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LICHTENFELS: Wort der Besinnung : Wort der Besinnung: Wir sind nicht die Mitte des Universums

LICHTENFELS

Wort der Besinnung : Wort der Besinnung: Wir sind nicht die Mitte des Universums

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    Wort der Besinnung

    Erinnern Sie sich noch an Peter Cornelius‘ Lied vom „Calafati“? Der Calafati ist die neun Meter hohe Holzfigur eines Chinesen mitten auf dem Prater in Wien, um den herum sich das bunte Treiben des Vergnügungsparks dreht. Und Peter Cornelius singt in Wiener Tonfall: „Wie da Calafati auf'm Prater Ringelspü‘ steh' I do und I waaß net, wie ma g´schiecht.

    Alles draht si‘ um mei‘ gelb's Chineseng'sicht.“ 1980 war das. Ich habe die Melodie noch gut im Ohr. Heute müsste man wahrscheinlich vorsichtiger formulieren hinsichtlich der Hautfarbe und der Nationalität des dargestellten Asiaten. Aber eines hat sich seither nicht verändert: Die Sichtweise, „Die Welt dreht sich nur um mich!“

    Dabei hat ein ebenso frommer wie kluger Mann bereits im Mittelalter die Weltsicht verändert: Der Domherr und Naturwissenschaftler Nikolaus Kopernikus, der heute vor 482 Jahren am 24. Mai 1543 starb. Im gleichen Jahr hatte er der Welt seine „Revolution“ vermacht: Sein Buch „De revolutionibus orbium coelestium“, in dem er seine Einsicht begründete, nicht die Sonne dreht sich um die Erde, sondern die Erde um die Sonne. „Kopernikanische Wende“ hat man das später genannt: Wir sind nicht die Mitte des Universums, die Mitte der Welt. In der Betrachtung des Weltalls ist die Kopernikanische Wende inzwischen überall angekommen, aber: die Kopernikanische Wende unter den Menschen – sie steht vielfach noch aus. Ob in einer von „Influencern“ beeinflussten Welt persönlicher Selbstoptimierung nach dem Motto: „Das bin ich mir wert“, ob in kollektiven Parolen wie „Unser Land zuerst“ – immer kreist das Denken um das eigene Ich. Weltmacht mit drei Buchstaben?“ – „I-C-H“.

    Und was MAGA bedeutet, ist heute auch kein Rätsel mehr. Auch zwei Jünger Jesu, Jakobus und Johannes, wollten „groß raus“ und baten den Meister, dass sie einst zu seiner Rechten und Linken im Reich Gottes sitzen wollten. Jesus verweigert das und verkündet, lange vor Kopernikus, eine „Jesuanische Wende“: „Wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein“.

    Die Jesuanische Wende sagt: Wer groß sein will, dreht sich um die anderen, macht den Nächsten zum Mittelpunkt und fragt: Wie kann ich dir behilflich sein? Eine kopernikanische Wende unter den Menschen im Geiste Jesu hat der österreichische Heimatschriftsteller Peter Rosegger (1843-1918) in einem Gedicht so ausgedrückt: Ein bisschen mehr Wir und weniger Ich; Ein bisschen mehr Kraft, nicht so zimperlich; Ein bisschen mehr Liebe und weniger Hass; Ein bisschen mehr Wahrheit - das wäre doch was! Statt immer nur Unrast ein bisschen mehr Ruh; Statt immer nur Ich ein bisschen mehr Du. Statt Angst und Hemmung, ein bisschen mehr Mut. Und Kraft zum Handeln, das wäre gut! Ja, das wär´s!

    Pfarrer Andreas Baumann,

    Michelau

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