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ALTENKUNSTADT/STRÖSSENDORF: „Wort zur Besinnung“ von Pfarrerin Bettina Beck

ALTENKUNSTADT/STRÖSSENDORF

„Wort zur Besinnung“ von Pfarrerin Bettina Beck

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    Pfarrerin Bettina Beck.
    Pfarrerin Bettina Beck. Foto: Evangelisches Pfarramt

    Wort zur Besinnung

    Sind Sie schon einmal mit einem Flugzeug geflogen? Da kommt am Anfang jemand vom Personal und erzählt ausführlich alles, was im Notfall passiert, und wie man sich da auch selbst helfen kann. Eindrücklich hängen geblieben ist mir, dass ausdrücklich gesagt wird, dass man sich selbst immer zuerst die Sauerstoff-Maske aufsetzen soll, bevor man anderen Menschen neben sich hilft. Nicht dass man selbst in Not gerät, während man versucht anderen zu helfen.

    Das erinnert mich an eine christliche Regel zum guten Leben, die Jesus einmal einem hohen Gelehrten erklärte: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft. Und: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Man nennt diese Regel auch „Doppelgebot der Liebe“, weil Jesus erklärt, dass kein anderes Gebot größer ist als diese beiden.

    „Dreifachgebot der Liebe“

    Vielleicht müsste sie vielmehr „Dreifachgebot der Liebe“ heißen. Oft überhören wir dabei nämlich den letzten Teil der Regel und fordern uns und anderen viel ab: Liebe deinen Nächsten! Sei ganz beim Anderen, empathisch und hilfsbereit, gehe mit offenen Augen durch die Welt und tu deinen Teil. Wir sehen uns selbst auch gerne in der Rolle der Alltagshelden, die ganz für Andere da sind, die Andere durch große Anstrengung und Mühe retten und die Welt ein Stück weit besser machen. Und das ist ja auch wirklich ein großer und wichtiger Verdienst, ohne den unsere Gesellschaft ein Stück ärmer wäre!

    Und doch kostet es nicht selten viel, so ganz beim Anderen zu sein. Wer zum Beispiel in einem sozialen Beruf arbeitet, der ist laut Statistik stark gefährdet, auszubrennen. Das betrifft Erzieherinnen, Lehrer, Pflegekräfte, Ärztinnen, Pfarrer, Sozialarbeiterinnen. Hier geben einem die Menschen, denen man mit seiner Arbeit dient, so viel zurück, dass man versucht ist, immer mehr zu geben und zu leisten. Dasselbe passiert auch oft in der Familie, wo das Band der Liebe so stark ist, dass es zugleich aufs Äußerste dehnbar und strapazierbar ist.

    Der Mönch Bernhard von Clairvaux, der im 12. Jahrhundert lebte, hat mit einem Bild vom Kanal und von der Schale ganz schön beschrieben, wie wir das besser machen können: „Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale und nicht als Kanal, der fast gleichzeitig empfängt und weitergibt, während jene wartet, bis sie gefüllt ist. Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen Schaden weiter. Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen, und habe nicht den Wunsch, freigiebiger zu sein als Gott. Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss, wird sie zur See. Du tue das Gleiche! Zuerst anfüllen und dann ausgießen.“

    Unendliche Quelle der Liebe

    In diesem Sinn: Lassen wir es uns also gesagt sein! Liebe Gott, deine unendliche Quelle der Liebe! Setze dir zuerst die Sauerstoff-Maske auf, bevor du deinem Nachbarn hilfst! Und dann liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

    Bettina Beck, evangelische Pfarrerin Strössendorf/ Altenkunstadt

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