Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Lichtenfels
Icon Pfeil nach unten

Wort zur Besinnung: Wort zur Besinnung: Wallfahrer ziehen durch das Tal

Lichtenfels

Wort zur Besinnung: Wort zur Besinnung: Wallfahrer ziehen durch das Tal

    • |
    • |
    Schwester Katharina Horn
    Schwester Katharina Horn Foto: red

    Wort zur Besinnung

    So beginnt die dritte Strophe unseres Frankenliedes. In diesen Tagen sind viele Wallfahrerinnen und Wallfahrer in unserem Gottesgarten unterwegs. Ziel ist meistens die Basilika in Vierzehnheiligen oder in Gößweinstein. Stunden-, manchmal tagelang sind die Menschen unterwegs. Einige bevorzugen, alleine zu pilgern. Erst vor kurzem begegnete ich einem nicht mehr ganz jungen Mann mit einem großen, einfachen Rucksack, der den Basilikaberg in Vierzehnheiligen hinaufschnaufte und angesichts des Portals stehenblieb, die Arme ausbreitete und ein erleichtertes: „Halleluja! Ich bin angekommen!“ ausrief. Wie lange er unterwegs war, woher er kam und was seine Motivation für den Weg war, ist mir unbekannt. Seine Erleichterung war jedoch sehr deutlich.

    Auffälliger sind die wallfahrenden Gruppen – ob mit großer Beteiligung oder „nur“ eine Handvoll Betende. Hier höre ich oft, wie motivierend es sich auf die eigene Energie auswirkt, Mit-Pilgernde zu haben. Ich selbst erlebte das ebenso, wenn ich wallfahren war. Die Kraft der Gruppe zog mich mit, auch wenn ich spürte, wie meine Kräfte nachließen.

    Erstaunlich ist, wie präzise diese Wallfahrten „funktionieren“. Langjährige Wallfahrerinnen und Wallfahrer wissen genau, an welcher Straßenecke welches Gebet oder Lied trifft. Es gibt manchmal inoffizielle Listen, die minutengenau beschreiben, wo genau man ist. So können im Geiste auch jene mitgehen, die körperlich nicht mehr zu dieser Strapaze fähig sind. Auch das ist eine Form der Wallfahrt und vor allem eine spürbare Verbundenheit durch die Zeit hindurch mit den Pilgernden vor einem und nach einem.

    Ich selbst habe schon einige Wallfahrten hinter mir: allein auf dem Franziskusweg nach Assisi, in Gruppen durch die Nacht nach Bamberg oder die große Wallfahrt nach Gößweinstein. Jede Wallfahrt hat ihr Charakteristikum und ist unvergleichlich, auch wenn der Weg derselbe ist. Viele Faktoren beeinflussen das Erleben: das Wetter spielt eine Rolle und wer mit einem unterwegs ist. Es hängt von der eigenen Verfassung und der Ausrüstung ab. Manchmal macht ein Wechsel bei den Gebeten oder den Vorbetenden einen Unterschied. Ab und zu verändert sich der Verlauf des Weges aufgrund von Baustellen.

    Jede Wallfahrt verändert mich selbst ein Stück, lässt mich in meinem eigenen Leben vorwärts gehen. Manchmal hilft mir das Wallfahren um Klarheit zu bekommen, um die Perspektive zu wechseln, und es öffnen sich innere Wege. Für mich besonders wichtig und die Unterscheidung zu Wandern oder Spazierengehen: ich bin betend unterwegs. Im Pilgern kann ich das, was mich innerlich bewegt, in die äußere Bewegung hineinnehmen, vor Gott tragen – unzählige Wallfahrerinnen und Wallfahrer haben durch die Jahrhunderte hindurch, ihre Sorgen zu Gott getragen und im übertragenen Sinn am Ziel der Wallfahrt vor Ihm abgelegt.

    Betend unterwegs sein: was hindert mich eigentlich daran, auch bei einem Spaziergang oder dem Weg zum Einkaufen betend unterwegs zu sein? Es braucht nicht immer eine Kirche als Ziel oder eine offizielle Wallfahrt, um als betender Mensch auf dem Weg zu sein.

    Und noch ein Gedanke: Selbst wenn ich von der Autobahn aus die Basilika nur von weitem sehe – was hält mich davon ab, mich in diesem Moment an Gott zu wenden? So können Kirchen oder Wegkreuze ein kleines Erinner-mich sein, mich bewusst mit Gott zu verbinden und sei es nur für einen kurzen Moment.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden