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LICHTENFELS/VIERZEHNHEILIGEN: Wort zur Besinnung: Schwester Katharina Horn: „Zur Tiefgarage Gottes“

LICHTENFELS/VIERZEHNHEILIGEN

Wort zur Besinnung: Schwester Katharina Horn: „Zur Tiefgarage Gottes“

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    Wort zur Besinnung

    Letzte Woche war ich in Freising. Dort sind große Baumaßnahmen rund um den Dom in vollem Gang. Das Erzbistum München-Freising feiert das Jubiläum „1300 Jahre Korbinian“. Ich war mit einer Gruppe von Kolleginnen und Kollegen im Diözesanmuseum. Anschließend gingen wir zum benachbarten Dom um dort Gottesdienst zu feiern.

    Wegen der Baustelle war ein Behelfsgang aus Gerüstteilen aufgebaut – ein langer Gang, durch den wir gingen. Am Einstieg stand ein Wegweiser. Darauf stand nicht, wie zu erwarten gewesen wäre, dass es hier zum Dom geht, sondern es stand darauf „Dom-Tiefgarage“. Eine Kollegin neben mir meinte: „Oh, gehen wir jetzt zur Tiefgarage?“. Mir rutschte darauf heraus: „Ja, zur Tiefgarage Gottes.“

    Ja, da war es wieder – ein Wortspiel, das mein Gedankenkarussell antrieb. So eine Tiefgarage bietet Platz zum vorübergehenden Parken meines Autos – dem Gefährt, mit dem ich unterwegs bin. Es gibt dort alle Arten von Autos – in ganz unterschiedlichen Farben, Modellen, Ausstattungen, Größe, Alter, Zustand usw.

    Alle stehen nebeneinander, jedes hat seinen Platz. Oft gibt es auch noch freie Plätze, manchmal ist es überfüllt. Es ist darin trocken und in der Regel hell.

    Mal ist es eng, dann wieder gibt es welche mit breiten Fahrflächen und genug Raum zum Parken. Heutzutage gibt es sogar Stellplätze, an denen E-Fahrzeuge aufgeladen werden können. Und oft geht es tief hinunter. Ich finde Ähnlichkeiten zur Kirche – zum Gebäude, in dem wir Gottesdienst feiern. Wir finden dort einen Platz, können uns niederlassen, in die Tiefe gehen, auftanken und dann „frisch gefüllt“ wieder in den Alltag zurückkehren.

    In den Bänken haben alle Platz – egal welches „Modell“ es ist, auch die Ausstattung, wie reich oder arm jemand ist, welche Ausbildung oder welches Alter sie hat, in welchem Zustand er ist, wieviel Beulen er oder sie hat, spielen keine Rolle.

    „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid.“, sagte Jesus (Mt 11,28).

    So ist es gedacht.

    So ist es aber nicht immer.

    Leider.

    Es wird genau beobachtet, wie jemand in der Kirche auftritt, wie er gekleidet ist. Menschen mit verbeulter Lebensbiografie geben Anlass für Geraune. Menschen vom Rand unserer Gesellschaft (was auch immer diese Redensart bedeuten mag), haben keinen Platz in unseren Gottesdiensträumen. Zumindest fühlen sie sich dort wenig willkommen.

    Es ist für die Gemeinde befremdlich, wenn jemand kommt, der „anders ist als wir“. Ich frage mich, warum das so ist, warum Menschen ausgegrenzt werden, warum es nicht noch viel bunter in unseren Kirchen ist.

    Und ich wünsche mir, dass die Kirche – die Gemeinde – von der Tiefgarage lernt: die Vielfalt aufnehmen, so in die Tiefe kommen und alle willkommen heißen, die dies mitleben wollen.

    So wurde die Tiefgarage in Freising ein Anlass für mich, darüber nachzudenken, wie willkommensbereit ich anderen gegenüber bin.

    Sr. Katharina Horn, Franziskusschwester von Vierzehnheiligen

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