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Lohr: Fledermäuse als Stars vor der Kamera: Landkreis Main-Spessart wichtig für Arterhaltung

Lohr

Fledermäuse als Stars vor der Kamera: Landkreis Main-Spessart wichtig für Arterhaltung

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    Der Main-Spessart-Kreis ist ein bundesweit relevanter Standort für die Arterhaltung des Großen Mausohrs, der größten einheimischen Fledermausart. (Symbolfoto)
    Der Main-Spessart-Kreis ist ein bundesweit relevanter Standort für die Arterhaltung des Großen Mausohrs, der größten einheimischen Fledermausart. (Symbolfoto) Foto: Klaus Bogon/Landkreis Fulda, dpa

    Der Main-Spessart-Kreis ist ein bundesweit relevanter Standort für die Arterhaltung des Großen Mausohrs, der größten einheimischen Fledermausart. Darüber hat Thomas Mantel, ehrenamtlicher Fledermausberater des Bundes Naturschutz für den Kreis, am Mittwoch den Stadtentwicklungs- und Umweltausschuss des Stadtrates informiert. Die Kolonie in der alten Rodenbacher Kirche ist jetzt per Webcam live zu beobachten.

    Ein langjährig genutztes Fortpflanzungsquartier des Großen Mausohrs neben der alten Kirche St. Rochus in Rodenbach besteht laut Mantel noch im Lohrer Schloss. Das Große Mausohr sei »die Kirchen- und Schlossfledermaus«. Sie könne eine Spannweite bis zu 40 Zentimeter haben und sei wie alle einheimischen Arten gesetzlich streng geschützt.

    Ab März bildeten bis über 1000 Weibchen sogenannte Wochenstuben, um ihre Jungen zur Welt zu bringen. Die Größe der Kolonie in der alten Kirche Rodenbach schwanke. Im vorigen Jahr seien rund 920 Tiere gezählt worden. Die Männchen kämen andernorts in sogenannten Junggesellenstuben zusammen.

    Größte Dichte im Kreis

    Die Jungtiere kämen meist im Juni zur Welt und seien nach vier Wochen flugfähig. Ab August lösten sich die Wochenstuben auf. Die Tiere nähmen ihre Winterquartiere teilweise im Kreis, ein Teil fliege aber auch in die Fränkische Alb. Nach Mantels Angaben besitzt der Kreis die größte Dichte an Wochenstuben des Großen Mausohrs.

    In St. Rochus würden mit Hilfe eines modernen Kamerasystems die Lebensweise und das Verhalten der Tiere dokumentiert und gleichzeitig ihr Schutz verbessert. Nach der Bewilligung von Fördergeldern Anfang des Jahres seien derzeit zwei Webcams mit hoch auflösenden Kameras in der Kirche aktiv. Zwei Weitere stünden bereit zur Installation im Winter, so Mantel. Zudem seien Geräte zur Raumklimaüberwachung (Temperatur und Luftfeuchte in mehreren Bereichen des Dachstuhls) installiert worden.

    Die wissenschaftliche Forschung wolle das Verhalten und die Bedürfnisse der Fledermäuse besser verstehen und somit effektivere Schutzmaßnahmen entwickeln. Durch die Überwachung der Wochenstube seien frühzeitig Störungen und Gefahren zu erkennen, entsprechende Maßnahmen könnten ergriffen werden.

    Durch die Live-Aufnahmen könnten aber auch Bewusstsein und Verständnis in der Öffentlichkeit geschaffen werden. Laut Mantel könnten insbesondere Schulen und Bildungseinrichtungen von den gesammelten Materialien profitieren und diese in den Unterricht einbinden. Ferner könne mit den Aufnahmen touristisches Interesse geweckt werden.

    Der Fledermausberater kündigte an, bis Ende des Monats die Livestreams und Informationen im Internetauftritt der Stadt Lohr zugänglich zu machen. Geplant sei die Übergabe der Trägerschaft an die Kreisgruppe des Bundes Naturschutz.

    Tieren ist zu kalt

    Für die Aufnahmen hätten sich bereits Interessenten gemeldet, berichtete Mantel. Geplant sei ein Live-Stream während der 700-Jahr-Feier in Rodenbach. Es solle einen Videobeitrag des Bistums Würzburg mit Aufnahmen aus Rodenbach geben. Ferner bestünden diverse Anfragen seitens der Universitäten Erlangen und München. Derzeit sei auf den Aufnahmen allerdings wenig los: Die Tiere zeigten wegen der niedrigen Temperaturen und des Regens wenig Aktivitäten.

    Michael Kleinfeller (CSU) machte auf alte Steinbrüche bei Sendelbach aufmerksam. Ob in den Rissen und Spalten Sommerquartiere von Fledermäusen bestehen, konnte ihm Mantel aber nicht sagen: „Wir kennen auch nicht alle Quartiere.“ Einen guten Überblick habe die Koordinationsstelle für Fledermausschutz in Erlangen.

    Bürgermeister Mario Paul sprach von einem „sehr spannenden Thema“. Besonders lobenswert sei das ehrenamtliche Engagement. Dieses werde für die Fledermäuse auf jeden Fall fortgesetzt, erfuhr Clemens Kracht (Grüne) von Mantel: Im Bund Naturschutz gebe es Interessierte und Aktive.

    Der städtische Umweltbeauftragte Manfred Wirth kündigte an, in der Rodenbacher Mainaue werde für die Fledermäuse eine städtische Pachtfläche, die bislang als Acker genutzt werde, in Grünland umgewandelt. Das fördere die Insektenvielfalt. Fledermäuse gehörten zu den größten Insektenvertilgern.

    Ortstermine gestrichen

    Mit dem Pächter wurde nach Angaben Wirths bereits eine Einigung erzielt. Bezahlt werden solle die Umwandlung aus einem Budget, das der bayerische Umweltfonds der Stadt zur Verfügung gestellt habe. Ortstermine in der alten Kirche in Rodenbach und in der Mainaue, die nach dem Vortrag im Sitzungssaal des Rathauses eigentlich vorgesehen waren, wurden wegen des nassen Wetters gestrichen.

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