Wort zur Besinnung
Kennen Sie die Geschichte „Der kleine König Dezember“ von Axel Hacke? Sie ist ein modernes Märchen für Groß und Klein.
Der kleine König Dezember lebt in einem Mäuseloch in der Wohnung des Erzählers, mit dem er sich gelegentlich unterhält.
Gerade einmal so groß wie ein Gummibärchen entstammt der kleine Wicht einem Geschlecht, das pausenlos kleiner wird, bis er schließlich völlig verschwunden ist.
Der Erzähler hat den Winzling eines Tages in seinem Bücherregal entdeckt und sich mit ihm angefreundet. Er erkundet mit ihm die Stadt und hört seinen Geschichten zu.
Beginn auf dem Höhepunkt
In der Welt des dicken kleinen Königs, der in einem langen roten Mantel mit Hermelinbesatz steckt, wird man groß geboren und beginnt das Leben gleichsam auf dem Höhepunkt. Man weiß schon alles, kann lesen und schreiben.
Die Kindheit liegt am Ende des Lebens. Ob das gut ist? Das muss der kleine König Dezember selber beantworten. Man kann ihn alles Mögliche fragen, kann mit ihm auf dem Balkon liegen und die Sterne betrachten und über Unsterblichkeit philosophieren.
Man kann die Schachteln anschauen, in denen er seine Träume aufbewahrt. Oder man geht mit ihm durch die Straßen und besichtigt, was man noch nie gesehen hat.
Man kommt groß und schlau zur Welt und kann sofort mit dem Regieren loslegen. Im Laufe der Jahre wird man immer kleiner und kleiner, bis man eines Tages ganz verschwunden ist. Wenn man kleiner wird, vergisst man auch immer mehr und wird nach und nach zum Kind. Es ist alles spiegelverkehrt zum menschlichen Leben, wie wir es kennen, und doch gibt es erstaunlich viele Parallelen zu unseren Erfahrungen. In diesem bezaubernden Märchen philosophieren der Ich-Erzähler und der kleine König über das Leben und die Welt, in der wir leben.
Der Erzählstil gleicht dem eines Kinderbuches, doch ist dieses Buch wirklich für Alt und Jung geeignet. Die amüsanten, zum Teil etwas merkwürdigen Abbildungen von Michael Sowa helfen dabei, das Buch besser zu verstehen, sich in seiner Fantasie eigene Bilder auszumalen und miteinander ins Gespräch zu kommen.
Lesen und Träumen
Ich wünsche Ihnen mit dem kleinen König Dezember eine besinnliche Adventszeit, in der Sie auch mal Zeit zum Lesen und Träumen haben und sich in engagierter Gelassenheit einüben. Gönnen Sie sich zum Jahresausklang die inneren Bilder aus den Schachteln Ihrer Träume, wo Sie die Erinnerungen an schöne Augenblicke Ihres Lebens abgespeichert haben.
Pater Maximilian Wagner,
Basilika Vierzehnheiligen