Die Frage, ob das Café Klinker der Stadthalle verpachtet werden sollte, nahm im Werkausschuss des Lohrer Stadtrates breiten Raum im Halbjahresbericht von Stadthallen- und Kulturamtsleiter Thomas Funck ein. Das aktuelle Defizit des Eigenbetriebs Stadthalle bis Ende Juli bezifferte er auf gut 400.000 Euro, es liegt damit im Plan.
Nach Funcks Angaben gibt es immer wieder Nachfragen von Bürgern und Stadträten, warum das Kafé Klinker nicht dauerhaft verpachtet ist. Trotz einiger Gespräche habe es nie ernsthafte Interessenten dafür gegeben. Alle Anfragen würden von der Werkleitung bearbeitet, betonte er.
Grundsätzlich sei das Kafé Klinker baulich nicht auf eine Verpachtung ausgerichtet. Laut Funck gibt es keine bauliche Trennung zur Stadthalle, keinen eigenen Brandabschnitt, keine separaten Zähler für Strom, Heizung und Wasser sowie keine separate Haustechnik, dafür aber gemeinsame Catering- und Kühleinrichtungen und einen durchgehenden Thekenbereich mit der Stadthalle.
Ein Fünftel der Umsätze
Aber auch ohne dauerhaften Pächter sei das Café in den Veranstaltungsbetrieb der Stadthalle integriert und sorge für ein gutes Fünftel der Umsätze. Bei Veranstaltungen werde es häufig als Meetingraum oder fürs Catering genutzt. Für eigene Veranstaltungen der Stadthalle werde es ebenfalls eingesetzt, etwa beim Bier- und Weindorf, und bei Veranstaltungen der 816 Lounge auf dem Vorplatz.
Mieten könne man das Kafé Klinker, erläuterte Funck, »wir hatten schon mal eine Trauung und eine Trauerfeier drin«. Jede Anfrage werde daraufhin überprüft, ob der Veranstaltungsbetrieb eine Vermietung zulasse. Ferner müsse die Vermietung personell und wirtschaftlich möglich sein.
„Was müsste man für eine dauerhafte Verpachtung baulich verändern?“, wollte Frank Seubert (CSU) wissen. Jedenfalls müsse mehr gemacht werden, als nur eine Wand einzuziehen, erwiderte Funck. Er gab zu bedenken, dass es an der Stadthalle keine Laufkundschaft gebe, ein Betrieb mit der Nutzung des Vorplatzes höchstens im Sommer sinnvoll sei und wegen der Nachbarschaft auf den Geräuschpegel geachtet werden müsse. Zudem bringe die derzeitige Nutzung mehr ein als eine Pacht.
Zum laufenden Betrieb sagte Funck, die Auslastung im Kulturbereich sei sehr hoch und stabil. Es gebe viele neue Mieter und eine breite Basis an Veranstaltern. Allerdings habe man in diesem Jahr schon zwei Ausfälle gehabt, etwa durch Tourverlegung, so etwas habe es früher nicht gegeben.
Die Zahl der Wirtschaftsveranstaltungen habe sich stabilisiert, allerdings sei die wirtschaftliche Lage ein Unsicherheitsfaktor. Aus der Wirtschaft seien mehr kurzfristige Absagen als früher zu verzeichnen. Kunden hielten Optionen länger als früher. Auf der anderen Seite sei die Mieterbasis breiter geworden, was hoffentlich zu einer weiter wachsenden Auslastung führen werde.
Zehntes Betriebsjahr
Ende des Jahres geht die Stadthalle ins zehnte Betriebsjahr. Das werde 2026 ein Thema sein, so Funck. Grundsätzlich sei das Gebäude durch konstante Pflege in einem sehr guten Zustand. Notwendige Instandhaltungen am Gebäude und der Haustechnik nähmen allerdings zu.
So gebe es derzeit ein leichtes Eindringen von Wasser an der Tiefgaragendecke, die Ursache werde geprüft. An der Außenfassade sei eine Verschiebung der Klinker zu erkennen. Laut Funck geht davon keine Gefahr aus, „es sieht aber unschön aus“. Für die Klärung der Ursache sei der Hersteller kontaktiert worden.
Die bei einer TÜV-Prüfung festgestellten Mängel würden abgearbeitet, wenige Punkte seien noch offen. Eine neue Prüfung und Abnahme solle im Laufe des nächsten Jahres erfolgen, womit Kosten im mittleren fünfstelligen Bereich verbunden seien.
Aktuell liefen Ersatzbeschaffungen für die Technik, die nicht defekt, sondern überholt sei. Als Beispiele nannte Funck die Mischpulte, die durch neue ersetzt werden müssten, um den Ansprüchen der Produktionen zu genügen, und Motoren, die Lasten über Kopf hielten, etwa die Tonanlage. Deren Zulassung sei Deutschland erloschen. Die alten Geräte würden nicht weggeworfen, sondern verkauft, die Motoren etwa ins Ausland, wo sie noch zugelassen seien. Zum Großteil würden dabei „solide Erlöse“ erzielt, so Funck.
Die Umsatzerlöse und sonstigen Erträge bis Ende Juli bezifferte der Stadthallenleiter auf gut 363.000 Euro (Vorjahreszeitraum: 329.000 Euro), die Aufwendungen auf mehr als 765.000 Euro (757.000 Euro). Das Defizit verringerte sich um rund 27.000 Euro auf knapp 402.000 Euro.
Hohe Gasrechnungen
Kosten und Umsätze lägen im Plan. Berücksichtigt werden müssen laut Funck die teilweise sehr hohen Gasrechnungen wegen des Freibads, das an der Heizung der Stadthalle hängt. Die Rechnungen seien höher als in den letzten Jahren und würden erst gegen Jahresende mit dem Freibad verrechnet.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden