Ganz wichtig ist, den anderen Elternteil nicht vor den Kindern schlecht zu machen. Probleme mit dem anderen Elternteil sollten nicht in diesem Gespräch thematisiert werden. Oft braucht es mehrere Gespräche. Eltern sollten von sich aus immer mal wieder das Angebot machen und bei Kummer die Kinder trösten.
Wie können sich andauernde Elternkonflikte auf die Entwicklung der Kinder auswirken?
Es gibt bereits viele Studien, um Bepiel von Dr. Sabine Walper von der Ludwig-Maximilians-Universtität München, die zeigen, dass andauernde Konflikte zwischen den Eltern, die psychische Gesundheit von Kindern erheblich beeinträchtigten. Andauernde Elternkonflikte können Kinder also krank machen.
Wie schafft man es, trotz Trennung, den Kindern ein positives Umfeld zu ermöglichen?
Wichtig ist für Eltern die Konflikte, die häufig auf der Paarebene liegen von der Elternebene zu trennen. Als Paar können sie getrennte Wege gehen, durch das Kind sind sie als Eltern auf der Elternebene verbunden. In einer Partnerschaftlichen Elternbeziehung sind diese Ebenen eng verwoben und müssen nach einer Trennung mühsam geteilt werden.
Wir raten Eltern, sich frühzeitig Unterstützung zu holen, denn es ist für alle Beteiligten eine schwierige Situation. In der Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern bieten wir daher sowohl für Kinder als auch für Eltern Einzelberatungen und auch Gruppenangebote an.
Kontakt: Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern – Erziehungsberatung, Schlossberg 2. 96215 Lichtenfels, Tel. (09571) 939-190, E-Mail: erziehungsberatung@caritas-lif.de.
Elterntraining „Trennung meistern, Kinder stärken“ ist ein Gruppenangebot für Eltern, die in Trennung und Scheidung leben. Es bietet Elternteile die Möglichkeit, neue Handlungsmöglichkeiten und Lösungswege zur Erleichterung der Kommunikation zu entdecken und die Gefühle und Bedürfnisse ihrer Kinder wieder in den Blick zu nehmen. Elternpaare werden auf zwei Gruppen verteilt, die Elternteile nehmen also nicht gemeinsam an einer Gruppe teil. Ab dem 20. März gibt es sechs Termine, jeweils von 16:30 bis 19 Uhr. Bei Bedarf wird eine Kinderbetreuung für die Zeit des Kurses angeboten.