Wort zur Besinnung
Das ist ein Faschingswochenende, wie es nicht vorstellbar war: „Fasching fällt aus“, heißt es zur Freude der Faschingsmuffel. Doch die Faschingsfans halten dem ein „Fasching jetzt erst recht“ entgegen. Und das ist gut so. Lachen und Humor fördern die Gesundheit. Das ist inzwischen allen klar. Schon allein deshalb darf Fasching nicht ausfallen. Doch es wäre viel zu kurz gegriffen, wenn wir beides allein auf die Zeit zwischen dem 11.11. und dem Faschingsdienstag einschränken würden. Lachen und Humor sollte eine tägliche Gesundheitsübung sein. „Lachen einmal täglich“, heißt die Empfehlung. Wenigstens ein Schmunzeln sollte drin sein. Wir wissen, dass sich vieles mit Humor leichter ertragen lässt. Er entspannt so manche Situation und hilft uns, eine andere Perspektive einzunehmen.
Ein wesentliches Element des Faschings sind die Narren mit ihren Reden. Ganz der mittelalterlichen Tradition entsprechend, dürfen sie die Wahrheit sagen und uns, der Gesellschaft und den Politikern einen Spiegel vorhalten. Die Narren beobachten das sogenannte „einfache Volk“ und erkennen die größeren Zusammenhänge. Ihre Aufgabe besteht darin, die Dinge ins rechte Licht zu rücken und anzuregen, einen neuen Blickwinkel einzunehmen. In humorvoller und oft gereimter Form gelingt ihnen das auf angenehme Weise. Wie täte es uns gut, wenn wir uns diese Narrenreden nicht nur anhören und darüber lachen, sondern sie uns auch zu Herzen nehmen.
Die Narren schaffen es auch, Geschehenes so zu relativieren, dass es erträglicher wird. Wie oft wünschte ich mir im Moment mehr Narren dieser Art in der täglichen Berichterstattung. Sie könnten uns helfen, die alte Narren-Weisheit, dass eigene Probleme weniger groß erscheinen, wenn sie mit der Situation anderer verglichen werden, erfahrbar werden zu lassen.
Diese Gelassenheit trägt, wenn nicht zur Lösung, dann wenigstens zur Entspannung bei. Ein Beispiel gefällig? Im nahe gelegenen Kroatien leben seit dem Erdbeben vor sechs Wochen die Menschen voll Angst in ihren einsturzgefährdeten Häusern ohne Strom und Heizung und erschrecken noch immer durch Nachbeben. Auch ein Blick in die Länder von Afrika, Lateinamerika und Asien würde uns helfen, unsere Situation und die Strategie unserer Regierung positiver zu sehen.
Das Motto „Schlimmer geht immer“ mag zynisch klingen, aber es täte uns und der Stimmung in unserem Land gut, wenn wir unsere Aufmerksamkeit darauf richten, dass es Menschen gibt, die froh wären, wenn sie unsere Probleme hätten. Dazu brauchen wir nicht mal in andere Länder gehen. Auch bei uns gibt es genug Menschen, die durch die Corona-Pandemie und die Kältewelle existenziell bedroht sind.
Der Apostel Paulus hält im 2. Brief an die Korinther im 11. Kapitel eine sogenannte Narrenrede. Überspitzt und spöttisch lobt er sich selbst für seine großartigen Taten, gleich seinen Kritikern. Die Pointe: es geht ihm um die Größe Gottes: Mag meine Leistung noch so groß sein, Gott ist es, der Größeres vollbringt. Wir dürfen ihm Werkzeug sein; und wenn es sich darauf beschränkt, in unserer kleinen Welt mit einem humorvollen Blick zu einer neuen Perspektive einzuladen.
Hören wir den Narren bei ihren Reden gut zu, lassen uns berühren und erhalten wir uns einen humorvollen Blick auch in die kommende Fastenzeit hinein.
Sr. Katharina Horn Franziskusschwester von Vierzehnheiligen