Zum Schmunzeln
Unsere Mitarbeiterin Corinna Tübel beschäftigt sich in dieser Kolumne mit Alltagssituationen, die sich in ihrer Umgebung, in ihrer Familie und in ihrer Gedankenwelt rund um das Thema „Home Office“ ergeben. Augenzwinkernd lässt sie uns an ihrem Leben teilhaben:
Viele schwören ja darauf: Während des Home-Office kann man auch wunderbar Handwerker-Termine für den Küchenausbau oder die kaputten Fliesen mitten in den Tag legen.
Eine gute Sache, dachte ich mir, als sich wieder einmal ein kleiner Riss im Boden im Flur bemerkbar machte: Handwerker kommt, ich zeige ihm seinen Arbeitsort, arbeite produktiv weiter – und am Ende des Tages ist alles erledigt. Doch schon an der Haustür deutete sich an, dass Herr X von der Firma Y wohl unter den Kontaktbeschränkungen litt. Nachdem er mir 15 Minuten das Problem meines Parketts als arbeitendes Naturprodukt unter dem Einfluss vom Raumklima und weiteren Faktoren erörtert hatte, seine Qualifikation und Werdegang eindrücklich erläutert und schon die zweite Tasse Kaffee getrunken hatte, wagte ich mich in mein Arbeitszimmer. Bereit zum…
Nein. Von nebenan dringt ohrenbetäubender Lärm durch die Wände. Ich müsste telefonieren. Wie lange er noch brauche? „Das kann jetzt leider noch etwas lauter werden…“, schallt es kurz in die Stille. „Weil das ist so..“
Noch bevor er zu neuen Erklärungen ansetzen kann, die ich ohnehin nicht verstehe, schlage ich die Tür zu, nehme meinen Laptop, mein Handy und meine Notizen und suche den am weitesten vom Geräuschpegel entfernten Ort auf: mein Schlafzimmer. Die Lautstärke dringt zwar immer noch dumpf zu mir durch, aber sie ist erträglich.
Nun ist es still.. „Frau Tübel“, brüllt es plötzlich durch das Haus. Ich stehe auf, um auf seinen Wunsch hin einen Putzlappen und einen Eimer aus dem Bad zu holen. Doch das wäre gar nicht nötig gewesen: Er folgt mir auf Schritt und Tritt, begutachtet meine Schränke und setzt schon wieder an: „So ein Holz ist ganz faszinierend…“
Mit dem Hinweis, ein (imaginäres) Klingeln meines Handys zu hören, verschwinde ich wieder im Schlafzimmer. Fünf Minuten später ist wieder Stille, verdächtige Stille… plötzlich geht die Tür meines Refugiums langsam auf. Unverschämtheit. Mit unterdrückter Wut rufe ich: „Ich komme.“ Dann höre ich schnellere Schritte:
„Nicht nötig, ich komme schon rei…“. „Raus!“, schreie ich aus Leibeskräften. Ich fühle mich gejagt in meinem eigenen Haus! Doch statt den Nähe suchenden Handwerker aus dem Haus zu werfen, setze ich mich neben ihn hin und lasse mich von den Fachausdrücken und Weltansichten berieseln. Ein Opfer, das Opfer tut. Für das Parkett. Um später bis tief in die Nacht vor dem Computer zu sitzen.