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Wort zur Besinnung: Wort zur Besinnung: Warten hat eine ganz neue Bedeutung

Lichtenfels

Wort zur Besinnung: Wort zur Besinnung: Warten hat eine ganz neue Bedeutung

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    Pfarrerin Anne Salzbrenner.
    Pfarrerin Anne Salzbrenner. Foto: Steffen huber

    Wort zur Besinnung

    Advent in Zeiten von Corona, das hat es in sich. Wir wissen alle, wie schwer es ist, wenn man auf etwas wartet. Gerade zur Zeit wissen wir das wirklich, denn wer wartet nicht auf den Tag, an dem gesagt werden kann: Corona hat uns nicht mehr im Griff, sondern wir haben den Virus im Griff, zumindest soweit, dass das Wörtchen Quarantäne und Lockdown, dass Mund-Nasen-Schutz und Beschränkungen sich zu treffen, zu feiern, einander zwanglos zu besuchen, dass die extremen Belastungen in der Pflege, in Kitas, Schulen, Universitäten, in Handwerk und Industrie, dass Querdenkerdemos und Verschwörungstheorien, der Vergangenheit angehören. Wir warten auf diesen Tag in gewisser Zeit alle. Warten hat so gesehen eine ganz neue Bedeutung gewonnen. Ich glaube sogar, auch das Warten auf Weihnachten und damit auf den Menschgewordenen Gott. Ich glaube, dass wir in der Tat dieses Jahr eine unvergleichliche Adventszeit erleben können, weil wir uns gerade in der Freizeit nicht so sehr wie sonst ablenken können, mit Terminen und dem Jagen von einer Adventsfeier zur anderen. Ursprünglich gehört die Adventszeit zu den stillen Zeiten des Jahres, wie die Passionszeit. Es geht darum sich darauf zu besinnen, wer da kommen will. Eigentlich geht es nicht um den Cola Weihnachtsmann und auch nicht das neue PC Programm, es geht nicht um die Karibikreise und dass endlich der Vorweihnachtsstress vorbei ist. Erinnern sie sich noch daran, im letzten Jahr? Es geht in der Adventszeit um eine Form der Besinnung, die wir oft genug vergessen und die wir vielleicht gerade in dieser von außen eingeschränkten und auch nachdenklich stimmenden Zeit, wieder neu finden können.

    Mir kam da kürzlich ein Lied von Rolf Zukowski in den Sinn, das gerne im Kindergarten gesungen wird. Es handelt von dem, was die Adventszeit besonders macht. Da werden dicke rote Kerzen besungen, Tannenzweigenduft, und einen Hauch von Heimlichkeiten, der in der Luft liegt. Es geht darum, dass wir die Herzen weit aufmachen und schneiden, hämmern, basteln, um lieb verpackte Päckchen und frisch gebackne Plätzchen. Es geht in diesem Lied darum füreinander Zeit zu haben, alte, längst vergessene Lieder ruhig mal selbst zu singen, auch wenn nicht alle Töne passen. Und ich dachte: All das ist möglich! Die Adventszeit kann gerade jetzt eine neue Bedeutung und damit ihre alte Bedeutung erhalten. Das was oft selbstverständlich war, kann man wieder Wert schätzen. Vielleicht erkennt man sogar den Grund von Advents- und Weihnachtsfeiern und vermisst sogar den Besuch der Familie, der in den letzten Jahren doch so schrecklich genervt hat.

    Ich glaube, die Lebenssituation in diesem Jahr, kann dazu beitragen, dass wir auf den Einen schauen, der da kommen will. In diesem ganz anderen Jahr können wir vielleicht sogar wahrnehmen, dass der, der da kommt, einen neuen Gesichtspunkt der Wärme und Liebe in unser Leben bringen will. Nicht Einstellungen wie `Ich zuerst?, nicht `meine Freiheit? und auch nicht `Jubel, Trubel, Heiterkeit?, machen unser Leben hell, sondern das Kind in der Krippe. Das ist der Zauber, der unser Leben verändern kann, gerade mit etwas mehr Ruhe. So können wir lernen miteinander und füreinander da zu sein auf fantasievolle Weise, weil alles anders ist im Advent. Lassen wir uns verzaubern in dieser Zeit, indem wir die Adventszeit wieder einmal ganz bewusst begehen, Tag für Tag, denn Weihnachten ist nicht mehr weit!

    Anne Salzbrenner,

    evangelische Pfarrerin

    in Lichtenfels

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