Wort zur Besinnung
Dass Wunden manchmal ganz schön weh tun und es seine Zeit braucht, bis sie ganz verheilen, diese Erfahrung hat wohl schon jeder in seinem Leben gemacht.
Vielleicht war es nur eine lästige Schürfwunde, die desinfiziert wurde und dann mit einem Sprühverband oder Pflaster hygienisch abgedeckt wurde. Eine Schnittwunde oder gar eine Platzwunde, die beim Arzt fachgerecht genäht oder geklammert werden sollte, hat dann schon heftiger geblutet und unter Umständen auch so richtig weh getan.
Bisweilen musste eine Verletzung auch operiert werden und hinterlässt sichtbar eine Narbe.
Wunden gehören zum Leben dazu. Wohl kaum einer wird sein Leben lang unverwundet bleiben.
Manche inneren Wunden entstehen durch Gewalt, Streit, Mobbing oder üble Nachrede. Solche Verletzungen der Seele verfolgen einen bisweilen oft sehr lange, manche sogar ein ganzes Leben lang.
Einige Wunden bleiben als Narben für immer sichtbar und erinnern uns an gemeisterte Herausforderungen. Gerade psychische Verwundungen müssen oft Jahre später mit einem Therapeuten angeschaut und behandelt werden, damit sie endlich heilen können.
„Deine Wunden werden durch die Heilung zu einem wertvollen Besitz, zu kostbaren Perlen“, meinte die heilige Hildegard von Bingen, eine Benediktinerin des 12. Jahrhunderts, die sich mit Heilungsprozessen auskannte.
Sie hatte beobachtet, dass ein Sandkorn in eine Muschel eindrang, und dass dieser Fremdkörper dann mit mehreren Schichten Perlmut überzogen wurde, bis daraus eine wunderschöne Perle entstand.
Dieses Bild aus der Natur übertrug sie auf den Weg der Vergebung. Erst wenn ich den Schmerz der Verletzung, meine Wut, zulasse, die Verwundung anschaue und zu verstehen versuche, was geschehen ist, verwandelt sich der Schmerz allmählich zu einer Perle.
„Die Kunst der Menschwerdung besteht darin, unsere Wunden in Perlen zu verwandeln“, so ein bekannter Satz der heiligen Hildegard.
Dieses Zitat hat P. Anselm Grün OSB, der bekannteste Mönch Deutschlands und der meistgelesene spirituelle Autor Europas, aufgegriffen und in seinem Buch „Wunden zu Perlen verwandeln“ verarbeitet, wenn er die 14 heiligen Nothelfer anhand ihrer Lebensgeschichten und Legenden tiefenpsychologisch deutete.
Am Sonntag, 17. Juli, wird er um 14 Uhr in der Basilika Vierzehnheiligen zu Gast sein und dazu einen Vortrag halten. Dazu lade ich Sie herzlich ein!
Ihr P. Maximilian Wagner
OFM Wallfahrtsrektor und Guardian