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Jahresbericht: Auswirkungen des Klimawandels prägen 2024 und kommende Jahre –  Dennoch erneut sehr gutes Ergebnis: Zu wenig und zu viel Wasser bereiten im Stadtwald Sorgen

Jahresbericht: Auswirkungen des Klimawandels prägen 2024 und kommende Jahre –  Dennoch erneut sehr gutes Ergebnis

Zu wenig und zu viel Wasser bereiten im Stadtwald Sorgen

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    Zufallsernte: Bei der Fichte gibt es im Stadtwald kaum mehr eine geplante Ernte. Stattdessen fallen die Bäume meist Stürmen oder dem Borkenkäfer zum Opfer. Das Bild zeigt einen Polter Fichtenholz im Stadtwald. Archivfoto: Ungemach
    Zufallsernte: Bei der Fichte gibt es im Stadtwald kaum mehr eine geplante Ernte. Stattdessen fallen die Bäume meist Stürmen oder dem Borkenkäfer zum Opfer. Das Bild zeigt einen Polter Fichtenholz im Stadtwald. Archivfoto: Ungemach Foto: Johannes Ungemach

    LOHR. 759.034 Euro - das ist der Betrag, der für das Wirtschaftsjahr 2024 aus dem Stadtwald in die Stadtkasse geflossen ist. Zwar liegt der Erlös damit geringfügig unter dem des Vorjahres, allerdings weiter deutlich über dem Ergebnis vergleichbarer Forstbetriebe und pro Festmeter gar auf Rekordniveau. Das schilderte Michael Neuner, der Chef des mit rund 4100 Hektar drittgrößten Kommunalwald Bayerns am Mittwochabend in seinem Jahresbericht vor dem Stadtrat. 

    Der Forstmann zeigte sich einerseits stolz über das Ergebnis und die Leistung seines Teams. Er machte aber auch deutlich, dass es angesichts der Auswirkungen des Klimawandels seit einigen Jahren stetig schwerer wird, im Wald nach Plan zu arbeiten. 

    Massiver Wassermangel

    Mittlerweile werde fast jeder zweite Baum nicht mehr geplant geerntet, schilderte Neuner. Vielmehr laufe man zunehmend den durch Stürme, Trockenheit oder Borkenkäfer verursachten Schäden hinterher. So habe man bei der besonders anfälligen Baumart Fichte im vergangenen Jahr so gut wie keinen Baum frisch geerntet. 

    »Die Bäume waren es nie gewohnt, dass sie Kummer haben. Auf einmal haben sie kein Wasser mehr«, lenkte Neuner den Blick vor allem auf die Trockenheit. Aufgrund der anhaltend ausbleibenden Niederschläge hätten die Bäume schon jetzt, noch vor dem eigentlichen Sommer, »massive Probleme mit der Wasserversorgung«. Die Wälder durch Saat und Pflanzung gemischter und somit stabiler zu machen, sei vor diesem Hintergrund eine der großen Herausforderungen, auch was die Kosten betrifft. Allein im vergangenen Jahr habe man so im Stadtwald eine Fläche von rund 25 Fußballfeldern neu bepflanzt beziehungsweise dort ausgesät. 

    Angesichts der Probleme mit der Trockenheit wirkte es auf den ersten Blick wie ein Widerspruch, wenn Neuner auch den Hochwasserschutz als einen Arbeitsschwerpunkt für die kommenden Jahre nannte. Doch der Klimawandel bringe auch immer mehr Starkregen mit sich, erklärte der Forstmann.

    Schäden nach Starkregen

    Zuletzt habe das nach solchen Regenereignissen davonströmende Wasser vor zwei Jahren massive Schäden an Waldwegen verursacht, was ihn »sehr beeindruckt« habe, so Neuner. Das Rezept dagegen sei ein »schleichender Hochwasserschutz«, also der Bau von vielen kleinen Rückhaltebecken im Wald. Allein im vergangenen Jahr habe man sechs solcher Tümpel neu angelegt. Ziel sei es, das Wasser möglichst lange im Wald zu halten und durch einen verlangsamten Abfluss die nachfolgenden Gewässer zu entlasten. 

    Vielzahl an Holzkunden

    Während die Auswirkungen des »rasant voranschreitenden Klimawandels« dem Stadtforst also Kummer, Arbeit und Ausgaben bereiten, läuft es bei der Vermarktung des Stammholzes laut Neuner umso besser. In den vergangenen Jahren sei es ihm gelungen, die Zahl der Holzkunden von einst knapp 30 auf mittlerweile 75 zu erhöhen. 

    Die meisten Abnehmer des Holzes aus dem Stadtwald sitzen in der näheren Umgebung. Viel Arbeit stecke man in die Sortierung des Holzes nach den Wünschen der Kunden, so Neuner. Das führe nicht nur zu hoher Zufriedenheit bei den Abnehmern, sondern auch zu guten Preisen. So habe man im vergangenen Jahr im Schnitt knapp 94 Euro pro verkauftem Festmeter erlöst. Der Erlös pro Hektar Waldfläche lag so am Ende bei rund 200 Euro. Neuner bezeichnete dies als einen »Spitzenwert« und sagt: »Es gibt kaum einen Betrieb, der solche Zahlen hat, schon gar nicht in unserer Größe«.

    Deutlich gesteigert wurde nach Aussage des seit 2021 für den Stadtwald verantwortlichen Betriebsleiters in den vergangenen Jahren auch der Wildabschuss. 325 Stück Schalenwild, also Rehe, Wildschweine und Rotwild, habe man im vergangenen Jagdjahr erlegt. Das sei doppelt so viel wie noch 2020. Allerdings, so relativierte Neuner, habe sich seither auch die in Eigenregie bejagte Stadtwaldfläche um die Hälfte auf nun 3000 Hektar erhöht.

    Durch den verstärkten Abschuss sei es gelungen, dass in den betreffenden Revieren die Schäden durch Wildverbiss überall als passend eingestuft sind. Die effektive Jagd werde »immer mehr zum entscheidenden Faktor« für das Schaffen klimastabiler Mischwälder, so Neuner.

    Trotz aller aus dem Klimawandel resultierender Probleme sagte er am Ende: »Hilflos sind wir nicht.« Wenn man weiter die richtigen strategischen Entscheidungen treffe, könne es gelingen, die Folgen der Klimakrise abzumildern und die vielfältigen Funktionen des Waldes zu sichern.  joun

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