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Lohr: Das Feuerwehrboot, das nicht für den Main taugt

Lohr

Das Feuerwehrboot, das nicht für den Main taugt

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    Ernstfall im August 2023: Zwei Feuerwehrmänner machen das Einsatzboot der Lohrer Wehr startklar, um es bei Pflochsbach ins Wasser zu lassen. Dort, auf dem Main, brennt eine Yacht. Doch eigentlich ist das Boot der Lohrer Feuerwehr für Einsätze auf dem Fluss gar nicht ausgelegt.
    Ernstfall im August 2023: Zwei Feuerwehrmänner machen das Einsatzboot der Lohrer Wehr startklar, um es bei Pflochsbach ins Wasser zu lassen. Dort, auf dem Main, brennt eine Yacht. Doch eigentlich ist das Boot der Lohrer Feuerwehr für Einsätze auf dem Fluss gar nicht ausgelegt. Foto: Feuerwehr Lohr

    Laura ist 26 Jahre alt und bringt rund 145 Kilo auf die Waage. Wäre sie ein Mensch, hätte sie angesichts ihres Gewichts wohl ziemliche Fortbewegungsprobleme. Doch Laura ist ein Boot. Genauer: das Einsatzboot der Lohrer Feuerwehr. 

    Als solches ist sie trotz ihres Alters von 26 Jahren noch recht gut in Schuss und dank eines Motors von 15 PS auch halbwegs agil. Zumindest theoretisch. Praktisch jedoch hat auch das Einsatzboot der Lohrer Feuerwehr ein Fortbewegungsproblem: Es ist nur für stehende Gewässer zugelassen, also für das Fahren auf Seen. Davon gibt es in hiesigen Gefilden freilich nicht allzu viele. 

    Der Main indes ist ein Fließgewässer. Auf ihm sollte die Lohrer Feuerwehr ihr schwachbrüstiges Boot allerdings eher nicht zu Wasser lassen – wenn sie mögliche haftungsrechtliche Verstrickungen ausschließen will.

    Genau das wiederum ist für Sebastian Mademann ein Problem. Der Kommandant der Lohrer Wehr steht bei jedem Einsatz des Bootes auf dem Main vor der Frage, ob er ihn überhaupt zulassen soll. Denn sollte wegen der fehlenden Tauglichkeit des Bootes etwas schiefgehen, könnte Mademann juristischer Ärger ins Haus stehen. Der Kommandant spricht von einem Zwiespalt, den er sich und seinen Aktiven ersparen will. Er sagt: „Ich möchte für meine Leute rechtliche Sicherheit.“

    Problem seit 2021 bekannt

    Dass das Lohrer Feuerwehrboot ein Zulassungsproblem hat, ist schon seit 2021 bekannt. Damals wurde der neue Feuerwehrbedarfsplan erstellt. Das externe Büro wies dabei darauf hin, dass das Boot nicht für Einsätze auf dem Main bestimmt ist. „Bis dahin haben wir das nicht gewusst“, sagt Mademann. Das Lohrer Boot sei eigentlich für „den Paddelbetrieb auf stehenden Gewässern“ gedacht. 

    Doch warum wurde dann nicht längst ein taugliches Boot beschafft? Mademann sagt dazu, dass er im Zuge der von ihm alljährlich erstellten Investitionsliste die Anschaffung des Bootes jedes Jahr bei der Stadt beantragt habe. Jedoch ist die Stadt als Sachaufwandsträger der Feuerwehr seit Jahren knapp bei Kasse. Deswegen musste Mademann bei den Ersatzbeschaffungen priorisieren. Dabei, so schildert er, habe er Einsatzzahlen und -schwerpunkte im Blick. Und Einsätze auf dem Main seien für die Lohrer Feuerwehr eher selten: „Fünf bis sieben pro Jahr“, nennt Mademann. 

    Die Alarmmeldung lautet dann nicht selten „Person im Main“. Es sei in den vergangenen Jahren aber nie um das Retten einer lebenden Person gegangen, stattdessen mehrfach um das Bergen von Leichen, schildert Mademann.

    Jetzt, im Sommer und bei normalen Wasserständen, gebe es bei solchen Bootseinsätzen kein Zögern, so der Kommandant. „Man kann mit dem Boot auf dem Main fahren, aber man ist nicht schnell.“ Doch was ist bei Hochwasser oder höheren Fließgeschwindigkeiten? Bislang, so sagt Mademann, habe er es trotz fehlender Zulassung des Bootes auch in solchen Fällen „noch nicht durchgezogen, das Boot an Land zu lassen“. Doch nicht zuletzt durch den Besuch diverser Fortbildungen und dabei erhaltene Hinweise stehe für ihn nun fest, dass der Zustand nicht mehr tragbar ist. 

    Um eine klare Aussage zur Einsatzfähigkeit des Bootes zu erhalten, habe man vor etlichen Wochen eine Anfrage an den Landesfeuerwehrverband gestellt. Dieser verwies an den Hersteller. Von dem hat Mademann vor wenigen Tagen die Aussage erhalten, dass das Lohrer Einsatzboot „nicht für fließende Gewässer gebaut“ sei. „Darauf müssen wir reagieren“, sagt Mademann. 

    Das sagt die Stadt

    Die Entscheidung liegt beim Sachaufwandsträger der Feuerwehr, also bei der Stadt Lohr. Im Lohrer Rathaus sagt man zu der Situation, dass eine „städtische Feuerwehr unserer Größenordnung und geografischen Lage an einer großen Wasserstraße nach Möglichkeit ein geeignetes eigenes Rettungsboot vorhalten“ sollte. Daher, so Pressesprecher Marc Steigerwald, sehe der Feuerwehrbedarfsplan ein solches Boot auch grundsätzlich vor. Dass das jetzige Boot nicht für den Main tauge, habe sich erst „vor Kurzem konkretisiert“.   

    Im Rathaus will man vorerst die für September geplanten Gespräche mit dem THW abwarten. Erst danach könne man eine Entscheidung zum weiteren Vorgehen treffen. Schon jetzt verweist die Stadt darauf, dass es für die Beschaffung eines Ersatzbootes, das mindestens einen hohen fünfstelligen Betrag kosten dürfte, keine staatlichen Fördermittel gibt. 

    Bleibt die Frage, wie es mit dem Lohrer Feuerwehrboot weitergeht. Dazu sagt Mademann, dass man das Boot, auch wenn es nicht für den Main gebaut ist, vorerst bei der Einsatzzentrale in Würzburg nicht für Alarmierungen abmelden werde. Zumindest nicht, bis eine Lösung in Kooperation mit dem THW gefunden sei. „Bis dahin gehen die Einsätze auf meine Verantwortung“, sagt Mademann. 

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