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LICHTENFELS: Wie der Zweite Weltkrieg in Lichtenfels zu Ende ging

LICHTENFELS

Wie der Zweite Weltkrieg in Lichtenfels zu Ende ging

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    Die unterirdischen Gänge der Stadt, frühere Bierkeller, waren im Krieg als Luftschutzbunker genutzt worden.
    Die unterirdischen Gänge der Stadt, frühere Bierkeller, waren im Krieg als Luftschutzbunker genutzt worden. Foto: Claudia Dressel/Stadt Lichtenfels

    „1945 wird das Jahr der geschichtlichen Wende sein“, hatte Adolf Hitler angekündigt. Zweifellos hatte Diktator mit dieser Vorhersage recht, wenn auch anders, als er sich das vorstellte. Dass die Zeichen des Kriegs für die Wehrmacht trotz aller Hoffnungen auf deutsche Wunderwaffen schon lange nicht mehr auf Sieg standen, konnte jeder sehen, der von der NS-Propaganda nicht völlig geblendet war.

    Die Kriegslage Anfang 1945

    Schon 1944 waren die Weichen für die deutsche Niederlage endgültig gestellt. Im Juni landeten die Alliierten in der Normandie und begannen die deutsche Westfront zurückzudrängen. Bis Ende des Sommers war Frankreich befreit und die Verbündeten der Anti-Hitler-Koalition konnten daran gehen, den Rhein zu überschreiten und ins Reichsgebiet einzudringen. Und nur wenig später, im Oktober des Jahres, begann die Sowjetoffensive im Osten, in deren Verlauf Polen bereits zu Beginn des Jahres 1945 erreicht wurde.

    Unterstützend kam dazu der alliierte Bombenkrieg. Seit Anfang des Jahres 1942 hatten die Alliierten begonnen, systematisch deutsche Städte zu bombardieren, um im Sinne des „moral bombing“ die Deutschen dazu zu bewegen, ihre rückhaltlose Unterstützung des Regimes aufzugeben.

    Rationierung von Lebensmitteln

    Was hatte man aber bis dahin in Lichtenfels vom Krieg mitbekommen? Wie sahen hier die Verhältnisse in der letzten Kriegsphase zu Beginn des Jahres 1945 aus? Natürlich war der Krieg auch im Alltag immer spürbarer geworden. Die Männer standen an der Front, Verlustmeldungen gehörten zum Alltag, der immer schwieriger zu bewältigen wurde. Lebensmittel, Kleidung, Brennstoffe, Hygieneartikel und andere Dinge gab es schon lange nur mehr gegen die entsprechenden Bezugskarten.

    Die nationalsozialistischen Straßennamen verschwanden nach Kriegsende über Nacht (siehe morgige Ausgabe), was den Machtwechsel für jeden sehr deutlich werden ließ.
    Die nationalsozialistischen Straßennamen verschwanden nach Kriegsende über Nacht (siehe morgige Ausgabe), was den Machtwechsel für jeden sehr deutlich werden ließ. Foto: Schularchiv Meranier-Gymnasium

    Da die Bahn immer seltener fuhr – ab dem März 1945 verkehrte sie zwischen Lichtenfels und Bamberg nur noch fünfmal am Tag – waren die Landstraßen voll. Seit dem beginnenden Frühjahr gehörten dazu auch Wehrmachtssoldaten, die als Deserteure ihre Einheiten verlassen hatten. Bei Bauern oder in den Städten suchten sie Verstecke und Zivilkleidung, um den Standgerichten zu entgehen, die auf der Suche nach solch Fahnenflüchtigen oft kurzen Prozess machten.

    Seit dem Februar begannen auch die Flüchtlingsströme aus dem Osten den Obermain zu berühren und dort die Städte und Märkte zu überschwemmen. In Lichtenfels kamen seit dem März nahezu täglich Flüchtlinge vor allem aus Schlesien an, manche in kleinen Gruppen, manchmal auch ganz Trecks oder Zugwaggons. Innerhalb eines Jahres wuchs die Bevölkerungszahl der Stadt um mehr als 20 Prozent. Diese Neuankömmlinge vergrößerten natürlich die ohnehin schon herrschende Not und waren deshalb nicht sehr gern gesehen.

    Luftangriff der Amerikaner

    Dazu kam die permanente Furcht vor den Fliegerangriffen. Einzelne Tiefflieger, aber auch ganze Geschwader gehörten zum alltäglichen Bild und damit auch der immer wiederkehrende Aufenthalt in den Luftschutzkellern, immer mit der Angst verbunden, dort vielleicht auch lebendig begraben zu werden. Und tatsächlich blieben auch Lichtenfels Bombenangriffe nicht erspart. Am 23. Februar 1945 um 12.44 Uhr waren es 13 US-Bomber, die den Güterbahnhof ins Visier nahmen und mit 150 Sprengbomben riesigen Schaden anrichteten.

    Gerade damals standen ein Flüchtlings- und ein Wehrmachtszug im Bahnhof, die eine unbekannte Zahl von Personen beförderten. Sie wurden voll getroffen. Bei dem Angriff starben mindestens 32 Menschen. Zwölf Loks und die Kohleladevorrichtung waren funktionsunfähig, auch Teile der Infrastruktur und Speditionshallen wurden zerstört. Dabei war Lichtenfels gar nicht erstes Ziel gewesen.

    Eigentlich war die tödliche Fracht für Hof, Chemnitz und andere Städte bestimmt gewesen, die als Rüstungsindustriestandorte von größerer Bedeutung waren. Aber da die Sichtverhältnisse an dem Tag diese Flüge nicht zuließen, wurden sekundäre Ziele, eben der Eisenbahnknotenpunkt Lichtenfels, angeflogen.

    Die US-Armee rückt vor

    Zu dieser Zeit rückt die 3. US-Armee unter General Georg Patton bereits in Thüringen vor und stieß über Eisenach nach Chemnitz – ohne nennenswerten Widerstand. Deshalb beschloss Patton einen Teil seiner Truppen nach Süden zu schicken, um von Thüringen aus nach Franken vorzustoßen, wo sie bereits am 11. April Coburg einnahmen. Schon am nächsten Tag rückten die Truppen weiter nach Süden vor und besetzten Staffelstein und Lichtenfels, am Tag darauf Burgkunstadt und Weismain.

    Dieser Vormarsch verlief relativ unblutig. Oft waren es die Frauen, die ihre Männer davon abhielten, verzweifelten und letztlich sinnlosen Widerstand zu leisten. Trafen die Amerikaner dennoch auf Widerstand, begannen sie mit dem Beschuss.

    Ein deutscher Luftangriff

    Auch Lichtenfels wurde für kurze Zeit beschossen, Granaten schlugen in den Oberen Stadtturm ein, verursachten Brände in der Schützenstraße und beschädigten insgesamt 15 Gebäude. Schon am Tag darauf erlebte die Stadt einen erneuten Luftangriff, diesmal waren es deutsche Tiefflieger, die den amerikanischen Besatzern möglichst viel Schaden zufügen wollten. Doch waren die Folgen relativ gering, es gab kleinere Schäden an Wohnhäusern und Scheunen.

    Ein Bericht über die Einnahme von Lichtenfels durch die US-Truppen folgt in der morgigen Ausgabe.

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