Wort zur Besinnung
Der Mai zeigt sich bei uns – Gott sei Dank! – gerade von seiner schönsten Seite. Trotz manch kurzem Schauer findet das Leben wieder draußen statt. Kinderlachen. Bratwurstduft. Und die Rosen blühen verschwenderisch.
Vergangenen Sonntag beim Dekanatskirchentag in Schney haben wir das Feiern unter blauem Himmel bei strahlendem Sonnenschein sehr genossen. Ein wirklicher Tag „mit Leib und Seele – für Leib und Seele“ ist das gewesen. Bei aller Arbeit und Mühe, die damit verbunden waren: Das tat gut.
Nun freuen sich viele am „langen Wochenende“. In Bayern ist der Freitag nach Himmelfahrt zwar schulisch kein Brückentag. Doch es tut gut, dass uns in dieser Woche mehr nur als der freie Sonntag geschenkt worden ist – dank Christi Himmelfahrt. Kommendes Wochenende gibt es dann mit Pfingsten wieder zwei Feiertage …
Diese Pausen sind wichtig. Sie unterbrechen mein Rennen und Machen. Ich brauche das: Das Da-Sein unter dem großen Himmel. Das Auftanken in Sonnenschein und Regen und Wind. Zeit für das Miteinander haben. Ein Buch lesen und abtauchen in Geschichten und Erzählungen. Spüren, dass ich ein Teil des Ganzen bin.
Ich schöpfe daraus Kraft. Denn oft ist mein Alltag anstrengend. Ich lebe nicht im Paradies, sondern „jenseits von Eden“. Schweiß und Mühe gehören zu meinem Leben dazu – wenn nicht körperlich, dann in Begegnungen, am Schreibtisch, in Sitzungen.
In Krisenzeiten mit Pandemie, Krieg und Katastrophen spüre ich das besonders. Ich bin vergänglich. Meine Kraft ist begrenzt. Um die zu begleiten, zu trösten, zu stärken, die davon betroffen sind, brauche ich Ausgleich. Um gesund zu bleiben, brauche ich neben dem Geben auch das Nehmen. Neben dem Tun auch das Lassen. Für mein Müssen auch das Können. Ich lebe von der Erfahrung, dass das Leben gut ist und rund und schön – jedenfalls immer wieder einmal.
Es ist wie bei den Pflanzen: Sie wachsen und bilden Blüten und tragen Früchte. Dafür geben sie alles. Dann ziehen sie sich zurück in ihre Wurzeln. Sie lassen ihre Früchte los und ihre Blätter. Sie begeben sich in eine Ruhephase. Dann treiben sie wieder aus, und der Kreislauf beginnt von Neuem.
Alles in Gottes Schöpfung lebt von diesem Rhythmus – im Werden und Vergehen, im Einatmen und Ausatmen. Feiertage „außer der Reihe“ sind für mich ein Gedankenanstoß: Ich bin keine Maschine – ich bin ein Mensch aus Fleisch und Blut.
Übrigens brauchen nicht nur wir Menschen das Ausruhen. Die Bibel erzählt ganz am Anfang: „Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn.“
Ich darf ausruhen, weil Gott den Feiertag heiligt. Welch ein Geschenk!
Dekanin Stefanie Ott-Frühwald, Michelau