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LICHTENFELS: Wissenslücken bei Schülern: Corona und die Nachhilfe-Stunden

LICHTENFELS

Wissenslücken bei Schülern: Corona und die Nachhilfe-Stunden

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    Viele Schüler haben Wissenslücken durch die Folgen der Corona-Krise. Welchen Beitrag kann Nachhilfe leisten?
    Viele Schüler haben Wissenslücken durch die Folgen der Corona-Krise. Welchen Beitrag kann Nachhilfe leisten? Foto: Corinna Tübel

    Sowohl Lehrer als auch Eltern beklagen Wissenslücken aus dem letzten Schuljahr, die durch die Corona-Krise entstanden sind. Die Nachhilfeinstitute der Region erwarten einen Ansturm, sobald die Schüler die ersten Noten erhalten haben. Was Nachhilfe-Unterricht leisten kann und welche Rolle Schule und Eltern dabei spielen.

    Was vor wenigen Monaten noch als Ausrede in der Schule galt, ist nun traurige Wirklichkeit: „Das weiß ich nicht, das haben wir in der Schule nie gemacht.“ Die Zeit des corona-bedingten Lockdowns mit den damit verbundenen Schulschließungen, die Teilöffnung derer im Anschluss bis hin zu den Blockmodellen im Sommer hinterlassen ihre Spuren: Schon im Juli warnte Dirk Zorn von der Bertelsmann-Stiftung, dass erhebliche Wissenslücken der Kinder und Jugendlichen erkennbar seien. Sogar 79 Prozent der Lehrer geben in einer bundesweiten Umfrage an, dass die Schüler in vielen Fächern während der Corona-Zeit weniger gelernt haben als während des Regelunterrichts an der Schule.

    Rund 90 Prozent der Befragten erklärten, dass sich die sozial bedingten Ungleichheiten aufgrund der Corona-Pandemie verstärkt haben.

    Maxi und Günter Luft vom Abacus Nachhilfeinstitut.Fotoatleier Sackwitz
    Maxi und Günter Luft vom Abacus Nachhilfeinstitut.Fotoatleier Sackwitz Foto: Fotoatelier Sackwitz

    Doch woher kommen Wissenslücken? Günther Luft vom Abacus Nachhilfeinstitut in Lichtenfels nennt aus seinem Erfahrungsschatz zweierlei Ursachen: Zum einen hätten Schüler teils nur spärliche oder keine Rückmeldungen von den Lehrern zu den eingereichten Aufgaben erhalten. „Und dann liegt es auf der Hand, dass die Schüler, die zum Zwischenzeugnis in einem Fach einen 4-er oder schlechter hatten, natürlich dann im ,Selbststudium' nicht zum ,Überflieger' mutierten.“

    Außerdem sei es nicht zu vernachlässigen, dass viele Eltern ihre Kinder fachlich und zeitlich vielleicht nicht so unterstützen konnten, wie sie es gerne getan hätten.

    Brauchen Eltern den Leistungsstand erst „rot auf weiß“?

    Wer soll nun diese Lücken schließen? Stellen Nachhilfe-Institute eine Möglichkeit dar? „Viele Lehrkräfte an Schulen machen im aktuellen Lernstoff ,ganz normal' weiter, weil Ihnen die Zeit im Nacken sitzt“, weiß Maxi Luft vom Abacus Nachhilfeinstitut am Standort Lichtenfels: „Zeit für Wiederholungen bleibt da wenig.“ Diejenigen Eltern, die in diesen Tagen auf sie zukommen, hätten den Ernst der Lage erkannt: Auch viele, die in der Vergangenheit schon einmal dort Nachhilfe in Anspruch genommen haben, kämen nun wieder. Diese starke Vorsicht im Bundesland Bayern im Vergleich zu anderen Bundesländern wirke sich zwar auf die Anfragen in Lichtenfels aus, dennoch seien es bedeutend mehr Anfragen als zu diesem Zeitpunkt im Vorjahr.

    Professionelle Nachhilfe verspricht Stefan Eckert.
    Professionelle Nachhilfe verspricht Stefan Eckert. Foto: red

    Günther Luft bemerkt zudem, dass in Bayern ja die Schule später wieder startet. Viele Eltern kämen erst dann auf das Nachhilfeinstitut zu, wenn die Kinder die ersten Noten aus Stegreifaufgaben oder Schulaufgaben mit nach Hause bringen. „Ich denke, da wird in den nächsten Wochen noch mehr auf uns zukommen, auf das wir reagieren müssen.“

    Auch bei Alexandra Batz vom Nachhilfeinstitut Leichter Lernen Lichtenfels starten nun die Welle der Anfragen: „Schüler antworten auf die Frage, wie es läuft, oft: Geht schon. Manche Eltern brauchen aber erst die ersten Proben um die Lücken rot auf weiß zu sehen“.

    Die klassischen Nachhilfefächer sind gleich geblieben

    Die „klassischen“ Nachhilfefächer sind auch nach der Corona-Krise gleichgeblieben. Da sind sich alle drei Gesprächspartner einig: Rund die Hälfte der unterstützten Schüler nehmen Nachhilfe in Mathematik in Anspruch, gefolgt von der ersten Fremdsprache sowie den weiteren naturwissenschaftlichen oder betriebswirtschaftlichen Fächern. In der Primarstufe vermischen sich die Fächergrenzen. Klar ist jedoch: In Fächern, in denen immer wieder auf den Stoff des Vorjahres zurückgegriffen werde, haben Wissenslücken besonders scherwiegende Bedeutung.

    „Nach unserer Auffassung wird zu lange gewartet, bis professionelle Hilfe in Anspruch genommen wird“, verrät Stefan Eckert, Inhaber des gleichnamigen Nachhilfeinstituts in Lichtenfels. Seine Lehrkräfte geben in diesen Tagen ausschließlich Einzelunterricht mit Abstand, Maske, Lüften und Desinfektion.

    Plexiglasscheiben im Nachhilfeinstitut

    Die Ferienzeit haben einige Kinder des Nachhilfeinstituts Abacus dazu genutzt, um denjenigen Stoff zum Beispiel in Latein oder anderen Fächern, in denen viele Eltern nicht helfen können, nachzuholen. Dann haben sich die Lehrkräfte eben, wie in den Monaten zuvor auch schon, mit Plexiglasscheiben auf dem Tisch während der Einzelnachhilfe kreativ gezeigt und vor jedem Termin abgeklärt, ob eine der Beteiligten mögliche Krankheitssymptome habe. Die Wissenslücken der Kinder wurden und werden dabei beispielsweise nach in der Reihenfolge von „aktuellem Stoff – fehlenden Grundlagen – aktuellem Stoff“ geschlossen.

    „Wichtig ist jedoch, dass die Kinder wieder Sicherheit bekommen und gute oder bessere Noten schreiben und zum Teil auch der ,Familienfrieden' wiederhergestellt wird. Das fällt oft ganz nebenbei mit ab“, so Günther Luft.

    Alexandra Batz von „Leichter Lernen“.
    Alexandra Batz von „Leichter Lernen“. Foto: Corinna Tübel

    Im Nachhilfeinstitut „Leichter Lernen“ in Lichtenfels ist viel Platz: Alexandra Batz kann die meist zwei bis drei Schüler mit genügend Abstand an die Tische setzen, doch auch Einzelstunden seien möglich. Stefan Eckert spricht der individuellen Einzelnachhilfe große Erfolgschancen zu: „Wir kümmern uns einzeln um die Kinder, nicht in der Gruppe. So können wir gezielt helfen, jeder hat andere Schwächen.“

    Nachhilfe kann keinen Schulunterricht ersetzen

    Was Nachhilfe nicht leisten kann, darin sind sich alle Gesprächspartner einig: Bezogen auf die Corona-Pandemie können die Institute den eigentlichen Unterricht auf lange Zeit allerdings nicht ersetzen. „Außerdem können Nachhilfelehrkräfte keine Erziehungsarbeit leisten. Die Motivation sei entscheidend und sowohl Eltern als auch Kinder müssen dahinterstehen, sonst könne das beste Konzept keine Erfolge zeigen“, so Stefan Eckert.

    Bei allen drei genannten Nachhilfeinstituten sei die Freude der Kinder und Eltern groß, dass sie nun Hilfe in Anspruch nehmen und etwas anstoßen können. „Viele Kinder können nämlich sehr gut einschätzen, was ihnen die schulfreie Zeit wirklich gebracht hat oder nicht. Sie wissen, dass sie mit einer 2 bessere Chancen haben als mit einer 5. Sie wissen, bei welchem Lehrer es spitze war, bei welchem nicht“, verrät Günther Luft, der derzeit auch viele Gespräche mit den Familien führt. „Einige sagen ganz offen: Mutti, das funktioniert so nicht mehr. Hole jemanden für mich!“

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