Dirk Rieb nimmt den zweiten Anlauf: Am Freitagabend wurde der 48-Jährige offiziell zum Kandidaten der CSU für die Lohrer Bürgermeisterwahl im März 2026 gekürt. Bei der Wahl 2020 war Rieb Amtsinhaber Mario Paul unterlegen. Warum es bei der kommenden Wahl anders werden müsse, erklärten die Redner nicht nur mit Riebs Qualifikationen, sondern auch mit den Vorzügen der CSU-Seilschaft.
Rieb ist der zweite offiziell Nominierte in einer Riege aus voraussichtlich vier Bewerbern um das Bürgermeisteramt. Die Nominierung von Marc Nötscher (SPD) und Amtsinhaber Mario Paul, der diesmal nicht mehr für die Grünen, sondern als unabhängiger Bewerber ins Rennen gehen wird, steht noch aus.

Am Donnerstag hatten bereits die Lohrer Grünen in der Alten Turnhalle Clemens Kracht als ihren Kandidaten auf den Schild gehoben. Am Freitag fanden sich im Saal dann nicht nur die von den Grünen als Deko hindrapierten Sonnenblumen als recycelter Tischschmuck wieder. Auch inhaltlich gab es – was angesichts der grundsätzlichen Unterschiede zwischen den beiden Parteien verwundern könnte – manche Parallele, und zwar in der Argumentation, weswegen man einen Wechsel an der Rathausspitze für dringend geboten hält.
Grundton ist gesetzt
Wie bei den Grünen schwang auch bei der CSU die Grundaussage durch die Reden, dass ein Bürgermeister anpacken und handeln müsse, statt zu theoretisieren. Bei der CSU ebenso wie bei den Grünen kristallisiert sich also folgende Kernthese heraus, mit der die Herausforderer in den Wahlkampf ziehen: Dort ein akademischer Bürgermeister der langen und zu oft ergebnislosen Diskussionsprozesse, hier unser bodenständiger Kandidat, der die Ärmel hochkrempelt und Probleme löst.
„Schöne Worte bringen uns nicht weiter, es muss gehandelt werden“, erklärte denn auch Dirk Rieb in seiner Bewerbungsrede und fügte hinzu: „Ich bin der Richtige dafür.“ Als zweiter Bürgermeister habe er in fünf Jahren die Abläufe in der Stadtverwaltung kennengelernt und festgestellt, dass das Rathaus hochkompetente Mitarbeiter habe. Sie müssten nur „richtig geführt werden“, so Rieb. Er habe als zweiter Bürgermeister bewiesen, dass es „für eine rasche Umsetzung keine großen Worte braucht“, setzte Rieb einen weiteren Seitenhieb Richtung Paul.
In der Tat ist Rieb bislang zumindest in der Öffentlichkeit eher nicht durch große Worte aufgefallen. Stattdessen wurde er als sachlich-nüchterner und tendenziell zurückhaltender Akteur wahrgenommen.
Zwar hielt Rieb auch bei der Nominierungsversammlung eine eher kurze Rede. Er sprach jedoch eindrücklich, beinahe emotional, auf jeden Fall selbstbewusst. Konkrete politische Inhalte zur Stadtpolitik sparte er aus, sagte stattdessen, dass für ihn nach 20 Jahren des politischen Engagements der Zeitpunkt gekommen sei, »um Verantwortung zu übernehmen«.

Das sahen die Gastredner des von Hilmar Ullrich moderierten und von Solisten aus den Reihen der städtischen Musikschule umrahmten Abends ebenso. Der politisch hochrangigste war Alexander Hoffmann, frischgebackener CSU-Landesgruppenchef im Bundestag. Er sprach davon, dass Lohr einen Bürgermeister brauche, der wie Rieb einerseits Kommunikator sei und »sensitiv auf Menschen zugehen« könne, andererseits aber auch bissig die »Interessen der Stadt knallhart vertritt«.
Neben Riebs Persönlichkeit stellte Hoffmann ebenso wie Landrätin Sabine Sitter das über alle politische Ebenen reichende CSU-Netzwerk als wesentlichen Faktor erfolgreicher Kommunalpolitik dar. Sitter selbst sprach davon, dass der Landkreis nicht zuletzt wegen des Großprojekts Klinikneubau in Lohr »einen starken Bürgermeister braucht«. Rieb habe durch seine berufliche Position im Lohrer Bezirkskrankenhaus bewiesen, dass er die passende Expertise mitbringe.
Seubert: Vertrauen erarbeitet
Der Landtagsabgeordnete und CSU-Kreisvorsitzende Thorsten Schwab verwies ebenfalls darauf, dass das sich vom Kommunalen über Bezirk und Freistaat bis nach Berlin spannende CSU-Netzwerk hilfreich beispielsweise bei der Zuweisung von Fördergeldern sein könne.

Frank Seubert, CSU-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, erklärte, dass man als Bürgermeister jemanden brauche, »der die Ärmel hochkrempelt, statt sich in wissenschaftlichen Sphären zu verlieren«. Als zweiter Bürgermeister habe Rieb sich in der Stadtverwaltung Vertrauen erarbeitet und erreicht, dass die Mitarbeiter »für ihn die Extrameile gehen«.
Auch Franz-Wilhelm Weis, hinter Rieb zweiter Vorsitzende des CSU-Ortsverbandes, sprach davon, dass es »mit schön reden nicht getan« sei. Die Tat ziere den Mann. Rieb habe bewiesen, ein Mann der Tat zu sein.
100 Prozent der Stimmen
Das sahen die wahlberechtigten Mitglieder des CSU-Ortsverbandes unter den rund 100 Besuchern offenbar genauso: Alle 35 gaben Rieb ihre Stimme. Dieser wertete das Votum als »Auftrag, alles zu geben, damit es in Lohr wieder vorwärts geht«.
Dass der Kandidat dabei auf seine Mitstreiter zählen kann, verdeutliche das Geschenk, das Rieb überreicht wurde: ein schwarzes Tauziehseil - als Symbol dafür, dass die CSU Rieb bei der Wahl 2026 gemeinsam ins Lohrer Bürgermeisteramt ziehen will.