Mit imposanter Klangvielfalt hat der Würzburger Domorganist Stefan Schmidt am Sonntag rund 70 Zuhörer in der St.-Pius-Kirche in Lohr-Lindig begeistert. Das Konzertprogramm war ausgerichtet auf den bevorstehenden Feiertag Christi Himmelfahrt. Markus Inderwies, Organist von St. Pius, hatte das Konzert gemeinsam mit Schmidt und der Choralschola zusammengestellt.
Herausragend war eine Improvisation im Wechselspiel zwischen der vorsingenden Schola und dem frei gestaltenden Organisten. Dabei stand die Orgel in starkem Kontrast zum Gesang. Die Sänger und der Organist präsentierten unterschiedliche Stile: langsam, modern, spannungsreich, jazzig-rhythmisch - und jeder Ton passte perfekt. „Meist hat man ein Literaturvorbild, von welchem man sich inspirieren lässt, und eine Idee, wie es klingen soll“, erklärte der Organist sein Vorgehen bei der Improvisation. Die vielen unterschiedlichen Facetten brachten die Zuhörer zum Lächeln und ließen den einen oder anderen Fuß im Takt mitwippen.
Das Programm zeigte die ganze Klangvielfalt der Orgel. Dramatisch und schnell, langsam und melancholisch. Besonders nachdrücklich wirkte die Toccata von Charles Marie Widor aus der Symphonie No 5, bekannt für ihre schnelle, rhythmische Bewegung, improvisatorische Struktur, Akkordpassagen und hohe technische Anforderungen an den Interpreten.
Mitten im Kirchenschiff
Ein Orgelkonzert in St. Pius hat einen ganz besonderen Reiz, denn der Organist sitzt mitten im Kirchenschiff. Die Zuhörer können nicht nur hören, sondern auch sehen, wie die Musik entsteht. Schmidt zog gefühlvoll die Register, manchmal scheinbar selbst gespannt, ob der Ton so klingen würde wie erwartet.
“Mit 25 Registern ist das ein eher kleines Instrument“, sagte der Domorganist zur Krieger-Orgel aus 1980 in St. Pius. Trotzdem bot es volle Dynamik und Klangvielfalt. „Anders als beim Klavier ist die Lautstärke des Tons nicht von der Art, wie man die Taste drückt abhängig“, so Schmidt. Er veränderte die Dynamik, indem er die zentralen Klappen der Orgel öffnete und schloss - ein durchaus amüsantes Schauspiel. Das Konzert begeisterte alle Anwesenden und endete mit großem Applaus.
Am Freitag, 20. Juni, tritt in St. Pius das dortige Orchester mit Musik des Barock auf - und dürfte wie Schmidt das Publikum in seinen Bann ziehen.