„Wenn wir Menschen Musik hören, kommt etwas in Fluss - wir werden in unserem Innersten berührt und spüren die positive Energie, die von der Musik und den Musizierenden ausgeht“, begrüßte Pastoralreferent Alexander Wolf am vergangenen Samstag in der St. Michaelis Kirche in Neustadt. Rund 300 Musikliebhaber waren gekommen, um das Jahreskonzert des Orchesters Musica Medica zu hören. Kern des Ensembles sind Ärzte und ihre Familien, die teilweise sogar aus der Schweiz angereist waren. Der „Pizza-Chor“ um Leiter Rüdiger Linsner aus Hafenlohr und seine Fans hatten es nicht ganz so weit.
Gleich zu Beginn debütierte der erst sechsjährige Raffael König. Er war mit seiner Geige konzentriert und ernsthaft bei der Sache. Der Junge ist der Sohn von Katharina König und damit Enkel des 2016 verstorbenen Orchester-Gründers Dr. Georg Kaiser aus Marktheidenfeld. Katharina König führt als Querflötistin nicht nur das musikalische Erbe ihres Vaters fort, sie bildet zusammen mit ihrer Mutter, Dr. Barbara Kaiser, dem Würzburger Kardiologen und Cellisten Dr. Hinrik Strömer und dessen Frau Susann die logistische Herzkammer des Orchesters.
Seit mehr als 20 Jahren zu Gast
Die Organisation der fünf Proben-Tage und der Konzerte im italienischen Grado und in Neustadt nimmt viele Wochen in Anspruch. Außerdem sind die Organisatoren ständig auf der Suche nach passenden Ensemble-Mitgliedern. Die teils „sperrigen“ Instrumente erfordern detaillierte Reiseplanung.
In Neustadt wurden die Organisatoren von Mitgliedern der Pfarrgemeinde unterstützt - sie sorgten auch für das leibliche Wohl des Orchesters und der Konzertbesucher. Barbara Kaiser freute sich, dass sie seit mehr als 20 Jahren Gast der Pfarrei sein darf. Dafür hilft sie auch gut gelaunt beim Gläserspülen. Am Abend öffnete sie als „Herbergs-Mutter“ ihr Haus für Mitglieder des Ensembles.
Der Würzburger Musikprofessor Rudolf Ramming führte die Musiker als Dirigent mit leichter Hand und großem Enthusiasmus durch das Programm. Die „Famiglia“ Musica Medica und der Pizza-Chor dankten dem unermüdlichen Engagement der Organisatoren mit einem Konzert mit emotionaler Bandbreite. Zu hören war eine spannende Klangreise durch Epochen, Stile und Gefühle. Andacht und spirituelle Tiefe vermittelten die Sopranistin und Mezzosopranistin Laura und Eleonore Pernerker. Der Pizza-Chor erzeugte mit „The Blessing of Aaron“ Gefühle von Ruhe und innerer Einkehr. Die Melancholie in „Larissas Lied“ aus dem Film „Wunderkinder“ war im Arrangement von Hinrik Strömer deutlich zu spüren.
Tosender Applaus
In Camille Saint-Saëns' „Introduction e Rondo capriccioso, op.28“ wechselte sehnsuchtsvolle Nachdenklichkeit urplötzlich in eine lebendig-tänzelnde Richtung: eine Herausforderung für die Geige. Die ukrainische Geigerin Yuliia Bielitska erntete für ihr virtuoses, ausdrucksstarkes Spiel, ihre hohe technische Präzision und rhythmische Sicherheit tosenden Applaus. Der „Adiemus“ Chorgesang füllte den Raum mit archaisch-schwebender, meditativer Stimmung. Dunkel-tranceartige Atmosphäre verbreitete das Celloquartett mit der Komposition „Bittersweet“ des Apocalyptika-Gründers Eicco Toppinen. Werke von Giuseppe Torelli, Antonio Vivaldi, Wolfgang Amadeus Mozart und Joseph Haydn entführten das Publikum in die festliche Pracht des Barock und die heiteren, optimistischen Klangwelten der Wiener Klassik.
Erlös für die Kirche
Zum Abschluss wählte Rudolf Ramming eine stille, nachklingende Geste. Orchester und Chor gaben als dritte Zugabe das „Abendlied“ aus Humperdincks „Hänsel und Gretel“. Der Spendenerlös des Benefiz-Konzertes kommt der ehemaligen Abteikirche Neustadt zugute. Alexander Wolf bedankte sich mit einem herzlichen „Vergelt's Gott“.
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