Wort zur Besinnung
„Jetzt ist die Zeit“ - unter diesem Motto feiern Hunderttausende seit Mittwoch beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg. „Jetzt ist die Zeit“ heißt also: Jetzt ist Zeit für den Kirchentag.
„Jetzt ist die Zeit“ – das ist eine simple Wahrheit: Zeit ist immer jetzt. Alles andere ist Erinnerung oder Planung. Dabei ist Zeit ein gesellschaftliches Dauerthema: Die einen haben zu wenig. Andere wissen nicht, wie sie sie füllen sollen. Zeit nehme ich mir oder sie wird mir genommen.
„Jetzt ist die Zeit“ – dieses Motto erinnert daran, dass die Zeit drängt. Mit Blick auf die zunehmende Erderwärmung müssen wir handeln. Wenn wir den Klimawandel begrenzen wollen, braucht es das Mittun aller, kleine und große Schritte, neue Ideen und Verzicht.
„Jetzt ist die Zeit.“ Die Kirchentagslosung wurde ausgesucht, bevor mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine politisch die „Zeitenwende“ ausgerufen wurde. Sie ist ein Zitat vom Beginn des Markusevangeliums. Es ist Jesus, der sagt: „Jetzt ist die Zeit. Das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium.“
Noch bevor er Jünger beruft, Kranke heilt und zum gemeinsamen Essen einlädt, rüttelt Jesus Menschen mit diesen Worten wach: „Euch bleibt keine lange Frist mehr. Ändert euch und euer Tun. Vertraut auf Gott.“ Hoffen. Machen. So lautet auch der Untertitel zur Kirchentagslosung. Er ist wichtig. Denn Jesus startet seinen Weckruf nicht ohne Zuspruch: Jetzt, hier, in diesem Moment ist Gott nahe. Darauf beruht seine Botschaft: Jesus kommt, damit die Menschen Gottes Gegenwart in ihrem Leben wahrnehmen und es verändern.
Jesus ist dabei sehr radikal: Er ruft Fischer von ihren Netzen und Familien weg und geht mit ihnen auf Wanderschaft. Er heilt Menschen und nimmt weg, was sie belastet. Immer wieder brüskiert er die gesellschaftlich Angesehenen, weil ihn ihre Einteilung von Menschen in richtig und falsch nicht interessiert.
Jesus gründet sein Reden und sein Tun allein auf Gott: Weil Gott nahe ist, darum besteht Hoffnung. Weil seine Liebe allen gilt, die ihn suchen, schenkt er Zukunft. Jesus fordert unbedingte Gemeinschaft und gemeinsame Hinwendung zu Gott.
Für mich hat Jesu Reden und Tun auch heute unbedingte Bedeutung, in der Kirche ebenso wie in unserer Gesellschaft: Wir brauchen ein neues Miteinander. Wir brauchen das gemeinsame Vertrauen darauf, dass wir Zukunft haben und unser Tun Sinn macht.
Der Kirchentag ist eine Stärkung auf dem Weg: „Jetzt ist die Zeit. Lasst uns gemeinsam hoffen auf den Gott, der uns begleitet und segnet! Lasst uns gemeinsam handeln, weil die Liebe unseres Gottes uns trägt.“
Wenn Sie davon etwas erleben wollen, kommen Sie doch an diesem Wochenende nach Nürnberg. Oder feiern Sie am Sonntag mit: Ab 10 Uhr wird der Abschlussgottesdienst des Kirchentags live übertragen: „Jetzt ist die Zeit!“
Einen gesegneten Sonntag im Jetzt wünscht Ihnen
Dekanin Stefanie Ott-Frühwald, Michelau