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LICHTENFELS: Das kleine Wörtchen UND

LICHTENFELS

Das kleine Wörtchen UND

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    Das Kreuz hat eine besondere Form.
    Das Kreuz hat eine besondere Form. Foto: red

    Wort zur Besinnung

    In unserer Kapelle im Regionalhaus in Lima in Peru hängt im Altarraum ein großes Holzkreuz an der Wand. Der daran befestigte Christus stammt aus Deutschland. Das Besondere ist seine Form. Während in Deutschland das Kreuz überwiegend aus einem senkrechten und einem waagrechten Balken besteht, hat dieses die Form des Buchstabens Y.

    Nun bedeutet Y in der Landessprache Spanisch übersetzt UND. Im Deutschen erinnert das Kreuzzeichen an ein Plus, was wir durchaus auch als UND deuten. Doch im Spanischen steht da wirklich an der Wand ein großes UND, nicht nur ein Symbol.

    Wenn ich in dieser Kapelle sitze, betrachte ich gerne dieses große UND, dass mich zum Nachdenken bringt. Das kleine Wort UND bedeutet mir viel.

    So verbindet es, reiht aneinander, fügt zusammen, hält zusammen. Es verknüpft und lässt ganz Verschiedenes zusammenkommen. Manchmal führt es Gegensätze zusammen. Und immer lässt das UND das, was es verbindet, gleichberechtigt nebeneinanderstehen. Es stellt eine gewisse Symmetrie her. Das UND schafft Raum, es öffnet, es vermehrt.

    Richard Rohr hat das so ausgedrückt: „Und schützt uns vor dem Entweder-oder. Und erlaubt uns, sowohl als auch zu sein. Und lehrt uns, ja zu sagen. Und lehrt uns, geduldig und langmütig zu sein. Und erlaubt uns, immer beide Seiten zu kritisieren. Und erlaubt uns, immer beide Seiten zu würdigen. Und ermöglicht uns, um Vergebung zu bitten und uns zu entschuldigen.“

    In den biblischen Texten kommt mir das UND an entscheidenden Stellen entgegen: Das große UND der Schöpfung: Und Gott sprach: Es werde... Und Gott sah alles an: Es war sehr gut. Allein im Buch Genesis findet sich in der deutschen Einheitsübersetzung das kleine Wort genau 1000-mal.

    Bei den Evangelisten werden wichtige Stellen oft mit einem: „Und es geschah“ oder „Und siehe“ eingeleitet. In den Osterbotschaften führt uns das UND zum größten aller Geheimnisse: „und das Grab war leer“.

    Das UND führt immer ein Stück weiter. Es bedeutet immer ein „etwas mehr“. Das spanische Und, das Y, öffnet sich nach oben, es ist wie ein Mensch, der jubelnd oder betend die Arme erhoben hat. In der Kapelle in Lima verbindet sich Jesus ganz eng mit diesem UND. Sein Tod ist das ganz große UND, das uns Christen die Hoffnung schenkt, dass Jesus stärker ist als der Tod. Die Auferstehung ist das UND ins Leben hinein.

    Ein wenig dürfen wir das in unserem eigenen Alltag spüren. Immer wenn wir ABER sagen, können wir überprüfen, wie sich stattdessen ein UND anfühlt. Ein UND, das uns einlädt, eine zweite, dritte, vierte Sichtweise einzunehmen und gleichberechtigt nebeneinander zu stellen:

    „Und traut keiner Liebe, die nicht zugleich Gerechtigkeit ist. Und traut keiner Gerechtigkeit, die nicht zugleich Liebe ist. Und ist der Weg der Barmherzigkeit. Und ist das geheime Paradoxon in allen Dingen. Und ist das Geheimnis der Trinität.“ (Richard Rohr)

    Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich im Blick auf das Kreuz an das UND erinnern, das uns hilft offener zu werden, heiler, vielleicht sogar ein Stück ganz zu werden, wenn das UND zwei Teile unseres Lebens zusammenfügt.

    Sr. Katharina Horn, Franziskusschwester Vierzehnheiligen

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