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Lohr: Mainbrücke war ein gigantisches Unternehmen für die Stadt Lohr

Lohr

Mainbrücke war ein gigantisches Unternehmen für die Stadt Lohr

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    Die Lohrer Mainbrücke ist ein imposantes Bauwerk, das vor genau 150 Jahren eingeweiht wurde.
    Die Lohrer Mainbrücke ist ein imposantes Bauwerk, das vor genau 150 Jahren eingeweiht wurde. Foto: Hans Lembach

    „Verknüpft durch dieser Brücke Band – reicht Spessart sich und Frankenland – auf immerdar die Bruderhand“, war am 26. September 1875 auf einem Triumphbogen zu lesen. An diesem Tag vor 150 Jahren wurde die Lohrer Mainbrücke dem Verkehr übergeben. Die Geschichte des Brückenschlags zum Sendelbacher Ufer, der groß gefeiert wurde, ist bewegend.

    Die Idee, in Lohr eine Brücke über den Main zu schlagen, kam wohl schon in den Dreißigerjahren des 19. Jahrhunderts auf, als 1846 in Marktheidenfeld eine steinerne Mainbrücke eröffnet wurde. Lohrs Bürgermeister Josef Schiele zeigte sich von diesem Bauwerk beeindruckt. Ihm schwebte eine Brücke in Lohr vor.

    Die erste amtliche Akte über einen solchen Brückenbau stammt vom 7. Februar 1868. Sie nennt als Kostenvoranschlag einer Firma aus Nürnberg zum Bau einer eisernen Mainbrücke den Preis von 220.000 Gulden. Die Planungsarbeiten wurden gebremst durch Landtags- und Gemeindewahlkämpfe, kontrovers geführt von den Lohrer Parteien.

    Gigantisches Unternehmen der Stadt Lohr in geldarmer Zeit

    Als Schiele zurücktrat, wurde am 27. November 1869 Franz Josef Keßler neuer Lohrer Bürgermeister. Er griff die Pläne zum Brückenbau wieder auf. Bereits am 17. Februar 1870 beschloss der Magistrat, den Brückenbau erneut zu erwägen. Am 27. Februar entschied sich der Magistrat mehrheitlich für den Bau der neuen Brücke. Sie sollte finanziert werden durch das Fällen von Eichen aus dem Stadtwald.

    Auch das Bezirksamt als Aufsichtsbehörde befürwortete den Brückenbau, dessen Planungen aber durch den Krieg von 1870/71 unterbrochen wurden. Am 17. März 1871 tagte der Magistrat erneut. Nach dem Sitzungsprotokoll vom 5. Januar 1872 sollte der Brückenbau „unverzüglich in Angriff genommen werden“. Schließlich wurde mit dem Bau am 5. Mai 1873 begonnen.

    Obwohl Hochwasser zehn Tage lang das Gelände überschwemmte, wurden am 3. Juli die Fundamente gelegt. Am 13. Juli war der Aushub für den rechtsseitigen Freipfeiler beendet, am 19. Juli 1873 wurde der erste Quaderstein gesetzt. Die Arbeiten gingen zügig voran. Am 10. Oktober 1874 schloss sich der dritte Bogen, und am 26. Oktober wurde der Schlussstein zum sechsten und letzten Bogen eingesetzt. Schon über zwei Jahre lang wurde an der ersten Lohrer Mainbrücke gebaut, bis sie im August 1875 ihrer Vollendung entgegenging.

    Es war ein gigantisches Unternehmen der Stadt Lohr in der damaligen geldarmen Zeit. Die Stadt hatte erst ein neues Krankenhaus gebaut und die meisten Bürgerinnen und Bürger waren durch Bankrott der beiden genossenschaftlichen Bankhäuser um ihr Vermögen gekommen. Daher war es nicht verwunderlich, dass der Brückenbau von Bürgern und mehreren Magistratsräten schwer bekämpft wurde.

    Brückenzoll sollte Zinsen zahlen

    Die Unruhe wuchs noch, als die Brücke ihrer Vollendung nahe war und bekannt wurde, dass der Voranschlag von 300.000 Gulden (entspricht heute in etwa einem Wert von drei Millionen Euro) weit überschritten würde. Zeitungen berichteten von einer Bausumme von doppelter Höhe, sogar von 800.000 Gulden. Staatliche Zuschüsse gab es noch nicht. So musste die Stadt größere Kredite aufnehmen, ihre wertvollsten Eichenstämme opfern, ein Zollhäuschen bauen und Brückenzoll eintreiben, um die Zinsen aufzubringen.

    Trotz der hohen Kosten freute sich ganz Lohr und Umgebung, als die Brücke mit einer Länge von 266 Meter und 8,45 Meter Breite fertiggestellt war. Die Fahrbahnbreite von fünf Metern genügte für den damaligen Verkehr.

    Ein großer Teil der Mehrkosten entfiel übrigens auf den Bau des Hafens mit dem riesigen Lände- und Schiffbauplatz unterhalb der Brücke. Der Winterhafen hatte eine Länge von 159 Metern und war 101 Meter breit. Er schloss mit der Kaibachmündung ab, die mit einem Stauwehr versehen war, um die Einlassung der Holzstämme in den Main zu erleichtern. Unterhalb des Kaibaches war noch ein geräumiger Holzlagerplatz angelegt worden. So waren mit dem Brückenbau gleichzeitig die Bedürfnisse vieler Lohrer Geschäfts- und Handwerksleute befriedigt worden.

    Festlicher Zug am Tag der Brückeneinweihung

    Mit Kreuz und Fahnen voraus, dann die Feuerwehr, Gesang-, Bolzschützen-, Krieger-, Kampfgenossen- und Bürgervereine und der katholische Gesellenverein mit all den Fahnen, so zog die lange Prozession am Tag der Einweihung mit feierlicher Musik zur Brücke. Auf dem Festplatz trat der Lohrer Gesangverein vor etwa 6000 Festteilnehmern auf, schätzte ein Chronist. Lohr hatte damals rund 4500 Einwohner. Das Band der Brücke wurde durchschnitten, worauf die Menge die Brücke überschritt.

    Am Sendelbacher Ufer angekommen, nahm Bischof Johannes Valentin die Einweihungs-Zeremonien vor. Dann übergab Bürgermeister Franz Joseph Keßler das Bauwerk dem Verkehr.

    Am Festsonntag fand in den Weigands-Gartensälen (sie befanden sich parallel zur städtischen Anlage im Bereich des Vermessungsamts) ein festliches Dinner mit rund 70 Ehrengästen statt. Auf der Speisekarte standen etwa Sardellenbrötchen, Forellen, Rostbeaf mit Marcaroni und Parmesankäse sowie Hahnenragout.

    Bengalisches Feuer bestrahlte die neue Brücke

    Hohe Post- und Bahnbeamte hoben hervor, dass Lohr nun auch gute Aussicht habe, Bahnknotenpunkt zu werden. Der Bahnbau Lohr-Wertheim sei bereits gesetzlich festgelegt, der Bahnbau Lohr-Partenstein-Gelnhausen werde folgen. Dieser werde sich besonders günstig auf Handel und Industrie und überhaupt günstig für die Stadt Lohr auswirken. Diese Ankündigung löste beim Essen große Begeisterung aus.

    Dann wurden die Festgäste auf den Valentinusberg geführt, um das herrliche Stadt- und Landschaftsbild zu genießen. Inzwischen war es schon Abend geworden, und man konnte von der Höhe aus die reich mit Gas-Lampions und bengalischem Feuer beleuchtete Brücke im Abenddunkel bestaunen. Auf den Höhen ringsum loderten Freudenfeuer. Prächtig wirkte ein „griechisches Feuer“ auf dem Valentinusberg.

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