Wort zur Besinnung
„Wie soll das nur weitergehen?“ So höre ich Menschen reden und das seit Jahren! Menschen machen sich Sorgen, um unser Klima und die Natur; um unseren Wohlstand und den damit verbundenen Größenwahn; um Verschwörungsideologien und ein Aufkeimen von Rechtspopulismus; um Extremismus und Egoismus; um die Pandemie und die eigene Gesundheit; um die wirtschaftlich angespannte Situation und die Flüchtlingsströme auf diesem unseren Planeten. Ich könnte noch fortfahren, um was wir uns seit je her Sorgen machen.
Und das zum Teil wirklich mit recht, aber auch zum Teil, weil wir angestachelt werden, durch falsche, populistische Informationen. Oder weil es uns ganz einfach um unsere eigene Bequemlichkeit geht. Und die stellen wir über das Wohl von anderen.
Dabei sind wir hier in Deutschland und damit im wohlhabenden Teil unserer Erde gewohnt, das Leben gut und wohlbehalten geregelt zu bekommen. Das Wort Hoffnung und Vertrauen kam uns dadurch meiner Meinung nach abhanden. Beides tut aber dringend Not, denn nur so werden schwierige Zeiten bewältigt. Nur wer hofft und vertraut, kann in einer Zeit wie unserer kreativ werden und etwas daraus machen. Hohn und Spott über Erkrankte, über Zahlen von Verstorbenen sind unwürdig. Und Schweden, Weißrussland und Deutschland im Blick auf Corona zu vergleichen ist schlicht ohne Sinn und Verstand.
Als Mitglied der Bevölkerung tut man sich leicht Politiker und Forscher zu kritisieren. Man muss nicht mit allem einverstanden sein, was geschieht, was gesagt wird. Aber wer möchte heute sagen, dass er den totalen Durchblick hat und sicher weiß, was morgen mit diesem Virus geschieht? Ich möchte zur Zeit wirklich keine Verantwortung in Staat und Regierung haben. Im Rückblick werden alle alles besser wissen. Doch jetzt? Wer keine Verantwortung für das Gemeinwohl trägt, tut sich leicht! Als eigentlich kritischer Geist, gebrauche ich deshalb zur Zeit meinen Verstand und mein Herz. Mein Verstand sagt mir, dass Virologen, Mediziner und Politiker ihr Möglichstes tun. Es kann nicht im Interesse dieser Menschen liegen, absichtlich Falsches zu sagen. Denn wenn der größte Spuk vorbei ist, haben sie sowieso alles falsch gemacht. Jeder Versuch zu beruhigen, zu beschleunigen oder gar Fakten offen zu legen, wird ihnen negativ ausgelegt. Und was sind in der Wissenschaft schon Fakten. Hellseher müssten alle zusammen sein, und das sind sie nicht. Deshalb ist manches sicherlich übertrieben, manches untertrieben, manches richtig und manches falsch. Aber ich habe dennoch Hoffnung für uns und unsere Welt, denn mein Herz sagt mir, dass dies meine Zeit ist, die ich gestalten kann.
Wie hätte es sonst den Wiederaufbau der Bundesrepublik gegeben, wie die Wiedervereinigung? Wie würde man den Wahnsinn des normalen Lebens bestehen?
Schon im Alten Testament ist von der Hoffnung die Rede. Wir dürfen hoffen, denn das Wort Gottes, es bleibt ewiglich – so heißt es in den Psalmen. Und weiter heißt es: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg.“ Das Wort Gottes will und kann ein Licht sein auf unserem Weg, weil es uns darauf hinweist, dass wir alle Geschöpfe des einen Gottes sind. Sein Wort hat gezeigt, wie Menschen gut miteinander leben können. Miteinander leben statt gegeneinander, indem wir einander Mut machen, einander beistehen. Auch aus einer gesunden Distanz ist das möglich.
„Und wenn morgen die Welt unterginge, würd? ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Dieses Zitat wird Martin Luther zugeschrieben. Er hat es vielleicht gar nicht so gesagt. Aber es passt und entspricht dem Glauben an Gott. Denn er gibt uns die Kraft, voller Gottvertrauen und Hoffnung in die Zukunft zu gehen, vernünftig zu bleiben und das Leben zu wagen, wie es gegeben ist und nicht, wie wir es gerne hätten.
Anne Salzbrenner,
evangelische Pfarrerin,
Lichtenfels